Gemeinde übernimmt Bahnhof wieder
Unklar ist, was der Markt Weiler-Simmerberg mit dem Gebäude macht
WEILER - Rolle zurück in Sachen Weilerer Bahnhof: Die Gemeinde wird wieder Eigentümer des denkmalgeschützten Gebäudes. Der im vergangenen Jahr geschlossene Kaufvertrag mit einem Investor wird rückabgewickelt. Einen entsprechenden Antrag des Käufers hieß der Gemeinderat mit 12:5 Stimmen für gut. „Die Alternative wäre eine lange Hängepartie“, sagte Bürgermeister Karl-Heinz Rudolph. Was die Gemeinde mit dem Bahnhof macht, ist unklar. Möglicherweise taucht in dem Zusammenhang ein anderes Thema aus der Versenkung auf: eine Nutzung als Kulturund Vereinsstadel.
Der Bahnhof beschäftigt Weiler seit Langem. Die Gemeinde hatte die Immobilie im Jahr 2001 der Bahn abgekauft. Danach sind verschiedene Ideen für eine neue Nutzung aufgetaucht. Zuletzt stand ein BürgerBeteiligungsmodell im Raum, bei dem neben der Firma Feneberg auch ein Ingenieurbüro Interesse als Mieter signalisiert hatte. Das Thema schien vom Tisch, als Anton Spieler als Investor auf den Plan trat und der Gemeinde ein Kaufangebot unterbreitete. Der Bauunternehmer wollte nach eigenem Bekunden mit viel Eigenleistung Büros beziehungsweise Praxen und Wohnungen in dem Gebäude einrichten. Gegen erhebliche Zweifel seitens der Freien Wähler und der SPD hieß der Rat den Verkauf im Februar vergangenen Jahres mehrheitlich für gut.
Getan hat sich seitdem nicht viel. Das Gebäude liegt da wie zuvor. Das hängt an der persönlichen Situation des Käufers. Er sehe sich aus gesundheitlichen Gründen außerstande, das Projekt umzusetzen, teilte Spieler in einem Schreiben mit. Deshalb bat er die Gemeinde, den Kauf rückabzuwickeln. Der Unternehmer leidet unter anderem an den Spätfolgen eines Unfalls.
Bürgermeister und Ratsmehrheit sahen keine Alternative
Eine Alternative zu einer Rückabwicklung sahen der Bürgermeister und die Ratsmehrheit nicht. Es sei sehr fraglich, ob die Gemeinde den Investor zwingen könne, sein Projekt umzusetzen, sagte Bürgermeister Rudolph. In jedem Fall ginge bei einer juristischen Auseinandersetzung sehr viel Zeit verloren.
Das sieht die Ratsmehrheit genauso. Einfach so zur Kenntnis nehmen wollten einige Räte die neueste Entwicklung aber nicht. Dr. Bernd Ferber, Fraktionssprecher der Freien Wähler, erinnerte an das „extrem dürre Schreiben“, mit dem Spieler damals sein Interesse signalisiert habe. Das habe „schon das Scheitern in sich getragen“mit Folgen für die Gemeinde. „Es fallen uns eine Million Euro auf die Füße“, sagte Ferber mit Blick auf die möglichen Sanierungskosten.
Roswitha Sinz sprach von einem „Fiasko“, für das die „CSU-Fraktion die Verantwortung“trage. Das wiederum wies deren Sprecher Xaver Fink vehement zurück. Diese Entwicklung habe bei der Entscheidung für einen Verkauf keiner absehen können.
„Nicht überrascht“zeigte sich Dr. Franz Sauer angesichts des gebremsten Engagements, mit dem der Käufer vorgegangen sei. Er bat seine Kollegen ein neues Konzept „möglichst im Konsens“zu beschließen.
Bis dahin wird aber wohl noch einige Zeit vergehen. Derzeit ist unklar, was mit dem Bahnhof geschehen wird. Für eine Sanierung standen im Jahr 2015 Kosten in Höhe von einer Million Euro im Raum. Seitdem sind die Baupreise erheblich gestiegen. Zudem kann die Gemeinde nicht einfach zurück zu den früheren Plänen. Die Firma Feneberg hat zwar laut Rudolph mit ihrer Landbäckerei Sinz weiter Interesse an Räumen. Dagegen hat sich das Ingenieurbüro, das als Mieter in den Bahnhof kommen sollte, im Gewerbegebiet Hauser Wiesen niedergelassen.
Rudolph selber brachte eine Nutzung als Kultur- und Vereinsstadel ins Spiel. Dafür sucht die Gemeinde ebenfalls seit Jahren einen Standort. Der ins Auge gefasste Platz neben der Sporthalle und der Postbrauerei scheidet nach Stand der Dinge aus Gründen des Lärmschutzes aus. Zumindest aus Sicht von Bruno Bernhard lohnt es sich, das Thema zu verfolgen. „Vielleicht können wir für die Gemeinde etwas Gutes schaffen.“
Über die Vertragsmodalitäten haben die Räte im Anschluss nichtöffentlich beraten. Michael Götz hätte das gerne vor der Zustimmung zu der Rückabwicklung des Vertrages getan. „Wir brauchen Infos, die wir nur nicht-öffentlich beraten können“, sagte er. Die Notwendigkeit sahen der Bürgermeister und die anderen Räte aber nicht. Im Vertrag gehe es um Regelungen für Notarkosten und Verwaltungsaufwendungen der Gemeinde. Rudolph: „Wir bekommen sicher nicht den Bahnhof und eine Million obendrauf.“