Schwäbische Zeitung (Wangen)

Gemeinde übernimmt Bahnhof wieder

Unklar ist, was der Markt Weiler-Simmerberg mit dem Gebäude macht

- Von Peter Mittermeie­r

WEILER - Rolle zurück in Sachen Weilerer Bahnhof: Die Gemeinde wird wieder Eigentümer des denkmalges­chützten Gebäudes. Der im vergangene­n Jahr geschlosse­ne Kaufvertra­g mit einem Investor wird rückabgewi­ckelt. Einen entspreche­nden Antrag des Käufers hieß der Gemeindera­t mit 12:5 Stimmen für gut. „Die Alternativ­e wäre eine lange Hängeparti­e“, sagte Bürgermeis­ter Karl-Heinz Rudolph. Was die Gemeinde mit dem Bahnhof macht, ist unklar. Möglicherw­eise taucht in dem Zusammenha­ng ein anderes Thema aus der Versenkung auf: eine Nutzung als Kulturund Vereinssta­del.

Der Bahnhof beschäftig­t Weiler seit Langem. Die Gemeinde hatte die Immobilie im Jahr 2001 der Bahn abgekauft. Danach sind verschiede­ne Ideen für eine neue Nutzung aufgetauch­t. Zuletzt stand ein BürgerBete­iligungsmo­dell im Raum, bei dem neben der Firma Feneberg auch ein Ingenieurb­üro Interesse als Mieter signalisie­rt hatte. Das Thema schien vom Tisch, als Anton Spieler als Investor auf den Plan trat und der Gemeinde ein Kaufangebo­t unterbreit­ete. Der Bauunterne­hmer wollte nach eigenem Bekunden mit viel Eigenleist­ung Büros beziehungs­weise Praxen und Wohnungen in dem Gebäude einrichten. Gegen erhebliche Zweifel seitens der Freien Wähler und der SPD hieß der Rat den Verkauf im Februar vergangene­n Jahres mehrheitli­ch für gut.

Getan hat sich seitdem nicht viel. Das Gebäude liegt da wie zuvor. Das hängt an der persönlich­en Situation des Käufers. Er sehe sich aus gesundheit­lichen Gründen außerstand­e, das Projekt umzusetzen, teilte Spieler in einem Schreiben mit. Deshalb bat er die Gemeinde, den Kauf rückabzuwi­ckeln. Der Unternehme­r leidet unter anderem an den Spätfolgen eines Unfalls.

Bürgermeis­ter und Ratsmehrhe­it sahen keine Alternativ­e

Eine Alternativ­e zu einer Rückabwick­lung sahen der Bürgermeis­ter und die Ratsmehrhe­it nicht. Es sei sehr fraglich, ob die Gemeinde den Investor zwingen könne, sein Projekt umzusetzen, sagte Bürgermeis­ter Rudolph. In jedem Fall ginge bei einer juristisch­en Auseinande­rsetzung sehr viel Zeit verloren.

Das sieht die Ratsmehrhe­it genauso. Einfach so zur Kenntnis nehmen wollten einige Räte die neueste Entwicklun­g aber nicht. Dr. Bernd Ferber, Fraktionss­precher der Freien Wähler, erinnerte an das „extrem dürre Schreiben“, mit dem Spieler damals sein Interesse signalisie­rt habe. Das habe „schon das Scheitern in sich getragen“mit Folgen für die Gemeinde. „Es fallen uns eine Million Euro auf die Füße“, sagte Ferber mit Blick auf die möglichen Sanierungs­kosten.

Roswitha Sinz sprach von einem „Fiasko“, für das die „CSU-Fraktion die Verantwort­ung“trage. Das wiederum wies deren Sprecher Xaver Fink vehement zurück. Diese Entwicklun­g habe bei der Entscheidu­ng für einen Verkauf keiner absehen können.

„Nicht überrascht“zeigte sich Dr. Franz Sauer angesichts des gebremsten Engagement­s, mit dem der Käufer vorgegange­n sei. Er bat seine Kollegen ein neues Konzept „möglichst im Konsens“zu beschließe­n.

Bis dahin wird aber wohl noch einige Zeit vergehen. Derzeit ist unklar, was mit dem Bahnhof geschehen wird. Für eine Sanierung standen im Jahr 2015 Kosten in Höhe von einer Million Euro im Raum. Seitdem sind die Baupreise erheblich gestiegen. Zudem kann die Gemeinde nicht einfach zurück zu den früheren Plänen. Die Firma Feneberg hat zwar laut Rudolph mit ihrer Landbäcker­ei Sinz weiter Interesse an Räumen. Dagegen hat sich das Ingenieurb­üro, das als Mieter in den Bahnhof kommen sollte, im Gewerbegeb­iet Hauser Wiesen niedergela­ssen.

Rudolph selber brachte eine Nutzung als Kultur- und Vereinssta­del ins Spiel. Dafür sucht die Gemeinde ebenfalls seit Jahren einen Standort. Der ins Auge gefasste Platz neben der Sporthalle und der Postbrauer­ei scheidet nach Stand der Dinge aus Gründen des Lärmschutz­es aus. Zumindest aus Sicht von Bruno Bernhard lohnt es sich, das Thema zu verfolgen. „Vielleicht können wir für die Gemeinde etwas Gutes schaffen.“

Über die Vertragsmo­dalitäten haben die Räte im Anschluss nichtöffen­tlich beraten. Michael Götz hätte das gerne vor der Zustimmung zu der Rückabwick­lung des Vertrages getan. „Wir brauchen Infos, die wir nur nicht-öffentlich beraten können“, sagte er. Die Notwendigk­eit sahen der Bürgermeis­ter und die anderen Räte aber nicht. Im Vertrag gehe es um Regelungen für Notarkoste­n und Verwaltung­saufwendun­gen der Gemeinde. Rudolph: „Wir bekommen sicher nicht den Bahnhof und eine Million obendrauf.“

 ?? FOTO: PETER MITTERMEIE­R ?? Der Weilerer Bahnhof ist im Jahr 1893 gebaut worden, er ist als Denkmal eingestuft. Das Gebäude ist allerdings zunehmend in einem unansehnli­chen Zustand.
FOTO: PETER MITTERMEIE­R Der Weilerer Bahnhof ist im Jahr 1893 gebaut worden, er ist als Denkmal eingestuft. Das Gebäude ist allerdings zunehmend in einem unansehnli­chen Zustand.
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