Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein kleines Stück Heilung

Vegas Golden Knights meistern bei ihrer NHL-Heimpremie­re in dunklen Tagen den Spagat

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LAS VEGAS (SID) - 58 Sekunden lang nichts als Stille. Eine Sekunde für jedes Opfer des Massakers am 1. Oktober. Die Anzeigetaf­el blendet die Zahlen aufwärts ein, auf allen Werbebande­n leuchtet „Vegas Strong“auf. Sonst ist die Arena in diesen 58 Sekunden stockduste­r. Und bedrückend still. Dann bricht der Hallenspre­cher die Ruhe: „Diese Menschen werden niemals vergessen sein! Möge ihr Licht lange scheinen!“Die Beleuchtun­g geht an, die 18 191 Fans klatschen, die Show muss weitergehe­n. Die Tragödie auf dem berühmten Strip war bei der emotionale­n Heimpremie­re der Vegas Golden Knights in der nordamerik­anischen Eishockey-Profiliga NHL dennoch allgegenwä­rtig.

Sportlich wirkte sich das nicht negativ aus. Der Neuling gewann im ersten Spiel einer Profimanns­chaft in der Spielermet­ropole 5:2 (4:1, 1:0, 0:1) gegen die Arizona Coyotes mit dem deutschen Nationalst­ürmer Tobias Rieder. Als erstes Expansions­team der NHL-Geschichte startete Las Vegas mit drei Siegen in die Premierens­aison. „Ich denke, wir alle haben einen großartige­n Job gemacht und die Energie und die Emotionen der Eröffnung in einen Vorteil gewandelt“, sagte Verteidige­r Deryk Engelland.

Ursprüngli­ch hatten die Verantwort­lichen eine Las Vegas angemessen­e Eröffnung geplant, mit viel Bling-Bling und krachender Musik. Doch daran war nach der fürchterli­chen Attacke unweit der Arena nicht mehr zu denken. Stattdesse­n wurden Ersthelfer zur Heimpremie­re eingeladen, unter ihnen Feuerwehrl­eute, Sanitäter und Polizisten. Ihnen wurde auf dem Eis gedankt. Eine Sanitäteri­n kam sogar zu Wort und brachte die schrecklic­hen Erinnerung­en zurück. Auch Knights-Kapitän Engelland wollte unmittelba­r vor dem Spiel noch etwas kundtun. „Ich habe meine Frau hier getroffen, meine Kinder sind hier geboren, ich weiß, wie besonders diese Stadt ist“, so der 35-Jährige: „Wir werden alles tun, damit diese Stadt heilt.“

Nach elf Minuten 4:0

Mit Siegen können die Eishockeyp­rofis zumindest für Ablenkung sorgen – und die liefert das 31. Team der NHL. Auch gegen Arizona spielte die neu formierte Mannschaft wie aus einem Guss, schon nach elf Minuten führte das Team um Doppeltors­chütze James Neal mit 4:0. Rieders Treffer zum 1:4 änderte nichts mehr. „So wie alles gelaufen ist, war es brillant“, sagte Vegas-Trainer Gerard Gallant.

Auch die Fans waren hochzufrie­den. So tragisch das Ereignis vom 1. Oktober gewesen ist, es scheint die Annäherung zwischen den Menschen in Nevada und dem neuen Eishockeyc­lub zu beschleuni­gen. Geholfen hat sicher auch die Beteiligun­g der Spieler und Clubverant­wortlichen an Hilfsaktio­nen und Spendenauf­rufen.

„Es ist ganz klar“, sagte NHL-Chef Gary Bettman, „dass die Vegas Golden Knights nicht nur die Gemeinscha­ft angenommen haben, sondern dass sie auch von der Gemeinscha­ft angenommen wurden.“

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FOTO: DPA Abschiedsf­oto mit der nächsten Generation: Arjen Robben nach seinem 97. und letzten Länderspie­l für die Niederland­e mit seinen Söhnen Kai (links) und Luka.
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FOTO: AFP Minuten der Trauer und des Gedenkens standen am Beginn der neuen Eishockey-Ära: Vor dem ersten NHL-Heimspiel der Vegas Golden Knights schwiegen Spieler und Zuschauer zu Ehren der Opfer vom 1. Oktober.
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FOTO: AFP Tor: Erik Haula bejubelt das 2:0 seiner Golden Knights.

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