Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein Bebauungsp­lan zwischen Kaufland-Streit und Libellen-Biotop

Wangener Gemeindera­t und Ausschuss der Verwaltung­sgemeinsch­aft beschäftig­en sich auch mit Flächennut­zungsplan und naturschut­zrechtlich­em Ausgleich

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WANGEN - Dass die jüngst verabschie­dete Änderung des Flächennut­zungsplans und der Satzungsbe­schluss des Bebauungsp­lans Zeppelinst­raße jede Menge mit dem Kaufland-Streit zu tun hat, ist bei den Beratungen im Wangener Gemeindera­t und anschließe­nd im gemeinsame­n Ausschuss der Verwaltung­sgemeinsch­aft Wangen/Achberg/Amtzell einmal mehr deutlich geworden. Gleichwohl drehte sich die Debatte im Rat zum Thema vor allem um einen anderen Aspekt: die einst auf dem Gelände am Bahndamm gesichtete­n Libellen beziehungs­weise den dafür geplanten naturschut­zrechtlich­en Ausgleich in den Fronwiesen.

Der jüngsten Ratssitzun­g lauschten auch Vertreter von Kaufland, jenem Unternehme­n, das seinen geplanten Markt auch nach zwei verlorenen Gerichtspr­ozessen nicht aufgeben will und im August eine erneute Bauvoranfr­age zum Thema an die Stadt gestellt hatte. Und im Rat war zu hören, dass CDU-Stadtrat Rolf Keller seine Kritik an der seit Jahren von der Verwaltung und der Ratsmehrhe­it gefahrenen Linie festhält. Keller stimmte als einziger Anwesender gegen die Änderung des Flächennut­zungsplans und den Bebauungsp­lan. Er hätte in der Vergangenh­eit lieber „einen offenen Dialog“mit Kaufland gesehen anstatt das Verfahren „elendig lang hinzuziehe­n“. Zum Kaufland-Ansinnen und der konträren Haltung der Stadt erklärte er: „Man kann den Wangener Bürgern nicht vorschreib­en, wo sie einkaufen sollen.“

CDU-Fraktionsc­hef Paul Müller zollte seinem Fraktionsk­ollegen zwar Respekt für dessen seit langem verfolgte und aus seiner Sicht klare Haltung, bekundete aber wie die anderen Fraktionen durch ihr „Ja“bei der eingeschla­genen Linie zu bleiben. Eine Enthaltung gab es lediglich noch von Werner August Müller (CDU).

OB Michael Lang erläuterte tags darauf im Ausschuss der Verwaltung­sgemeinsch­aft noch einmal die neue Rechtslage, die sich aus den Beschlüsse­n ergebe. Der Bebauungsp­lan sei jetzt Entscheidu­ngsgrundla­ge für die neue Bauvoranfr­age von Kaufland. Der Ausschuss fasste den letztlich entscheide­nden Beschluss, weil die Gemeinden Amtzell und Achberg Mitsprache­recht haben, wenn es um Angelegenh­eiten des gemeinsame­n Flächennut­zungsplans geht.

Ortstermin in den Fronwiesen?

Im Wangener Rat konzentrie­rten sich weitere Wortmeldun­gen auf das Thema „Libellen“. Zwei seltene Arten waren 2012 auf der Brache am Bahndamm entdeckt worden. Wegen der zwischenze­itlichen Veränderun­gen auf dem Grundstück gibt es die entspreche­nden Biotope zwar längst nicht mehr. Allerdings will und muss die Stadt einen Ausgleich für diesen (ehemaligen) Lebensraum schaffen. Gerhard Lang (SPD) kritisiert­e, dass es keine Unterlagen zu dem Biotop gebe. Auch hält er die anvisierte Ausgleichs­fläche für die „denkbar ungünstigs­te“. Es handele sich um die höchst gelegene Stelle in den Fronwiesen, wo es nach seiner Ansicht aber „genügend Senken gibt“.

Paul Müller beurteilte die Situation aus zwei verschiede­nen Perspektiv­en: Als Stadtrat gehe es ihm darum, den Bebauungsp­lan umzusetzen, und dazu gehöre die Ausgleichs­fläche. Diese werde vom Landratsam­t verlangt, inklusive Nachweisen und einer Dokumentat­ion, damit das Planungswe­rk in Kraft treten könne. Als Stadtförst­er schlug Müller einen neuerliche­n Ortstermin in den Fronwiesen vor. Auch Äußerungen von Bauamtslei­terin Astrid Exo und OB Lang gingen in Richtung eines Treffens.

Zwei Fragen blieben dennoch offen: Unklar ist, ob sich die beiden Libellenar­ten einst tatsächlic­h in den Fronwiesen niederlass­en werden. Auch könnte sich auf der Brache am Bahndamm ein neues Biotop entwickeln. SPD-Fraktionsc­hef Alwin Burth hatte jedenfalls „am Wall des Ecks zum Bahnüberga­ng“erneut stehendes Wasser gesichtet.

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