Hilfe für Hungernde
Ein Frachtflugzeug der Hilfsorganisation Humedica ist nach Somaliland aufgebrochen
MEMMINGERBERG - Premiere am Allgäu Airport: Zum ersten Mal ist am Donnerstag vom Flughafen in Memmingerberg ein HilfsgüterFrachtflug der Kaufbeurer Hilfsorganisation Humedica gestartet. Mit einer Antonov AN-12 werden 17,6 Tonnen Medikamente und spezielle Nahrung nach Somalia gebracht. Dort soll die Maschine nach rund zwölfstündigem Flug am Freitagmorgen in Hargeisa landen, der Hauptstadt der international nicht anerkannten Republik Somaliland. Nach zwei Ernteausfällen, bedingt durch den Klimawandel, leiden 23 Millionen Menschen in Ostafrika unter Dürre und Hungersnot. Phasenweise waren 1,4 Millionen Kinder akut vom Hungertod bedroht. Mitarbeiter von Humedica beschreiben die Lage als „dramatisch“.
Möglich wurde die Hilfsaktion durch die finanzielle Unterstützung der Organisation „Ein Herz für Kinder“. Allein der Flug mit der gecharterten Antonov AN-12, einem Frachtflugzeug aus der Ukraine, kostet rund 80 000 Euro, sagte Hermann Schäffler von Humedica. Der 56-Jährige ist bei der Hilfsorganisation für Lager und Logistik zuständig und koordinierte das Beladen der Maschine. „Sobald im Juli klar war, dass wir das Geld für die Aktion erhalten, begannen wir mit den Planungen. Wir besorgten uns Angebote für Frachtflugzeuge und kauften große Teile der Ware ein.“Benötigt wurden vor allem Arzneimittel und Spezialnahrung auf Erdnussbasis mit Öl und Zucker. „Sie ist hochkalorisch und hilft den unterernährten Menschen sofort“, sagte Schäffler.
Tagelang beschrifteten er und sein Team im Humedica-Lager jeden einzelnen Karton mit Absender, Empfänger und Inhalt penibel genau. „Das ist wichtig für den Zoll. Schließlich ist das die erste richtig große Frachtsendung in der Geschichte des Memminger Flughafens“, erläuterte Schäffler. Zufrieden mit der Zusammenarbeit zwischen Zoll, Humedica und seinem Team zeigte sich auch Airport-Geschäftsführer Ralf Schmid. „Für das Allgäu ist das eine tolle Geschichte, dass eine hiesige Hilfsorganisation mit unserer Unterstützung auf kurzen Wegen Hilfe in Notgebiete bringen kann“, sagte Schmid. Humedica und der Allgäu Airport arbeiten seit über fünf Jahren zusammen. Aus Memmingerberg brachen bereits mehrfach Mitarbeiter zu Einsätzen auf, unter anderem nach Osteuropa und in die Türkei. Mit der geplanten Verbreiterung der Start- und Landebahn im kommenden Jahr hofft Schmid auf weitere Hilfsgüterflüge mit größeren Maschinen.
Die Antonov AN-12 wird heute in Hargeisa von Mitarbeitern der Humedica-Partnerorganisation World Concern in Empfang genommen. Sie kümmern sich um die Verteilung der Hilfsgüter. Auf dem Weg nach Somaliland muss das Flugzeug in Italien, Ägypten und in Port Sudan am Roten Meer zwischenlanden und betankt werden. Mit an Bord ist außer der ukrainischen Besatzung ein Fernsehteam des ZDF, das einen Beitrag für eine „Heute“-Sendung am Montag plant. Für Humedica begleitet der Immenstädter Bernhard Settele (38) als ehrenamtlicher Koordinator den Flug.