Der schlimmste Selbstmordanschlag in der jüngsten Geschichte Somalias
Hunderte Tote und Verletzte bei Attentat in Mogadischu – Extremistische al-Shabaab-Miliz in Verdacht
MOGADISCHU (dpa) - Bei dem verheerendsten Anschlag in Somalias jüngster Geschichte sind mehr als 231 Menschen getötet worden. Das bestätigten Polizeikreise sowie Vertreter mehrerer Krankenhäuser in Somalia. Außerdem wurden demnach bei der Explosion einer Lastwagenbombe im Zentrum von Mogadischu rund 300 Menschen verletzt, als sich ein Selbstmordattentäter in einem Lastwagen auf einer der belebtesten Kreuzungen in Somalias Hauptstadt Mogadischu in die Luft sprengte, sagte der Polizeifunktionär Ali Hassan Kulmiye. „Die Zerstörung sieht aus wie nach einem Erdbeben“, beschreibt der Augenzeuge Ahmed Hassan die Anschlagsstelle. Gebäude sind teilweise eingestürzt, viele Opfer unter Trümmerbergen begraben.
Zunächst bekannte sich niemand zu der grausamen Tat. Doch der Verdacht fiel wie so oft auf die extremistische al-Shabaab-Miliz, die das Land am Horn von Afrika seit Jahren terrorisiert. Informationsminister Abdirahman Yarisow machte die sunnitischen Fundamentalisten für den verheerenden Anschlag verantwortlich.
Der Attentäter hatte sich einen der belebtesten Verkehrsknotenpunkte der Stadt ausgesucht. Der Attentäter raste mit einem Lastwagen mit hoher Geschwindigkeit eine Straße entlang und überrollte oder schob die im Stau stehenden Motorräder und Autos aus dem Weg, wie Augenzeugen berichteten. Sicherheitskräfte hatten demnach noch versucht, auf den Fahrer zu schießen. Er erreichte aber dennoch die Kreuzung und sprengte sich dort mit dem Lastwagen in die Luft. Noch in Hunderten Metern Entfernung gingen Fenster zu Bruch, Türen wurden aus den Angeln gerissen. Rettungskräfte hätten am Sonntag noch immer Menschen aus den Trümmern geborgen, sagte der Polizist Mohamed Dahir.
Die medizinischen Einrichtungen der Stadt waren angesichts der hohen Zahl an Opfern völlig überlastet. Eine der größten Kliniken Mogadischus, das Madina-Krankenhaus, zählte mindestens 221 Tote, wie der Leiter Mohamed Yusuf bestätigte. Die meisten Todesopfer seien Zivilisten. Das Erdogan-Krankenhaus sprach von weiteren zehn Getöteten. Die Zahl der Toten könnte noch weiter steigen: Mehr als 300 Menschen seien verletzt worden, sagte der Polizeifunktionär Kulmiye.
Somalias Präsident Mohamed Abdullahi Mohamed forderte im staatlichen Rundfunk die Bürger auf, für die Verletzten Blut zu spenden. Der Angriff sei eine nationale Tragödie, sagte er. Der Staatschef rief eine dreitägige Staatstrauer aus.
Aus dem Ausland wurde Somalia Hilfe angeboten. Die Türkei wollte noch am Sonntag ein Militärflugzeug mit medizinischer Hilfe nach Mogadischu schicken, twitterte der Sprecher von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan, Ibrahim Kalin. Das Flugzeug werde zudem Verletzte zur Behandlung in die Türkei bringen. Kalin sowie die Afrikanische Union (AU) verurteilten den Anschlag in Mogadischu aufs Schärfste.
Kreislauf aus Gewalt und Hunger
In Somalia hat es schon mehrere blutige Tragödien gegeben. Seit 1991 steckt das Land am Horn von Afrika in einem Kreislauf aus Gewalt, Flucht und Hunger. Die al-Shabaab-Miliz kämpft um die Vorherrschaft im Land und will einen sogenannten Gottesstaat mit strikter Auslegung des islamischen Rechts (Scharia) errichten. Zwar konnten die Extremisten 2011 aus der Hauptstadt verdrängt werden. Doch Frieden und Stabilität sind nicht in Sicht – trotz einer 20 000 Mann starken Friedenstruppe der AU. Auch in Nachbarländern hat alShabaab Anschläge verübt.
Der Vorsitzende der AU-Kommission, Moussa Faki Mahamat, rief die internationale Gemeinde dazu auf, Somalia verstärkt im Kampf gegen Terrorgruppen zu unterstützen.