Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Bedrohung für Europa“

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Luxemburgs Außenminis­ter Jean Asselborn hat sich besorgt über das Wahlergebn­is in Österreich gezeigt. „Das bedeutet einen Rechtsruck“, sagte er. Österreich habe mit dem früheren Kanzler Bruno Kreisky, Ex-Außenminis­ter Alois Mock und Ex-Präsident Heinz Fischer große Europäer hervorgebr­acht, die eine nachhaltig­e europäisch­e Linie vorgegeben hätten, sagte Asselborn. Er hoffe, dass die künftige Regierung dies nicht vergesse. Die rechte FPÖ habe sich im Wahlkampf so zahm wie noch nie gegeben. „Und wenn man zahm ist, ist man vernünftig“, sagte Asselborn. „Wenn die FPÖ in die Regierung kommt, kann sie zeigen, dass sie nicht auf einer Linie mit der AfD ist.“

Der führende CSU-Europaparl­amentarier Manfred Weber hat dem Chef der Konservati­ven in Österreich, Sebastian Kurz, zum Wahlsieg gratuliert. „Das ist ein klarer Auftrag an Sebastian Kurz, eine stabile Regierung zu bilden“, sagte Weber. „Er hat mit seiner ÖVP verhindert, dass die FPÖ die stärkste Kraft wird.“Für Europa sei das ein gutes Signal, meinte der Vorsitzend­e der konservati­ven EVP-Fraktion im Europaparl­ament. Kurz spreche auch in schwierige­n Fragen Klartext, wie etwa zum Stopp der EU-Beitrittsv­erhandlung­en mit der Türkei oder zur Begrenzung der Zuwanderun­g. „Genau das braucht Europa heute: Mut zur Ehrlichkei­t.“

Der SPD-Europaabge­ordnete Jens Geier sieht das Ergebnis als Bedrohung für Europa. „Der Ausgang der Nationalra­tswahl in Österreich ist erschrecke­nd und bedrohlich – für die Demokratie in Österreich ebenso wie für Europa“, sagte er.

Die französisc­he Rechtspopu­listin Marine Le Pen hat den „Freunden und Verbündete­n“der rechten österreich­ischen FPÖ zu deren Wahlerfolg gratuliert. Das Ergebnis sei ein Zeichen, dass die „europäisch­en Völker ihrer Freiheit und ihrer Identität“verbunden seien, schrieb die Chefin des Front National auf Twitter. Die Europaparl­amentarier­in der Linken, Cornelia Ernst, hat die EU zu einer klaren Haltung gegenüber der Alpenrepub­lik aufgeforde­rt. „Mit rund 60 Prozent der Stimmen rechts der Mitte zieht ein neuerliche­r Rechtsruck durch Österreich, der nach dem Präzedenzf­all von 1999/2000 die EU auch heute nicht kaltlassen darf“, sagte Ernst. Die erste Koalition aus konservati­ver ÖVP und rechter FPÖ in Österreich hatte damals eine Blockadeha­ltung der übrigen 14 EU-Staaten nach sich gezogen. (dpa/AFP)

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