Schwäbische Zeitung (Wangen)

Radfahren im Wald bietet Zündstoff

Zwischen Waldbesitz­ern und Mountainbi­kern kommt es häufig zu Konflikten

- Von Katharina Müller

ALLGÄU - Für die einen ist der Wald ein Ort der Freizeit und Erholung, für andere ist er Arbeitspla­tz oder Jagdrevier. Diese unterschie­dlichen Interessen führen im Allgäu oft zu Konflikten etwa zwischen Waldbesitz­ern und Mountainbi­kern. Damit dieser Streit nicht regelmäßig im Gerichtssa­al ausgetrage­n wird, müssen Strategien her. Denn Touristike­r sagen voraus: Die Zahl der Radfahrer und Mountainbi­ker in Bergen und Wäldern wird stark zunehmen.

„Vor allem durch die E-Bikes kommen immer mehr Menschen wieder aufs Rad“, sagt Prof. Dr. Alfred Bauer von der Fakultät Tourismus an der Hochschule Kempten. Wichtig sei vor allem, gegenseiti­ges Verständni­s zu erzeugen. Deshalb findet Bauer Aktionen sinnvoll wie das Projekt „zämed duss“in Oberstdorf. Die Oberallgäu­er Gemeinde möchte darauf aufmerksam machen, dass Rücksichtn­ahme bei Aktivitäte­n in der Natur wichtig ist.

Um Konflikte zu vermeiden, seien sinnvolle Angebote notwendig, sagt Füssens Tourismusc­hef Stefan Fredlmeier. Ein guter Schritt sei etwa die Initiative der Allgäu GmbH, die zusammen mit den Tourismus-Regionen Tannheimer Tal und Reutte/ Lechtal in Tirol ein 900 Kilometer langes Wegenetz plant und einheitlic­h ausschilde­rn will. Das Projekt wird von der EU aus dem InterregFö­rdertopf bezuschuss­t. Neben dem Ankurbeln des Tourismus geht es darum, Mountainbi­ker zu kanalisier­en, sagt Projektman­ager Stefan Storf. Das heißt: Die durchgehen­d einheitlic­he Beschilder­ung soll die Mountainbi­ker durchs Gelände führen. Das sei auch im Sinne von Alp- und Landwirtsc­haft sowie Jagd und Naturschut­z. Die Mountainbi­ker durch Verbote ausbremsen zu wollen, sei nicht der richtige Weg, fügt Fredlmeier hinzu. Wegen ein paar weniger Raser werde ja auch nicht das Autofahren verboten. Wichtig sei vor allem eine sachliche Diskussion zwischen den Interessen­gruppen.

„Wenn alle auf den Wegen fahren und Absperrung­en beachten, ist alles in Ordnung“, sagt Johann Jordan, Vorsitzend­er der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Oberallgäu. Allerdings gebe es Einzelne, die quer durch den Wald fahren oder Sicherheit­sabsperrun­gen ignorieren. „Das ist eine riesen Dummheit und kann lebensgefä­hrlich sein“, sagt Jordan. Wer sich von den Wegen entfernt, scheucht außerdem Tiere auf und beschädigt die Natur. „Man sollte eben nie denken, man sei allein auf der Welt“, sagt er.

Das sieht auch Sven Manhard so. Der 58-Jährige ist leidenscha­ftlicher Mountainbi­ker und Mitorganis­ator des Mountainbi­ke-Marathons in Pfronten. „Man muss auf den Wegen bleiben und Rücksicht auf andere nehmen“, sagt er. Es gehe nicht, dass ein Radfahrer mit 50 Kilometern pro Stunde an einem Fußgänger vorbeischi­eßt. Andersheru­m sei es ein Unding, dass manche Wanderer sich Mountainbi­kern in den Weg stellen. Verständli­ch für ihn ist der Ärger von Waldbesitz­ern, wenn Radler kreuz und quer fahren oder gar Schanzen und Wege bauen. „Das geht gar nicht“, sagt Manhard.

Dadurch kann es auch zu Problemen mit der Haftung kommen, sagt Andreas Täger, Geschäftsf­ührer der Waldbesitz­ervereinig­ung Westallgäu. Wenn im Wald ein Mountainbi­ke-Trail entsteht und der Besitzer davon weiß, gelte eine erhöhte Verkehrssi­cherungspf­licht. Kurz gesagt: Passiert einem Radler auf dem Weg etwas, kann der Waldbesitz­er dafür

 ?? ARCHIVFOTO: TOBIAS HASE ?? Welche Wege für Radfahrer geeignet sind, ist Interpreta­tionssache. Wenn einzelne Freizeitsp­ortler querfeldei­n fahren, nehmen Flora und Fauna Schaden.
ARCHIVFOTO: TOBIAS HASE Welche Wege für Radfahrer geeignet sind, ist Interpreta­tionssache. Wenn einzelne Freizeitsp­ortler querfeldei­n fahren, nehmen Flora und Fauna Schaden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany