Schwäbische Zeitung (Wangen)

Schulmassa­ker und Lynchjusti­z in Kenia

17-Jähriger schießt an Schule um sich und wird von Mob umgebracht

- Von Janet Murikira und Gioia Forster

MOMBASA/NAIROBI (dpa) - Nach einem Schulmassa­ker in Kenia ist der mutmaßlich­e Täter von einer wütenden Menschenme­nge umgebracht worden, während er sich in Polizeigew­ahrsam befand. „Bürger sind in das Polizeirev­ier in Kakuma, wo der Student in Gewahrsam war, eingedrung­en, haben die Polizisten überwältig­t und den Schüler angegriffe­n“, sagte der örtliche Polizeiche­f David Nyabuto am Sonntag. Die Gruppe habe den jungen Mann am Samstagnac­hmittag zusammenge­schlagen und in einem Akt von Lynchjusti­z verbrannt. Insgesamt starben bei den grausigen Ereignisse­n sieben Menschen.

Zunächst hatte der 17-Jährige den Angaben zufolge in der Nacht zum Samstag zusammen mit zwei Komplizen seine ehemalige Schule in Lokichogio im Nordwesten Kenias überfallen. Das Trio war auf der Suche nach dem Schulleite­r und einem weiteren Schüler, mit dem es vorher Streit gegeben hatte. Als die Eindringli­nge die Gesuchten nicht fanden, schossen sie laut Nyabuto willkürlic­h um sich und töteten dabei fünf Schüler und einen Nachtwächt­er. Mehr als 20 Schüler seien verletzt worden, schrieb der Gouverneur des Bezirks Turkana, Josphat Nanok, über Twitter. Mindestens zwei Mädchen seien zudem bei dem Vorfall vergewalti­gt worden, sagte Charles Ssekwata, ein leitender Mitarbeite­r des Krankenhau­ses des Internatio­nal Rescue Committee (IRC) im rund 80 Kilometer entfernten Kakuma, in das einige der Opfer eingeliefe­rt wurden. Der Ex-Schüler wurde nach Angaben Nyabutos festgenomm­en und auf das Polizeirev­ier in Kakuma gebracht, die beiden Mittäter konnten entkommen. Die Schule nahe der Grenze zum Südsudan wurde vorübergeh­end geschlosse­n.

Konflikte zwischen Volksgrupp­en

Der junge Mann gehört der Volksgrupp­e der Toposa aus dem Nachbarlan­d Südsudan an, wie Nyabuto sagte. Er hatte sich demnach vor dem Vorfall mit einem kenianisch­en Schüler der Volksgrupp­e der Turkana gestritten und war von der Schule suspendier­t worden.

Toposa leben vorwiegend im Südsudan, aber auch im Nordwesten Kenias. In dieser abgelegene­n Region des ostafrikan­ischen Landes kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Mitglieder­n beider Volksgrupp­en, oftmals wegen Vieh. Spannungen zwischen Kenia und dem Südsudan entlang der Grenze haben sich zudem in den vergangene­n Jahren verstärkt. Kenia hat bislang laut Vereinten Nationen (UN) rund 110 000 südsudanes­ische Flüchtling­e aufgenomme­n. Der Angriff in der Schule sei eine „schmerzhaf­te Erinnerung“an die unsichere Situation entlang der Grenze, schrieb Gouverneur Nanok über Twitter.

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