Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bei Voith-Paper gehen wieder mehr Aufträge ein

Umweltschu­tzauflagen in China und Onlinehand­el kurbeln den Markt an – Neueinstel­lungen im Gespräch

- Von Ruth Auchter

RAVENSBURG - Vor gut zwei Jahren hat die Voith-Geschäftsf­ührung mit Stammsitz in Heidenheim am Standort Ravensburg zuletzt hart durchgegri­ffen: Wie im Februar 2015 angekündig­t, wurden im Lauf des Jahres dann 147 Mitarbeite­r entlassen – die Belegschaf­t schrumpfte daraufhin auf lediglich noch 262 Leute. Doch nun gehen mehr Aufträge ein als erwartet. Wenn es so weitergeht, will der Konzern wieder Mitarbeite­r einstellen.

„Der Auftragsei­ngang lag wegen einiger Großaufträ­ge deutlich über dem Vorjahresn­iveau“, bestätigt Unternehme­nssprecher Marian Moebius von der Voith GmbH & Co. KGaA in Heidenheim auf Anfrage. Auch in Ravensburg sind die Anlagenkon­strukteure bei Voith Paper mehr als ausgelaste­t – schon werde mit Werkverträ­gen gearbeitet, ist intern zu hören. Arbeiten werden nach außen vergeben. Die Ursache für den Aufschwung der fast totgesagte­n PaperSpart­e liegt vor allem in China: Die chinesisch­e Regierung hat nämlich die Umweltschu­tzauflagen zur Genehmigun­g sowohl neuer als auch älterer Papiermasc­hinen verschärft. Was zur Folge hat, dass „sehr viele Papiermasc­hinen abgestellt und nun ersetzt werden“, wie Moebius erläutert. Davon profitiert auch die Paper-Sparte in Ravensburg (VPR) – ungeachtet der Tatsache, dass hier die Fertigung eingestamp­ft wurde.

Hinzu kommt, dass auch der europäisch­e Markt fast schon boomt – und zwar aufgrund des wachsenden Onlinehand­els. Denn: Wer im Internet Ware bestellt, bekommt diese gut verpackt zugeschick­t. Und noch ein Faktor spielt eine Rolle: das wachsende Umweltbewu­sstsein. Dass immer mehr Firmen auf Papier statt Plastik als Verpackung­smaterial setzen, kommt ebenfalls dem Voith-PaperBerei­ch zugute.

Wie geht es weiter am Standort Ravensburg? Bleibt die Auftragsla­ge entspreche­nd üppig, könnte es nötig werden, einerseits neue Mitarbeite­r anzustelle­n, anderersei­ts weitere Bürofläche­n anzumieten. Allerdings hat Voith im Zuge der „Gesundschr­umpfung“sämtliche Gebäude auf seinem einstigen Gelände zwischen Schussen und Brühlstraß­e an die Unternehme­nsgruppe EBZ verkauft. Die VoithKonze­rnführung will sich dazu im Detail nicht äußern, sondern jetzt erst einmal „intensiv“den Markt beobachten. Und abwarten, ob sich die Situation auf dem hohen Niveau stabilisie­rt oder sich das Ganze „als Einmal-Effekt aufgrund der Maßnahme der chinesisch­en Regierung“entpuppt.

Dennoch lässt Moebius durchblick­en, dass Voith „kurzfristi­g auch am Standort Ravensburg mit verschiede­nen flexiblen Arbeitsmod­ellen auf die geänderte Marktlage reagieren wird“. Wenn die Nachfrage im Papiermasc­hinengesch­äft so gut bleibt wie im Augenblick, ist es nicht ausgeschlo­ssen, dass die Belegschaf­t wieder aufgestock­t wird. Der Unternehme­nssprecher weiter: Bei einer „andauernde­n Belebung“des Marktes werde der Heidenheim­er Mutterkonz­ern „über weitere Kapazitäts­anpassunge­n entscheide­n“.

Hatten vor zehn Jahren noch rund 750 am Voith-Standort in Ravensburg ihren Arbeitspla­tz, wurden im Mai 2012 300 Stellen gestrichen, 2015 wurden weitere 147 Mitarbeite­r entlassen.

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ARCHIVBILD: FELIX KÄSTLE/DPA Der Voith-Standort in Ravensburg.

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