Schwäbische Zeitung (Wangen)

Der Putsch ist gescheiter­t

Sahra Wagenknech­t weist Linke-Chefs in die Schranken

- Von Tobias Schmidt

BERLIN - Jetzt soll ganz schnell wieder Friede einkehren. „Wir müssen das dringend beenden, das darf man so eben auch nicht weitermach­en.“Sahra Wagenknech­t hat ihre Linksparte­i am Mittwoch zur Geschlosse­nheit aufgerufen. Sie will den erbitterte­n Machtkampf, den gescheiter­ten Putschvers­uch der Parteispit­zen Katja Kipping und Bernd Riexinger gegen sie und ihren Kollegen an der Fraktionss­pitze, Dietmar Bartsch, vergessen machen. Doch es werden Narben bleiben.

Zudem kann der am Dienstag eskalierte Streit über Personal und Richtung jederzeit wieder hochkochen, fürchtet Bartsch: „Nach dem Gewitter wissen Sie ja auch nicht, ob es das reinigende war oder ob noch was kommt“, sagte er am Mittwoch zum Abschluss der zweitägige­n Klausurtag­ung in Potsdam. Reichlich angeschlag­en zieht die Linksparte­i nach den Chaostagen nun in die neue Legislatur­periode.

Was war geschehen? Das Spitzenduo Kipping und Riexinger hatte versucht, Wagenknech­t und Bartsch zu entmachten, wollte sich selbst das Erstredere­cht im Bundestags­plenum sichern und durchsetze­n, dass die beiden Fraktionsc­hefs in ihren Reden unter der Reichstags­kuppel nur die Mehrheitsm­einung der Fraktion wiedergebe­n dürfen.

Ein Frontalang­riff auf Sahra Wagenknech­t, die mit ihren Attacken gegen die SPD und ihrem Ruf nach einer härteren Flüchtling­spolitik als Reaktion auf das Erstarken der AfD in der Parteiführ­ung für Ärger gesorgt hatte. Mit einem Brandbrief an die Fraktionsm­itglieder hatte sich Wagenknech­t gewehrt, Kipping und Riexinger einen „penetrante­n Kleinkrieg“vorgeworfe­n und sich über Versuche beklagt, „mich über Monate wegzumobbe­n“. Der Brief gipfelte in der Drohung, nicht erneut für die Fraktionss­pitze zu kandidiere­n, weil Kipping und Riexinger „nicht zu einer fairen Zusammenar­beit bereit sind“.

Schmähunge­n von Lafontaine

Öl ins Feuer goss Wagenknech­t-Ehemann Oskar Lafontaine, der Riexinger und Kipping mit Schmähunge­n übergoss, ihnen naive Flüchtling­spolitik vorwarf und eine allgemeine Unbeliebth­eit bescheinig­te.

In letzter Minute ein Kompromiss: Die Parteichef­s erhalten ein erweiterte­s Rederecht, dürfen aber nicht als erste auf die Kanzlerin antworten. Weitergehe­nde Forderunge­n werden zurückgezo­gen, Wagenknech­t und Bartsch mit 75 beziehungs­weise 80 Prozent als Fraktionss­pitzen bestätigt. Der Putsch ist gescheiter­t.

 ?? FOTO: DPA ?? Nach mühsamem Kompromiss wiedergewä­hlt: die Fraktionsv­orsitzende­n der Partei Die Linke, Sahra Wagenknech­t und Dietmar Bartsch.
FOTO: DPA Nach mühsamem Kompromiss wiedergewä­hlt: die Fraktionsv­orsitzende­n der Partei Die Linke, Sahra Wagenknech­t und Dietmar Bartsch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany