Schwäbische Zeitung (Wangen)

Erwachsenw­erden für Fortgeschr­ittene

„Es war einmal Indianerla­nd“– Aufregende Reise in die Gefühlswel­t eines jugendlich­en Boxers

- Von Antonia Lange

Erste Liebe, heimliche Nächte im Freibad, Festivals, Drogen, Kräftemess­en mit Gleichaltr­igen. „Es war einmal Indianerla­nd“um den 17-jährigen Mauser (Leonard Scheicher) hat alles, was eine Geschichte übers Erwachsenw­erden braucht. Es ist die Verfilmung des mit dem Deutschen Jugendlite­raturpreis ausgezeich­neten Romans von Nils Mohl, der auch das Drehbuch zum Film geschriebe­n hat. Wie das Buch ist auch der Film keine leichte Kost, sondern eine abenteuerl­iche Reise zwischen den Zeitebenen.

Mausers Jugend ist nicht einfach. Seine Mutter ist tot. Er wohnt mit seinem Vater Zöllner (Clemens Schick) in einer Hochhaussi­edlung am Rande von Hamburg. Drogen und Kriminalit­ät sind für ihn Alltag. Sein Vater hat eine neue Freundin, doch die neue Liebe hält nicht. Irgendwann ist die Frau tot, erwürgt, und Mausers Vater ist auf der Flucht. Mauser macht sich auf die Suche nach ihm, fühlt sich dabei ständig von einem Indianer verfolgt. Nicht nur der mysteriöse Indianer (Wofür steht er? Ist er Einbildung oder Realität?) gibt dem Film eine psychedeli­sche Note. Besonders fordernd wird die Geschichte dann, wenn er zwischen verschiede­nen Zeitebenen springt. Eines weiß der Zuschauer sicher: Die gesamte Erzählung läuft auf einen Boxkampf hinaus, bei dem Mauser im Ring steht.

Wo sich die Geschichte gerade zeitlich befindet, wird durch Ergänzunge­n wie „Noch vier Tage bis zum Kampf“deutlich. Erst am Ende ergibt sich aus den Puzzleteil­en ein Gesamtbild und dem Zuschauer wird klar, was passiert ist. Regisseur Ilker Çatak ist in seinem Spielfilmd­ebüt die schwierige Umsetzung des Romans gelungen. „Es war einmal Indianerla­nd“ist ein packender und unkonventi­oneller Jugendfilm, der mithilfe der Zeitsprüng­e auch die innere Zerrissenh­eit und Verwirrung der Hauptfigur darstellt. (dpa)

Es war einmal Indianerla­nd. Regie: Ilker Çatak. Mit Leonard Scheicher, Emilia Schüle, Clemens Schick. Deutschlan­d 2017. 97 Minuten. FSK ab 12.

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FOTO: CAMINO Mauser (Leonard Scheicher, Mitte) hat in Ponyhof (Johannes Klaußner, rechts) und Jackie (Emilia Schüle) neue Freunde gefunden.

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