Oper Stuttgart entsetzt über Arrest-Verlängerung
STUTTGART (dpa) - Die Oper Stuttgart hat erschüttert auf die Verlängerung des Hausarrests für den russischen Regisseur Kirill Serebrennikow reagiert. „Wir alle können das nicht verstehen, sind traurig und wütend“, sagte Intendant Jossi Wieler am Mittwoch in Stuttgart. Die Oper bringt am Sonntag (22. Oktober) das Märchen „Hänsel und Gretel“auf die Bühne – nach einer Idee Serebrennikows.
Die Justiz hatte den Hausarrest am Dienstag verlängert. Kommunikation mit der Außenwelt ist Serebrennikow verboten. Eindringlich bat der 48-Jährige vor Gericht noch darum, ihn wenigstens für einige Tage freizulassen, damit er künstlerische Projekte beenden könne. „Wenn nötig, unter den Läufen von Kalaschnikow-Maschinenpistolen“, sagte der Filme- und Theatermacher. Die russische Justiz wirft dem Leiter des Moskauer Gogol-Zentrums vor, staatliche Fördergelder unterschlagen zu haben. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft. Der 48-Jährige bestreitet die Anschuldigungen.
Der Stuttgarter Intendant Wieler kritisierte, dass das russische Vorgehen einem Arbeitsverbot gleichkomme. „Die Inszenierung wäre ganz anders geworden“, sagte Wieler vor der Premiere. Es werde weder die Kostüme noch das Bühnenbild, wie von Serebrennikow erdacht, geben.
Im Zentrum der Bühnenproduktion steht ein Spielfilm Serebrennikows. Er erzählt „Hänsel und Gretel“im Kontext der Globalisierung am Schicksal von zwei afrikanischen Kindern aus Ruanda, die auf der Suche nach dem Glück in die Welt des Konsums gelangen. Die Kinder werden zur Premiere erwartet. Die Oper zeigte nun erstmals einen Rohschnitt eines Dokumentarfilms über das einmalige Musikprojekt, den das SWRFernsehen am 19. November (11 Uhr) zeigt.