„Beethoven ist der Rebell der Klassik“
Christoph Hagel gastiert mit seiner Show „Beethoven! The next Level“in Biberach
BIBERACH - Mit seiner Urban Dance-Show „Beethoven! The next Level“macht der aus Schemmerhofen stammende Regisseur und Dirigent Christoph Hagel heute, Donnerstag, 19. Oktober, in der Stadthalle Biberach Station. Nach „Flying Bach“und „Breakin`Mozart“ist dies bereits Hagels dritte Produktion, in der er erfolgreich Klassik mit Breakdance kombiniert. SZ-Redakteur Gerd Mägerle hat mit ihm über die Show und das Gastspiel in Biberach gesprochen.
Herr Hagel, erst Bach, dann Mozart und jetzt Beethoven – wo liegt für Sie der Bezug zwischen klassischer Musik und der heutigen Jugendkultur?
Ich selbst habe klassische Musik immer als etwas Jugendliches empfunden, vielleicht weil ich selbst früh mit ihr in Verbindung kam.Von den drei Komponisten, die Sie nennen, sozusagen der heiligen Dreifaltigkeit der Klassik, ist Beethoven sicher der jugendlichste.
Das müssen Sie einem Laien erklären.
Beethoven ist der Rebell der Klassik, er hat in die Musik jene Revolution hineingetragen, die damals ganz Europa aufwühlte. Man könnte sagen, er ist der Bonaparte der Musik. Als Napoleon sich allerdings zum Kaiser krönte, also einen neuen Feudalismus etablierte, zeriss Beethoven wütend das Widmungsblatt seiner 3. Symphonie, die er eigentlich ihm widmen wollte. Sehr jugendlich. Die Kraft und Dynamik, die Beethoven ganz neu in die Musik einbrachte, hat mit Jungsein zu tun. Und die Welt aufrütteln wollen, das ist der Impetus der Jungen.
Wie passt das mit Breakdance zusammen?
Breakdance ist auch Kraft: Power. Die Breaker nennen ihre Akrobatik Powermoves. Energie steht im Vordergrund – wie bei Beethoven.
Ihr Haupttänzer und Choreograf ist der Syrer Khaled Chaabi. Wie kam es zu der Zusammenarbeit und was ist das Besondere an ihm?
Ich kenne Khaled seit Jahren, er ist einer der Haupttänzer in „Flying Bach“. In der europäischen Breakdance-Szene heißt er „KC 1“und gilt als der Weltmeister des Headspins. Khaled hat mich immer sehr an Beethoven erinnert in seiner ganzen Art und sogar von der Körpergröße her. Wir sagen immer im Spaß „der syrische Beethoven“. So ist die Idee zu dem Beethovenprojekt entstanden. Um Khaled herum haben wir eine Gruppe internationaler Tänzer versammelt.
Wie muss man sich den Ablauf der Show vorstellen?
Es ist eigentlich ein Psychogramm Beethovens, das wir auf die Bühne bringen, ein dramatischer Abend zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Musikalisch beginnt es mit der Appassionata, die spiele ich. Das ganze Stück wird Tanz. Wir thematisieren auch Beethovens Taubheit in einer Tanzszene, die ich persönlich einfach großartig finde, beschäftigen uns mit der sogenannten „Unsterblichen Geliebten“und geben natürlich Beethovens Vision einer besseren Welt, seinem Traum des „Alle Menschen werden Brüder“den gebührenden Raum. Die Beethoven-Highlights kommen alle vor, original oder in Beatversionen.
Zwischen Hamburg, Stuttgart, Dresden und Leipzig findet sich als Tourstation am 18. Oktober auch Biberach. Wie wichtig ist Ihnen das Gastspiel in der alten Heimat?
Ich freue mich besonders darauf, mit diesem Stück in Biberach zu gastieren. Ich habe hier in den vergangenen Jahren mit der Jugendkunstschule zwei tolle Musicals inszeniert. Das war eine starke Erfahrung. Ich hoffe, viele meiner Musicalkids kommen zu „Beethoven! The Next Level“.