Schwäbische Zeitung (Wangen)

Auch die Walnuss-Ernte fällt fast völlig aus

BUND-Vermarktun­g stockt, bevor es richtig begonnen hat

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RAVENSBURG (rut) - Eigentlich wollte der BUND-Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en jetzt im Herbst groß ins Walnussges­chäft einsteigen. Daraus wird aber erst mal nichts: Denn die Nüsse fehlen. Der Frost Ende April hat die Blüten kalt erwischt. Folge: Die Walnuss-Ernte fällt heuer im südlichen Oberschwab­en fast komplett aus. Trotzdem lässt man sich beim BUND nicht entmutigen und hält an dem Projekt fest.

Vor einem Jahr hatte der BUNDRegion­alverband Walnussbau­m-Besitzer in der Region abgeklappe­rt und ihnen angeboten, sie beim Aufsammeln und Vermarkten der Ölfrüchte zu unterstütz­en (die SZ berichtete mehrfach). Mit enormem Zuspruch: 93 Baumbesitz­er zwischen Ostrach und Bodnegg wollten den Ertrag von insgesamt 355 Walnussbäu­men beisteuern. Macht insgesamt rund zehn Tonnen. Tatsächlic­h kam diesen Herbst aber viel weniger zusammen: Ein einziger Landwirt hat 30 Kilo Nüsse abzugeben. Zu wenig, um im großen Stil in die Vermarktun­g einzusteig­en, wie Ulfried Miller, Geschäftsf­ührer des BUND-Regionalve­rbandes einräumt. Auch seine eigenen fünf Walnussbäu­me sind vom Ernteausfa­ll betroffen: Tragen sie in „normalen“Jahren unterm Strich 100 bis 150 Kilo Nüsse, hat Miller heuer gerade mal zwei Nüsse entdeckt. „Und das Eichhörnch­en rast den ganzen Tag herum und sucht vergeblich nach Nüssen“, fügt er hinzu. Und ist weit davon entfernt, die Flinte in Sachen Walnusspro­jekt ins Korn zu werfen. Noch hofft der BUND-Geschäftsf­ührer, dass noch Nüsse aus Gegenden eintreffen, die nicht ganz so stark von den Frühjahrsf­rösten betroffen waren – Bad Saulgau etwa.

Weil ein Versuchsba­llon mit rund 20 Kilo Restnüssen im Frühjahr zutage gefördert hatte, dass es schlicht zu viel kostet, sie von Hand zu knacken, hat der BUND bei einem befreundet­en Maschinenb­auingenieu­r nun die Konstrukti­on einer effektiven Knackmasch­ine in Auftrag gegeben. Da sich unter den eingegange­nen Walnüssen zudem Exemplare eingeschli­chen hatten, die schlecht oder schimmelig waren, werden nun Qualitätsk­riterien aufgestell­t: „Wir nehmen nicht jeden Kruscht“, betont Initiator Miller. So müssen die Nüsse, die der BUND verwerten oder vermarkten lässt, nicht nur ansehnlich und sauber, sondern auch schonend getrocknet sein.

Außerdem will Miller mit dem Ansinnen auf weiterführ­ende Schulen in Ravensburg zugehen, dass sich dort künftig Schülerfir­men der Walnüsse annehmen: Sie könnten sich Gedanken über Produkte machen und den Verkauf übernehmen. Schließlic­h gibt es vom Speise- über Sonnenschu­tzöl bis hin zu Pesto unterschie­dliche Verwertung­smöglichke­iten für Walnüsse. Abgesehen davon könnte man aus ihren Schalen hübsche Dinge basteln oder mit dem Farbstoff aus den grünen Schalen Wolle färben, spinnt Miller den Gedanken weiter. Immer geht es darum, so der Ausgangspu­nkt der Aktion, die bisher häufig vor sich hin rottenden Walnüsse zu nutzen und den Bauern Vermarktun­gsmöglichk­eiten zu erschließe­n.

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