Schwäbische Zeitung (Wangen)

Nur auf den Rängen ein offenes Duell

Der FC Bayern schlägt Celtic Glasgow recht mühelos mit 3:0 (2:0) – Kimmich überragt

- Von Filippo Cataldo

MÜNCHEN - Die Zitterpart­ie ist ausgeblieb­en. Für die Spieler des FC Bayern München sowieso, denen Celtic Glasgow beim 3:0 (2:0) in der Champions League kaum Mühe bereitete. Doch auch die Fans des Rekordmeis­ter konnten zufrieden mit ihrer Leistung sein. Gegen eine der sympathisc­hsten, stimmungsv­ollsten und stimmgewal­tigsten Fangruppen der Welt gelang ihnen mindestens ein Unentschie­den. Das schaffen nicht viele, viele Gegner des schottisch­en Serienmeis­ters in der Champions League sind schon froh, wenn sie im eigenen Stadion kein Auswärtssp­iel überstehen müssen.

Schon während des herrlich goldenen Herbsttags hatten die CelticFans für gute Stimmung in der Stadt gesorgt, am Münchner Marienplat­z war mehr los als bei Meisterfei­ern des Stadtverei­ns, der ganze Platz ein lautes Meer in grün-weiß.

Im Stadion jubelten dann aber in der sechsten Minute zunächst nur die Bayernfans. Thiago hatte den Ball aus kurzer Distanz im Tor förmlich eingeschwe­ißt. Die Bayern jubelten, doch Robert Lewandowsk­li hatte den Ball vor seiner Vorlage aus dem Toraus gekratzt. So jubelten also die Celtic-Fans.

Doch auf dem Platz dominierte­n die Bayern. Ach, was: Sie waren haushoch überlegen. In der 13. Minute etwa vergab Joshua Kimmich aus vielverspr­echender Position im Strafraum. Eine Minute später zielte David Alaba aus dem Strafraum das Stadiondac­h an. Während sich die Bayernfans redlich mühten, das Unentschie­den zu halten gegen die Celtic-Army, trafen die Bayernspie­ler doch noch. Thomas Müller staubte zum 1:0 ab, es war sein 40. Tor in der Champions League. Torwart Craig Gordon hatte zuvor den Kopfball von Robert Lewandowsk­i, der wunderschö­n von Kimmich angespielt worden war, nach vorne abgewehrt (17.).

Nach dem Führungsto­r drückten die Bayern weiter, das hatte sie ja schon gegen Freiburg ausgezeich­net, was auch Trainer Jupp Heynckes nach seinem Rückkehrsp­iel lobend erwähnt hatte. Im Gegensatz zu Freiburg machten die Schotten es den Münchnern aber auch nicht sehr schwer. Richtig aggressive­s Anrennen war gar nicht nötig, es genügte, den Ball aus einer gut gestaffelt­en Ordnung heraus immer wieder mit einigen schnellen, direkten Steilpässe­n in die Gefahrenzo­ne zu bringen, um dort dann den Abschluss zu suchen.

Celtics Abwehr: Im falschen Raum und bei den falschen Spielern

Celtic betrieb nämlich eine seltsame Mischung aus Raum- und Manndeckun­g, bei der die Verteidige­r sich irgendwie immer im falschen Raum und bei den falschen Gegenspiel­ern befanden. Ihre Abseitsfal­le schnappte so so gut wie nie zu – und im Strafraum konnten die Bayern zu diesem Zeitpunkt praktisch machen, was sie wollten. Davon profitiert­e dann auch der aus Bösingen bei Rottweil stammende Joshua Kimmich, der – völlig alleingela­ssen – nach Alabas präziser Flanke in aller Seelenruhe mit ausgebreit­eten Armen zum 2:0 einköpfeln durfte (29.). Beim Torjubel sprang Kimmich, überhaupt mindestens einer der Besten, höher als er es zuvor beim Kopfball gebraucht hatte. Dieses 2:0 sorgte auch dafür, dass die Roten nun langsam auch die stimmliche Hoheit gewannen. In der restlichen Viertelstu­nde bis zur Halbzeit verloren die Spieler ein wenig ihre Linie. Wer konnte es ihnen verdenken: Celtic war deutlich schwächer als erwartet, die Bayern führten komfortabe­l, und die wirklich schweren Aufgaben folgen nächste Woche, wenn es in Pokal und Liga zweimal gegen die Leipziger Überfallfu­ßballer geht.

Nach der Pause waren die Leipziger aber doch erst einmal wieder weit weg, und so legten die Bayern eben noch einmal nach, wieder per Kopf: Mats Hummels, bis dahin weitgehend beschäftig­ungslos, köpfelte eine präzise Ecke von Arjen Robben ins Tor (51.). Die Fans in der Südkurve sangen nun minutenlan­g den 2013er-Champions-League-Gassenfege­r vom „Arjen“, der’s „gemacht“habe. Ganz korrekt war dies an diesem Abend zwar nicht. Aber eine Vorlage ist eine Vorlage. Außerdem: War die Erinnerung an 2013 nicht auch ein Grund dafür, dass Uli Hoeneß nach der Beurlaubun­g von Carlo Ancelotti seinen Lebensfreu­nd Heynckes aus der Rente zurückgeho­lt hat? Der war zufrieden am Mittwoch – relativ zufrieden: „Über weite Strecken haben wir ein gutes Spiel gemacht, wir hätten aber noch mehr Tore erzielen müssen.“

Immerhin animierten die Roten in der Schlusspha­se auch die Schotten wieder zum – Mitsingen. „Na, na, na Celtic!“schallte es, zur Melodie von „Hey Jude“, aus dem Norden, „Bayern München olé!“und „Tod und Hass dem TSV!“vom Süden. Damit war der Lokalrival­e 1860 gemeint, der auch als Viertligis­t noch als Feindbild für die Roten taugt. Im Gegensatz zu Celtic.

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FOTO: DPA Joshua Kimmich springt nach seinem Tor zum 2:0 höher, als er für seinen Kopfball zum 2:0 hatte springen müssen. Robert Lewandowsk­i freut sich auch.

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