Nur auf den Rängen ein offenes Duell
Der FC Bayern schlägt Celtic Glasgow recht mühelos mit 3:0 (2:0) – Kimmich überragt
MÜNCHEN - Die Zitterpartie ist ausgeblieben. Für die Spieler des FC Bayern München sowieso, denen Celtic Glasgow beim 3:0 (2:0) in der Champions League kaum Mühe bereitete. Doch auch die Fans des Rekordmeister konnten zufrieden mit ihrer Leistung sein. Gegen eine der sympathischsten, stimmungsvollsten und stimmgewaltigsten Fangruppen der Welt gelang ihnen mindestens ein Unentschieden. Das schaffen nicht viele, viele Gegner des schottischen Serienmeisters in der Champions League sind schon froh, wenn sie im eigenen Stadion kein Auswärtsspiel überstehen müssen.
Schon während des herrlich goldenen Herbsttags hatten die CelticFans für gute Stimmung in der Stadt gesorgt, am Münchner Marienplatz war mehr los als bei Meisterfeiern des Stadtvereins, der ganze Platz ein lautes Meer in grün-weiß.
Im Stadion jubelten dann aber in der sechsten Minute zunächst nur die Bayernfans. Thiago hatte den Ball aus kurzer Distanz im Tor förmlich eingeschweißt. Die Bayern jubelten, doch Robert Lewandowskli hatte den Ball vor seiner Vorlage aus dem Toraus gekratzt. So jubelten also die Celtic-Fans.
Doch auf dem Platz dominierten die Bayern. Ach, was: Sie waren haushoch überlegen. In der 13. Minute etwa vergab Joshua Kimmich aus vielversprechender Position im Strafraum. Eine Minute später zielte David Alaba aus dem Strafraum das Stadiondach an. Während sich die Bayernfans redlich mühten, das Unentschieden zu halten gegen die Celtic-Army, trafen die Bayernspieler doch noch. Thomas Müller staubte zum 1:0 ab, es war sein 40. Tor in der Champions League. Torwart Craig Gordon hatte zuvor den Kopfball von Robert Lewandowski, der wunderschön von Kimmich angespielt worden war, nach vorne abgewehrt (17.).
Nach dem Führungstor drückten die Bayern weiter, das hatte sie ja schon gegen Freiburg ausgezeichnet, was auch Trainer Jupp Heynckes nach seinem Rückkehrspiel lobend erwähnt hatte. Im Gegensatz zu Freiburg machten die Schotten es den Münchnern aber auch nicht sehr schwer. Richtig aggressives Anrennen war gar nicht nötig, es genügte, den Ball aus einer gut gestaffelten Ordnung heraus immer wieder mit einigen schnellen, direkten Steilpässen in die Gefahrenzone zu bringen, um dort dann den Abschluss zu suchen.
Celtics Abwehr: Im falschen Raum und bei den falschen Spielern
Celtic betrieb nämlich eine seltsame Mischung aus Raum- und Manndeckung, bei der die Verteidiger sich irgendwie immer im falschen Raum und bei den falschen Gegenspielern befanden. Ihre Abseitsfalle schnappte so so gut wie nie zu – und im Strafraum konnten die Bayern zu diesem Zeitpunkt praktisch machen, was sie wollten. Davon profitierte dann auch der aus Bösingen bei Rottweil stammende Joshua Kimmich, der – völlig alleingelassen – nach Alabas präziser Flanke in aller Seelenruhe mit ausgebreiteten Armen zum 2:0 einköpfeln durfte (29.). Beim Torjubel sprang Kimmich, überhaupt mindestens einer der Besten, höher als er es zuvor beim Kopfball gebraucht hatte. Dieses 2:0 sorgte auch dafür, dass die Roten nun langsam auch die stimmliche Hoheit gewannen. In der restlichen Viertelstunde bis zur Halbzeit verloren die Spieler ein wenig ihre Linie. Wer konnte es ihnen verdenken: Celtic war deutlich schwächer als erwartet, die Bayern führten komfortabel, und die wirklich schweren Aufgaben folgen nächste Woche, wenn es in Pokal und Liga zweimal gegen die Leipziger Überfallfußballer geht.
Nach der Pause waren die Leipziger aber doch erst einmal wieder weit weg, und so legten die Bayern eben noch einmal nach, wieder per Kopf: Mats Hummels, bis dahin weitgehend beschäftigungslos, köpfelte eine präzise Ecke von Arjen Robben ins Tor (51.). Die Fans in der Südkurve sangen nun minutenlang den 2013er-Champions-League-Gassenfeger vom „Arjen“, der’s „gemacht“habe. Ganz korrekt war dies an diesem Abend zwar nicht. Aber eine Vorlage ist eine Vorlage. Außerdem: War die Erinnerung an 2013 nicht auch ein Grund dafür, dass Uli Hoeneß nach der Beurlaubung von Carlo Ancelotti seinen Lebensfreund Heynckes aus der Rente zurückgeholt hat? Der war zufrieden am Mittwoch – relativ zufrieden: „Über weite Strecken haben wir ein gutes Spiel gemacht, wir hätten aber noch mehr Tore erzielen müssen.“
Immerhin animierten die Roten in der Schlussphase auch die Schotten wieder zum – Mitsingen. „Na, na, na Celtic!“schallte es, zur Melodie von „Hey Jude“, aus dem Norden, „Bayern München olé!“und „Tod und Hass dem TSV!“vom Süden. Damit war der Lokalrivale 1860 gemeint, der auch als Viertligist noch als Feindbild für die Roten taugt. Im Gegensatz zu Celtic.