Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Ich finde gut, dass mir niemand reinredet“

Serie zu den Ambulanten Diensten der OWB in Kißlegg – Heute: Claudia Hartneck

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KISSLEGG (sz) - Claudia Hartneck ist 49 Jahre alt und wohnt im Betreuten Wohnen Plus. Im Gespräch mit ihrer Betreuerin Lilo Steinberge­r erzählt sie, wie sie auf die Idee kam, selbststän­dig zu wohnen und was ihr daran besonders gut gefällt.

Frau Hartneck, seit wann wohnen Sie im Ambulant Betreuten Wohnen bzw. Ambulant Betreuten Wohnen Plus?

Seit 17 Jahren. Zuerst habe ich in einer WG gewohnt. Seit 14 Jahren wohne ich alleine in einer Wohnung. Seit drei Jahren werde ich im ABW Plus betreut.

Wo haben Sie davor gewohnt?

Ich habe bei meiner Mama in Leutkirch gewohnt. 1990 bin ich ins Wohnheim gekommen. 1994 bin ich wieder zu meiner Mutter gezogen.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, selbststän­dig zu wohnen?

Im Jahr 2000 hat ein Mitarbeite­r der Ambulanten Dienste mit mir über das Ambulant Betreute Wohnen gesprochen und mich zu Hause besucht. Es gab einen freien Platz in einer WG in Kißlegg und da war ich richtig einverstan­den, dass ich da einziehe. 2003 bin ich alleine in eine Wohnung gezogen und wurde von der OWB im Ambulant Betreuten Wohnen betreut. Seit drei Jahren werde ich im ABW Plus betreut. Im ABW war ich sehr viel alleine, im ABW Plus kommt jeden Tag jemand und ich bekomme mehr Unterstütz­ung.

Wie sieht Ihr Alltag aus?

Ich stehe sehr früh auf, wasche mich und putze meine Zähne. Um 7 Uhr gehe ich aus dem Haus und hole noch Heiko ab. Gemeinsam gehen wir dann zur Arbeit in die WfbM. Ich arbeite in der Metall Gruppe. Am Montag gehe ich nach der Arbeit noch zum Walken. Am Dienstag und am Wochenende kommt eine bürgerscha­ftlich Tätige zum Spaziergan­g oder zum Spielen. Am Montag, Mittwoch und Samstag kommt Elisabeth und hilft mir beim Aufräumen, Geschirr spülen und Wäsche waschen. Den Müll bringen wir einmal im Monat zum Wertstoffh­of. Am Samstag gehen wir zusammen auf den Wochenmark­t. Meine Betreuerin von der OWB kommt zwei Mal pro Woche. Ich hole sie im Büro ab und wir gehen zusammen zur Bank und zum Einkaufen. Drei Mal pro Woche kommt die Sozialstat­ion zum Duschen und Beine eincremen. Eine Frau von der Sozialstat­ion putzt einmal wöchentlic­h meine Wohnung gründlich.

Wie gestalten Sie Ihre Freizeit und den Urlaub?

Einmal im Monat nehme ich am Feierabend­café und am Samstagstr­eff der Ambulanten Dienste teil. Mit der Lebenshilf­e unternehme ich auch viel. An meinem Geburtstag und an Weihnachte­n fahre ich ein paar Tage zu meiner Mutter. Bei den mehrtägige­n Freizeiten der Ambulanten Dienste gehe ich jedes Jahr mit. In diesem Jahr war ich schon am Lago Maggiore und im Herbst fliege ich noch nach Mallorca.

Was ist schwierig am alleine Wohnen?

Wenn mir etwas passiert und ich zum Beispiel hinfalle, oder wenn es mir nicht gut geht, dann ist niemand da.

Was finden Sie gut an dieser selbststän­digen Wohnform?

Ich finde gut, dass mir niemand reinredet. Ich kann tun, was ich will. Ich kann kochen und essen, wann ich will.

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FOTO: OWB Claudia Hartneck

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