Jugend-Eishockey steht auf der Kippe
Nachwuchstraining in Ravensburg geht nur mit zweiter Eisfläche – Machbarkeitsstudie ist ein „Schock“
RAVENSBURG (jab/tk) - In Ravensburg könnte es bald kein Jugend-Eishockey mehr geben. Wenn der Nachwuchs nicht mehr Trainingszeiten vorweisen kann, fliegen die Mannschaften aus den Schüler-Bundesligen und der Deutschen Nachwuchsliga. Das sportliche Desaster ließe sich mit einer zweiten Eisfläche abwenden. Doch die könnte bis zu acht Millionen Euro kosten, wie eine Machbarkeitsstudie ergeben hat, die am Mittwoch im städtischen Werksausschuss vorgestellt wurde.
Um den Vorgaben des Deutschen Eishockeybundes zu entsprechen, müsste eine zweite Eisfläche 26 mal 56 Meter groß sein. Doch eine solche Eisbahn lässt sich nicht wie geplant an der Westseite der Eishalle – in Richtung Ulmer Straße – realisieren. Stattdessen müsste die Eisfläche hinter die Halle, in Richtung Norden, verlagert werden. Das Problem daran: Parkplätze fallen weg, die anderweitig bereitgestellt werden müssen. Laut der Machbarkeitsstudie des Architekten Uwe Schlenker könnte unter der zweiten Eisfläche theoretisch eine Tiefgarage geschaffen werden. Doch damit hat sich die Sache immer noch nicht erledigt: Wegen Lärmschutzauflagen ist es vermutlich erforderlich, die Eisfläche einzuhausen, also zu überdachen.
Wie Architekt Schlenker den Gemeinderäten vorrechnete, ist eine zweite Eisfläche, die all diese Bedingungen erfüllt, nicht unter acht Millionen Euro zu bekommen: Eine reine Eisfläche kostet zwei Millionen Euro, eine Tiefgarage schlägt mit weiteren zwei Millionen Euro zu Buche und eine Halle mit Umkleidekabinen erhöht die Kosten nochmals um vier Millionen Euro. Die Betriebskosten sind darin noch gar nicht berücksichtigt.
Kosten geringer geschätzt
Die Kosten für die Machbarkeitsstudie trägt die Stadt Ravensburg. Für die zweite Eisfläche, die aus echtem Eis bestehen soll, müssen die Ravensburger Eissportvereine – so wie es derzeit aussieht – selbst aufkommen. Frank Kottmann, Vorsitzender des Beirats der Towerstars, betonte als Gast in der Ausschusssitzung: „Als Towerstars unterstützen wird eine zweite Eisfläche komplett.“Ein Grund dafür sei laut Kottmann, dass eine zweite Eisfläche den vollen Belegungsplan der Eishalle entzerren würde. „Wir haben derzeit keine Profibedingungen“, so der Beiratsvorsitzende. „Wir werden ausgelacht, wie wenig Trainingsstunden wir haben.“Allerdings seien die Kosten „ein Schock“gewesen. Kottmann: Wir hätten mit Kosten in Höhe von 1,5 bis zwei Millionen Euro gerechnet.“
Die schlechten Trainingsbedingungen treiben auch den EVR-Vorsitzenden Winfried Leiprecht um. Er macht sich Sorgen, weil dem Verein nur eine Übergangssaison bleibe, um mehr Trainingszeiten vorzuweisen. Andernfalls würden die Jugendmannschaften aus den höheren Ligen rausfliegen, weil sie die Ausbildungskriterien des Eishockeybundes nicht erfüllen. „Da müssen wir uns ernsthaft überlegen, ob wir an diesem Standort überhaupt noch weitermachen mit einer Jugendarbeit, die über die Grundlagen hinausgeht“, meinte der EVRVorsitzende resigniert. „Bisher müssen unsere Schüler einmal pro Woche nach Lindau fahren.“Leiprecht stellte die Überlegung in den Raum, eine zweite Eisfläche an ein Sportzentrum anzudocken – „nämlich dort, wo auch Schulsport stattfindet“. Er könnte sich vorstellen, die geplante dreiteilige Halle um eine Eisfläche zu erweitern. Thomas Lambert, Vorsitzender des ESCR, unterstrich, dass der Eissport in Ravensburg eine „identitätsstiftende Bedeutung“habe. Er sei sich sicher, dass eine zweite Eisfläche so intensiv genutzt werde wie die Halle.