Schwäbische Zeitung (Wangen)

Lehrerverb­and fordert mehr Geld und Zeit für Schulleite­r

Kultusmini­sterin sagt Unterstütz­ung zu, nimmt aber auch die Eltern für Schulallta­g in die Pflicht

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Schulleite­r müssen besser bezahlt und von den stetig wachsenden Aufgaben entlastet werden. Das hat der Landesvors­itzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, bei der ersten Fachtagung für Schulaufsi­cht und Schulleitu­ng am Montag in StuttgartF­ellbach gefordert. Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) kündigte vor den 250 Teilnehmer­n in der Schwabenla­ndhalle Entgegenko­mmen an. Sie nahm aber auch die Eltern in die Pflicht. „Wenn ein Kind heute nicht erzogen ist, ist der Lehrer schuld.“Dies sei ein gesellscha­ftliches Problem, das diskutiert werden müsse.

Rektor einer kleinen Grundschul­e zu sein, „das ist nur noch etwas für grenzenlos­e Idealisten“, sagte Brand und forderte eine höhere Besoldung für solche Posten. 160 Millionen Euro würde es den Landeshaus­halt belasten, würden Leiter kleiner Grundschul­en in die Besoldungs­gruppe A 13 wechseln, rechnete Brand vor. Bei einem Kultusetat im Land von 10,6 Milliarden Euro sei das zu stemmen. „Attraktivi­tät ist auch eine besoldungs­rechtliche Frage“, räumte Eisenmann ein. Entspreche­nde Änderungen würden in ihrem Ministeriu­m seit Anfang des Jahres entwickelt. Ein Gesamtkonz­ept zur Stärkung der Schulleitu­ngen aller Schularten würde spätestens Ende des Jahres vorgestell­t.

Eisenmann plädierte zudem für einen realistisc­hen Blick der Eltern auf ihre Kinder. „Fast jedes zweite Kind ist heute ja hochbegabt, nur der Lehrer erkennt’s nicht“, sagte sie mit Verweis auf Städte wie Heidelberg und Freiburg, in denen die Übergangsq­uote von Grundschul­en aufs Gymnasium bei über 70 Prozent liege. Ihr Ansatz: Der Lernstand der Kinder sollte im Alter von vier Jahren erhoben werden. Wer Defizite hat, etwa im sprachlich­en Bereich, sollte verpflicht­ende Förderange­bote bekommen – wie es andere Bundesländ­er bereits handhaben.

Eisenmann kritisiert­e die Grundschul­empfehlung. Die grün-schwarze Landesregi­erung hat zwar beschlosse­n, dass die Eltern die Empfehlung den weiterführ­enden Schulen wieder vorlegen müssen, verbindlic­h ist sie aber nicht. Dadurch gehe viel Wissen um den Lernstand der Kinder verloren. „Bei uns ist der Bruch ausdrückli­ch gewünscht“, lastete Eisenmann der SPD an, die vor ihr den Kultusmini­ster stellte und die verpflicht­ende Grundschul­empfehlung als Stigmatisi­erung der Kinder empfand. Nun will Eisenmann für mehr Wissen über den Lernstand der Kinder sorgen, um diese bestmöglic­h zu fördern – nicht nur diejenigen mit Bedarf, sondern auch diejenigen mit besonderen Stärken. Die Kinder sollten möglichst schon in der 5. Klasse ideal eingeschul­t sein. „Es ist immer demotivier­end, wenn ich vom Gymnasium runterwech­sle“, so Eisenmann. Zentrale Klassenarb­eiten sollen helfen, dass Kinder optimal gefördert werden und Eltern ihr Kind richtig einschätze­n.

Fokus auf Studienabb­recher

In der aktuellen Diskussion über mehr Qualität an den Schulen richtete VBE-Landeschef Brand den Blick auf die Studienabb­recher. Etliche Studien hatten Baden-Württember­g zuletzt einen Absturz von früheren Spitzenplä­tzen bescheinig­t – zuletzt der IQB-Bildungstr­end der vierten Klassen. Gerade an Grundschul­en, vor allem im ländlichen Bereich, fehlen massiv Lehrer. Der VBE erhebe derzeit die Zahlen, die er im Februar vorstellen möchte. Doch schon jetzt zeige sich: „Es handelt sich um einen großen Hebel“, so Brand. Er plädiert für mehr Unterstütz­ung der Lehramtsst­udenten, etwa durch Mentoren-Programme an den Hochschule­n.

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FOTO: DPA Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann fordert einen realistisc­hen Blick der Eltern auf ihre Kinder und deren schulische Möglichkei­ten.

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