Marienglocke mahnt zum Frieden
Georg Enderwitz dirigiert „Paukenmesse“– Erklärung ermöglicht Verständnis des Werks
WANGEN - Georg Enderwitz hat am Samstagabend vor einer großen Zuhörerschar in der Stadtpfarrkirche die „Paukenmesse“von Joseph Haydn dirigiert. Zu Beginn der Aufführung ließ er den Chor der St. Martinskirche und das Oberschwäbische Kammerorchester ausgewählte Stellen präsentieren und gab Erklärungen dazu, damit das Werk besser verstanden werden konnte.
Warum spielt die Pauke eine so bedeutende Rolle? Wie löst Haydn diese oder jene für ihn wichtige Aussage? Wo setzt der Komponist Schwerpunkte? Georg Enderwitz hatte für alles eine Antwort. Und als danach das Gesamtwerk erklang, war es sicherlich leichter, die „Missa in tempore belli“, diese „Messe in Zeiten des Krieges“nachzuvollziehen.
Als Joseph Haydn 1796 seine Messe komponierte, da herrschte in Österreich Krieg. So geht die volkstümliche Bezeichnung „Paukenmesse“auch auf die im „Agnus Dei“ungewöhnliche So interpretiert Dirigent Georg Enderwitz das „Credo“.
solistische Verwendung der Pauke zurück, die eindringlich die heraufziehende Gefahr durch Napoleons Truppen auf dem Weg nach Wien beschreibt.
Enderwitz war es wichtig, zunächst auf die „Haltung im Kyrie“ einzugehen und einzelne Passagen hervorzuheben. So erinnerte er daran, dass das stark betonte „Eleison“, bei dem im Hintergrund die Kriegstrommel zu hören ist, in ein klagendes „Erbarme Dich“übergeht. „Weil Haydn diese düstere Stimmung aber nicht durchhalten kann, schaltet er mit dem Gloria in eine strahlende CDur-Atmosphäre um“, erläuterte der Dirigent.
„Von großer Zuversicht erhellt“
Für das „Gloria“hielt Georg Enderwitz den Hinweis „So bittet man eigentlich um nichts, da steckt eine große Not dahinter“bereit, das „Credo“interpretierte er so: „Hier muss der Komponist den Text abarbeiten und im weihnachtlichen Teil das Geheimnisvolle hineinlegen.“
Der letzte Satz des „Agnus Dei“mit dem „Dona nobis pacem“war laut Georg Enderwitz „nicht mehr flehend und zitternd, sondern wird von einer großen Zuversicht erhellt“.
Georg Enderwitz verstand es, Haydns Sinn für feine Instrumentierungen ebenso brillant umzusetzen wie dessen Vorliebe für wirkungsvolle „Schlagwerk-“Effekte. Schön, dass der Gesamtleiter der Versuchung widerstand, die Messe „mit breitem Pinselstrich“zu führen, sondern zügige, aber nicht zu schnelle Tempi wählte. Der Chor klang homogen, war stets höhensicher und nie zu schrill. Ina Weißbach, Monika Alt, Markus Kimmich und Heiner Miller trugen ihren Teil zum stimmigen Gesamteindruck bei.
Der ebenso schöne wie zu Herzen gehende Schlusspunkt wurde mit dem Läuten der Marienglocke gesetzt. Trug sie doch mit ihrer von Enderwitz geschilderten Inschrift viel zum vorher Gehörten bei: „Vom Frieden künd‘ ich, zum Frieden mahn‘ ich.“
„Hier muss der Komponist den Text abarbeiten und im weihnachtlichen Teil das Geheimnisvolle hineinlegen.“