Tettnanger setzen ein Zeichen
Demonstration richtet sich gegen Brandanschlag auf Flüchtlingsunterkunft im Oberhof
TETTNANG - Ein Zeichen gegen den Brandanschlag auf die noch nicht bewohnte Flüchtlingsunterkunft in der Narzissenstraße haben am Samstag an die 200 Menschen vor dem Tettnanger Rathaus gesetzt. Dazu hatten Christiane Ruppaner, Hartmut Huber und Michael Och recht kurzfristig aufgerufen. Umso größer war bei den dreien die Freude, dass sich beim späteren Gang durch Tettnang auch noch weitere Menschen der Demonstration anschlossen.
Martin Rösner hatte ein Plakat mit dem Schriftzug „Nicht in meinem Namen“vorbereitet, auf das zahlreiche Demonstranten ihre Unterschrift setzten. Dieses hängt derzeit im Musikcafé „Flieger“und wird dann in weiteren Tettnanger Geschäften ausgelegt oder ausgehängt. Hartmut Huber: „Natürlich können da auch noch weitere Menschen unterschreiben.“Einige Demonstranten hatten Regenbogenfahnen der Pace-Bewegung mitgebracht, andere hatten auch selbst Poster und Plakate bemalt.
Diskussionen mit Passanten
Beim Rundkurs durch die Montfortstraße, die Schulstraße, über den Bärenplatz, die Karlstraße und die Schlossstraße zurück zum Rathaus kam es dabei auch immer wieder mal zu Diskussionen mit Passanten. Eine ältere Dame etwa, die mit ihrer Begleiterin auf der Höhe des Torschlosses zufällig in die gleiche Richtung wie der Demonstrationszug lief, trat zur Seite und äußerte, dass Demonstrationen nur etwas für junge Leute seien. Dem widersprach eine Frau ähnlichen Alters resolut. Das sei falsch – bei so etwas müsse man einfach ein Zeichen setzen.
Das sagte auch Norbert Traub: „Ich will hier eindeutig Stellung beziehen. Gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit und für Menschlichkeit und ein Miteinanderleben.“Susanne Grabher ergänzte: „Viele schweigen einfach nur und meinen, dass es sie nichts angeht. Früher oder später erkennt jeder, dass es jeden angeht.“Sie war erfreut, dass so viele Menschen zum Rathaus gekommen waren, obgleich sie hinzufügte: „Ich hätte mir gewünscht, dass noch mehr los gewesen wäre.“
Klara Kekeisen sagte: „Ich bin bewusst hier und möchte mich solidarisch mit den Tettnangern zeigen.“Sie verurteilte den Brandanschlag und sagte, man müsse Flüchtlinge willkommen heißen. Josef Schober sagte: „Ich finde es klasse, dass die drei als Privatleute etwas gemacht haben.“Das Asylnetzwerk Tettnang war, wie auch andere Organisationen, nicht beteiligt. Dennoch waren einige Helfer vom Netzwerk vor Ort.
Oft zu hören war bei den Teilnehmern „Gut, dass da was passiert“und „Ich will nicht, dass es solche Anschläge bei uns gibt“. Die Organisatoren werteten die Resonanz positiv. „Dass so viele Menschen da sein würden, hätte ich nicht erwartet“, sagte Michael Och vor dem Hintergrund, dass der Aufruf erst Ende der Woche verbreitet worden war.