In vier Wochen ist raus, wer das Rinker-Areal in Ravensburg gestaltet
Zwei Entwürfe teilen sich den ersten Preis beim Architekturwettbewerb
RAVENSBURG (rut) - Für die Realisierung der mehr als 250 Wohneinheiten auf dem Rinker-Areal in der östlichen Ravensburger Vorstadt ist der nächste Schritt getan: Nun hat ein Preisgericht mit Vertretern aus Politik, Verwaltung, Städtebaubeirat sowie freien Architekten und Landschaftsplanern zwei Siegerentwürfe gekürt. Die Bauherren, Reisch und Rhomberg, hatten 15 Architekturbüros zum Wettbewerb geladen. In vier Wochen soll feststehen, wer tatsächlich ins Rennen geschickt wird.
„Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, tat Joachim Nägele, Geschäftsführer des hiesigen Ablegers der Vorarlberger Rhomberg Bau GmbH, gestern auf einer Pressekonferenz kund, ehe die beiden städtebaulichen Basisentwürfe auch dem Ravensburger Gemeinderat präsentiert wurden. Da es sowohl bei den Plänen des Stuttgarter Architekten Jörg Aldinger als auch bei denen des Konstanzer Büros Bechlemeid noch „Nachschärfungsbedarf“gebe, wollen Rhomberg und Reisch im Lauf des nächsten Monats entscheiden, wer den Zuschlag bekommt und den Löwenanteil der Gebäude gestalten darf.
Größtes Konversionsprojekt
Nach Möglichkeit sollen laut Nägele noch 2017 die Grundvoraussetzungen für den Bebauungsplan stehen. Auch Ingo Traub, Geschäftsführer der Reisch Projektentwicklung GmbH & Co. KG, hob hervor, dass beide Entwürfe „eine große Vielfalt ermöglichen“.
Im größten Konversionsprojekt, das in Ravensburg je über die Bühne ging, sollen am Ende nämlich nicht nur rund 500 Menschen leben. Soziale und altersmäßige Durchmischung werden ebenfalls großgeschrieben: Wenn auch Chefarzt und Krankenschwester nicht unbedingt im selben Haus wohnen würden, „so soll es doch möglich sein, dass Krankenschwester und Oberarzt künftig beide ebenso wie Opa, Oma und Enkel in diesem Quartier“wohnen – und zwar barrierefrei, machte Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp deutlich. Auf der rund drei Hektar großen Fläche zwischen Wangener und Holbeinstraße wird die Vorgabe des Bündnisses für sozialen Wohnraum umgesetzt, dass nämlich 20 Prozent der Wohnfläche 15 Jahre lang mindestens 14 Prozent unter der örtlichen Vergleichsmiete liegen. Auch grüne Freiflächen, die als Treffpunkte dienen, sollten die Wettbewerbsteilnehmer genau wie die Besonderheiten der topografischen Lage berücksichtigen.
Verzahnung mit der Umgebung
Und so bezieht Jörg Aldinger den nördlich an die Holbeinstraße angrenzenden Wald ebenso ins neue Quartier mit ein wie die drei unterschiedlich hohen „Plateaus“. Kindergarten, Studenten- und Seniorenwohnungen platziert er an den Eingang des Areals, Autos, Radler und Fußgänger sollen gleichberechtigt sein. Grundsätzlich gilt bei Aldinger: „Wir ergänzen und vervollständigen die Nachbarschaft.“
Auch Martin Bächle schreibt die Verzahnung mit der Umgebung groß – bestenfalls „sieht man später gar nicht, dass es sich hier um ein neues Gebiet handelt“. Bei ihm gruppieren sich die Häuserblocks um einen lang gezogenen Platz, die Senioren wohnen ruhig am Nordrand, das Kinderhaus ist ebenfalls im Eingangsbereich angesiedelt. In beiden Entwürfen wird der Triebwerkskanal freigelegt. Bächle wünscht sich das neue Wohngebiet gänzlich autofrei – Autos sollen in insgesamt vier Tiefgaragen verschwinden. Laut Baubürgermeister Dirk Bastin werde der Verkehrsfluss in der Wangener Straße durch die neuen Bewohner nicht beeinträchtigt. Ingo Traub weist darauf hin, dass auch die Kaltluftströme künftig besser „durchkommen“als jetzt durch Barriere der zuletzt von der Firma Vetter genutzten Fabrikhallen. Egal, welchem Entwurf die Bauherren letztlich den Vorzug geben: Für OB Rapp steht bereits jetzt fest, dass die östliche Vorstadt durch das Riesenprojekt, das in vier Etappen umgesetzt wird, „städtebaulich einen Riesensprung macht“. Dass dort keine Einfamilienhäuser gebaut werden, liege in der Natur der Sache: Sie hätten im urbanen Kontext keine Zukunft – würden dadurch, dass immer mehr Senioren in die Innenstadt ziehen, aber anderswo frei.