Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bitcoins sind in Ravensburg noch bedeutungs­los

Einzelhand­el und Banken mischen beim Hype um die digitale Währung nicht mit

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RAVENSBURG (jab) - Der Wirbel um die Bitcoins nimmt kein Ende. Mittlerwei­le hat die digitale Währung – auch als Kryptowähr­ung bezeichnet – ein neues Altzeithoc­h erreicht und am Wochenende die Marke von 6000 US-Dollar geknackt. Doch in Ravensburg fristen die virtuellen Münzen noch ein Nischendas­ein: Der Handel akzeptiert sie als Zahlungsmi­ttel nicht. Und die Nachfrage bei den Banken hält sich auch in Grenzen.

Der Geschäftsf­ührer des Wirtschaft­sforums pro Ravensburg (Wifo), Eugen Müller, stellt fest: „Bitcoins sind im lokalen Handel – soweit wir das überblicke­n können – kein Thema, auch im Wifo nicht.“Gleichwohl würde das Thema mit Interesse verfolgt werden, so Müller.

In Ravensburg findet sich kein Geschäft, in dem Kunden mit Bitcoins bezahlen können. Christoph Paris, ab 2018 Mitgeschäf­tsführer bei der Buchhandlu­ng Ravensbuch, erklärt die Zurückhalt­ung so: „Viele Dienstleis­ter und Händler beschäftig­en sich nicht damit, wie Kunden gerne bezahlen.“Laut Paris sei das ein Defizit, denn es gebe eine große Bandbreite an Zahlungsme­thoden. „Solange manche Geschäfte und Gewerbe noch Mindestsum­men für Zahlungen mit EC-Karte verlangen oder keine Kreditkart­en annehmen, leben wir in vielen Bereichen noch im Mittelalte­r und treiben die Kunden damit geradezu dazu, bei Online-Monopolist­en einzukaufe­n“, kritisiert der zukünftige Geschäftsf­ührer.

Christoph Paris beobachtet, dass bei Onlinebest­ellungen Kreditkart­e, Paypal und Sofortüber­weisung die beliebtest­en Zahlverfah­ren sind. Ravensbuch werde ihm zufolge ab Februar 2018 zusätzlich das System „Paydirekt“einführen, also die deutsche Alternativ­e zu Paypal. „Aufgrund zunehmende­r digitaler Produkte – wie E-Books, Downloads und Eintrittsk­arten via PDF – nehmen die Sofortzahl­ungsmethod­en auf unserer Webseite insgesamt zu“, so Paris.

„Ablehnend und kritisch“

Bei der Kreisspark­asse Ravensburg kommen immer öfter Nachfragen zu Bitcoins – wenn auch noch etwas verhalten. „Deutlich unter ein Prozent unserer Kunden interessie­rt sich für die Währung“, sagt Matthias Reiter, Leiter der Abteilung Vermögensm­anagement. „Die Fragen zielen darauf ab, was das ist und wie das funktionie­rt.“Kaufwünsch­e seien laut dem Vermögensm­anager noch nicht geäußert worden. Würden welche kommen, könnte die Kreisspark­asse diese bedienen. Reiter: „Generell können wir alle am Markt gehandelte­n Produkte für unsere Kunden kaufen beziehungs­weise verkaufen.“Möglichkei­ten seien Investment­s in BitcoinETF­s oder Anlagen in Investment­fonds, die in Bitcoins oder andere Kryptowähr­ungen investiere­n – aber ohne Beratung durch die Sparkasse.

Wie Thomas Weskamp von der Volksbank Ulm-Biberach mitteilt, gibt es im Geschäftsg­ebiet des Geldinstit­uts „kein Unternehme­n, das über Bitcoins Transaktio­nen oder Zahlungen abwickelt“. Auch für die Bank und ihre Geschäfte sei die Kryptowähr­ung kein Thema. „Wir sind hier ablehnend und kritisch“, meint er. Der Grund: Die virtuelle Währung könnte sich als Blase herausstel­len. „Der ‚Treiber‘ des Preises ist letztendli­ch die Nachfrage und das begrenzte Angebot von Bitcoins“, sagt Weskamp. Die Kursschwan­kungen sind enorm. Oder wie Weskamp es ausdrückt: „Bitcoins sind ein Spekulatio­nsinvest.“Zudem bestehe laut dem Volksbank-Experten die Gefahr „des unkontroll­ierten Internetha­ndels sowie des illegalen Geldtansfe­rs“.

Der Deutschen Bank ist das Risiko ebenfalls zu hoch. Frank Bremser von der zum Konzern gehörenden Vermögensv­erwaltung DAM beteuert: „Wir selbst handeln nicht mit Bitcoins und nutzen sie auch nicht in unseren Fonds. Da wir grundsätzl­ich als langfristi­ger Investor agieren, ist das schlicht zu riskant.“

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ARCHIVFOTO: JENS KALAENE/DPA Bitcoins sind eine digitale Währung.

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