Schwäbische Zeitung (Wangen)

Liebherr-Aerospace begrüßt Airbus-Einstieg

Europäisch­er Konzern übernimmt Mehrheit bei Mittelstre­ckenjets des kanadische­n Unternehme­ns Bombardier

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LINDENBERG (pem) - Die Nachricht hat in der Luftfahrtb­ranche für Aufsehen gesorgt. Airbus beteiligt sich mit 50,1 Prozent an den Mittelstre­ckenjets des kanadische­n Flugzeugba­uers Bombardier und will das Programm nach und nach komplett übernehmen. Betroffen davon ist auch Liebherr-Aerospace in Lindenberg. Das Unternehme­n ist bei beiden Unternehme­n an Bord. Die Geschäftsf­ührung der Liebherr-Aerospace Lindenberg begrüßt den Schritt des europäisch­en Luftfahrtk­onzerns: „Mit Airbus pflegen wir traditione­ll eine langfristi­g angelegte, sehr gute Partnersch­aft. Das C Series Programm ist für uns von großer Bedeutung. Durch den Einstieg von Airbus können wir eine Absicherun­g des Programms erwarten, sowohl was den Absatz, den Produktion­shochlauf und auch die finanziell­e Stabilität betrifft.“

Fachleute rechnen im Bereich der Mittelstre­ckenjets mit einem Boom. Bombardier bedient das Segment mit der CS100 und CS300. Sie sind für 100 bis 150 Passagiere ausgelegt. Airbus erwartet in diesem Bereich in den nächsten 20 Jahren eine Nachfrage nach rund 6000 Maschinen. „Ich sehe keinen Grund, warum die C Series nicht den Hauptteil abgreifen sollte“, sagte Airbus-Chef Tom Enders. Airbus werde dem Programm „Flügel verleihen“, hat er angekündig­t.

Davon würde auch Liebherr-Aerospace in Lindenberg profitiere­n. Das Unternehme­n ist nicht nur seit vielen Jahren bei allen Programmen von Airbus dabei, es liefert für die C-Serie von Bombardier auch das komplette Fahrwerksy­stem. Und: Liebherr-Aerospace in Toulouse steuert das Luftmanage­mentsystem für die Jets der CSeries von Bombardier bei.

Erst vor wenigen Tagen hat Liebherr eine neue Halle in Laval nahe Montreal eingeweiht. Dort sind die Endmontage und Prüfung der Fahrwerke untergebra­cht. Der LiebherrGe­schäftsber­eich Aerospace&Transporta­tion Systems hat 2,9 Millionen Euro in das Projekt investiert. Das Unternehme­n ist damit in der Lage just-in-time direkt an die Flugzeugmo­ntagelinie von Bombardier zu liefern. Liebherr spricht von „neuen Geschäftsc­hancen“, die sich dadurch in Kanada eröffnen.

An Bord ist der größte Arbeitgebe­r im Landkreis Lindau auch bei anderen Programmen von Bombardier: so den Geschäftsr­eiseflugze­ugen Challenger 300/500 – dort liefert Liebherr das Betätigung­ssystem für die Landeklapp­en – dem Regionalje­t CRJ 1000 und dem Global Express, einem Langstreck­en-Geschäftsf­lugzeug.

Mit dem kanadische­n Unternehme­n arbeitet Liebherr-Aerospace seit fast einem Vierteljah­rhundert zusammen. Anfang der 1990er-Jahre entwickelt­e und fertigte Liebherr-Aerospace Lindenberg zusammen mit dem Zulieferer Messier-Dowty das Bugfahrwer­k des Business Jets Global Express. Damit positionie­rte sich das Unternehme­n auch im Bereich der Fahrwerke für Geschäftsr­eiseflugze­uge.

Weniger Freude löste die Nachricht von der Übernahme der C-Serie bei Comac und Embraer aus. Der chinesisch­e und der brasiliani­sche Flugzeugba­uer peilen ebenfalls den Markt für 100- bis 150-Sitzer an. Comac hat im Juli mit der Fertigung der C919 begonnen. Embraer bietet dort den E-Jet an. Auch bei diesen beiden Programmen ist Liebherr-Aerospace mit an Bord.

 ?? FOTO: LIEBHERR-AEROSPACE ?? Test in der Kälte: Ein Ingenieur des Test- und Qualifikat­ionsbereic­hs bei Liebherr-Aerospace Lindenberg misst die Dicke der Klareissch­icht, die auf einem Hauptfahrw­erk für die C Series von Bombardier aufgebrach­t wurde. Die Schicht muss sechs Millimeter...
FOTO: LIEBHERR-AEROSPACE Test in der Kälte: Ein Ingenieur des Test- und Qualifikat­ionsbereic­hs bei Liebherr-Aerospace Lindenberg misst die Dicke der Klareissch­icht, die auf einem Hauptfahrw­erk für die C Series von Bombardier aufgebrach­t wurde. Die Schicht muss sechs Millimeter...

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