Spezialist für die besonderen Antriebe
Die Firma „ate“in Leutkirch plant Erweiterungsbau – Kleine Stückzahlen, hohe Anforderungen
LEUTKIRCH - Kleine Stückzahlen, dafür hochspezialisiert und ganz auf die Kundschaft ausgerichtet: Das Geschäftsmodell der Leutkirch Firma „ate“(antriebstechnik und entwicklungs holding GmbH) hat sich durchgesetzt. Im kommenden Jahr soll in Nachbarschaft zum heutigen Standort in der Brandenburger Straße ein Erweiterungsbau für die Produktion errichtet werden. Aber auch in der Organisation des Unternehmens mit aktuell fast 100 Mitarbeitern stehen Veränderungen an.
Die ate-Geschichte beginnt in Leutkirch im Jahr 1999, als die Zukunft des Dentalherstellers KaVo nicht mehr gesichert war. Vier Gründergesellschafter und ein Mitarbeiter begannen, auf eigenes Risiko Antriebstechniken für Sonderanfertigung zu entwickeln. „Das war schon auch riskant“, gibt Wolfgang Thaler zu, einer der Männer der ersten Stunde. Immerhin floss auch Erspartes in die Firmengründung.
Thaler wird demnächst aus der Geschäftsführung ausscheiden, als Vorsitzender des neu gegründeten siebenköpfigen Beirats bleibt seine Kompetenz aber der Firma erhalten. Mittelfristig soll die Geschäftsführung nur noch aus zwei Personen bestehen. „Diese Umstrukturierung dient auch der Zukunftssicherung“, betont Wolfgang Merath, einer der Geschäftsführer. Sein Kollege und Mitstreiter Mark Vohrer weist darauf hin, dass angesichts der heutigen Größe des Unternehmens Aufgaben, die bisher stark in der Geschäftsführung angesiedelt waren, auf Abteilungsleiter übergehen werden.
Kunden geben das Ziel vor
Hohe Qualität und Flexibilität nennt Vohrer als eine Stärke von ate, um sich am Standort Deutschland so gut halten zu können. Nicht große Serien von Elektroantrieben aller Art sind das Ziel. „Wir entwickeln und bauen das, was unsere Kundschaft anfordert“, sagt Thaler. Häufig kommen ate-Komponenten in Prototypen zum Einsatz. Geht ein Schiffsbauer, ein Flugzeughersteller oder ein Automobilkonzern damit später in die Serienproduktion, machen sich die ate-Tüftler an die nächste Aufgabe heran. „Wir können aktuell gar nicht alle Aufträge annehmen“, gibt Vohrer zu.
Auch deswegen müsse die Erweiterung sein, ein Personalaufbau ist dann angedacht. „Wir benötigen einen gesunden Mix aus Facharbeitern und Anlernkräften, wir brauchen viele gute Leute“, sagt Vohrer. Doch der Facharbeitermangel schlage allmählich auch bei ate durch, trotz der Philosophie, den Mitarbeiter „als höchstes Gut“in den Mittelpunkt aller Planungen zu stellen. So seien auch im Jahr 2009, als die Wirtschaftskrise bei ate im Maschinenbau zu einem starken Einbruch führte, keine Stellen gestrichen worden. „Wir haben alle an Bord gehalten“, sagt Thaler. Nach Fertigstellung des Erweiterungsbaus will das Unternehmen die eigenen Ausbildungskapazitäten verstärken in der Hoffnung, so frühzeitig Personal an sich zu binden.
Erfahrung und die Bereitschaft, sich neuen Herausforderungen zu stellen, damit hat sich das Unternehmen, das auf allen Weltmärkten vertreten ist, einen festen Kundenstamm gesichert. Mit 50 Prozent macht der deutsche Markt aber den größten Anteil am Geschäft aus. Dazu zählt auch Porsche. Mit Antriebskomponenten von ate gewann Porsche vor zwei Jahren mehrere Langstreckenrennen. In fast allen Rennserien mit den besonders hohen technischen Anforderungen sind ate-Produkte vertreten. Die Geschäftsführer leiten daraus für die weitere Entwicklung in anderen Bereichen das große Plus ab, beim technologischen Fortschritt vorne dabei zu sein. Grundvoraussetzung für den Erfolg sei, intensiv mit den Entwicklern der Kunden die Anforderungen für ein neues Modul abzustimmen. Und dann umzusetzen. Die Geschäftsführer sprechen denn auch mehrfach von „Projektarbeit“, wenn Neuerungen angepackt werden müssen.
Hybrid-Modelle sind im Kommen
Generell seien Elektroantriebe immer mehr gefragt. Schiffsbauer beginnen, verstärkt Hybrid-Techniken einzusetzen. In der Luftfahrt ersetzen die großen Hersteller bei neuen Maschinen die frühere HydraulikTechnik durch hochmoderne Steuerungen über Elektroantriebe. Ausweiten werde sich die Nachfrage in Zukunft auch im Bereich der erneuerbaren Energien oder bei der Energierückgewinnung in Zeiten knapper werdender Ressourcen. Stillstand in diesem Segment kann sich die „Manufaktur“, auch der Begriff fällt, nicht leisten. Im eigenen Haus hat ate längst grüne Ideen umgesetzt. Schon seit Jahren unterhält das Unternehmen eine eigene Elektro-Fahrzeug-Flotte.
„Es ist keine Seltenheit, dass wir eine Komponente nur einmal herstellen“, sagt Vohrer. Passgenau. Der größte Antrieb, der derzeit entsteht, hat einen Durchmesser von 1,60 Metern. Als kleinsten Antrieb weist die Firmengeschichte ein Antriebsmodul mit vier Millimetern Durchmesser aus. Der Markt ist nach Angaben des Unternehmens zwar umkämpft, aber überschaubar. Und das im weltweiten Vergleich. Es ist eben etwas Besonderes, High-Tech anzubieten.