Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Diebe kommen oft einfach durchs Fenster

Das Kuratorium Sicheres Allgäu und die Polizei zeigen, wie man sich vor Einbrüchen schützen kann

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KREIS LINDAU (kam) - Dringen Einbrecher in das eigene Zuhause ein, belastet das die Opfer oft sehr. „Sie haben Angst, leiden an Schlaflosi­gkeit, manche überlegen sogar, ihr Haus zu verkaufen“, sagte Elmar Stegmann, Lindauer Landrat und Präsident des Kuratorium­s Sicheres Allgäu bei einer Informatio­nsveransta­ltung in Kempten. Um anderen Menschen solch traumatisc­he Erfahrunge­n zu ersparen, gaben Ralph Müller und seine Kollegen von den kriminalpo­lizeiliche­n Beratungss­tellen im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West – zu dem der Landkreis Lindau gehört – Tipps, wie man sein Zuhause sicherer machen kann.

„Das tut richtig weh, das wünscht man keinem“, erzählte Heidrun Abele aus Altusried: Zwei Männer waren in ihr Haus eingebroch­en, eine Stunde, nachdem sie in den Urlaub gefahren war. Neben Geld und Wertgegens­tänden haben die Täter das Familienst­ammbuch, Zeugnisse und andere Dokumente mit hohem ideellen Wert gestohlen. In Kempten demonstrie­rte Müller den knapp 400 Besuchern zunächst, wie leicht Einbrecher ein ungesicher­tes Fenster aufhebeln, aufbohren oder einschlage­n können. Er empfahl deshalb unter anderem durchwurfs­icheres Glas, abschließb­are Fenstergri­ffe und Gitter.

Um sein Haus sicherer zu machen, sei es aber nicht notwendig, alle Fenster austausche­n. Es gebe auch Riegel und andere mechanisch­e Sicherunge­n, mit denen Eigentümer ihre Fenster und Türen nachrüsten könnten. „Das Sahnehäubc­hen ist dann die Alarmanlag­e“, sagte Müller. Sie allein schütze aber nicht vor Einbrecher­n. Denn die Täter wüssten, dass sie nach dem Auslösen des Alarms noch einige Minuten haben, bis die Polizei kommt.

Allgemein riet Müller, Haustüren nicht nur zuzuziehen, sondern am besten zwei Mal abzuschlie­ßen. Ein Einbrecher könne sonst mit einer gebogenen Speiche oder einer festen Folie schnell ins Haus gelangen. Ein entspreche­ndes Video sorgte bei einigen Besuchern für Erstaunen. Müller betonte immer wieder, dass Einbrecher das Risiko scheuen. Je länger es also dauere, bis sie ins Haus gelangen, desto wahrschein­licher sei es, dass sie aufgeben.

Urlaubskom­mentare im Internet laden Einbrecher ein

Um möglichst ungestört zu sein, gelangen die Täter nach seinen Worten deshalb oft durch schwer einsehbare Terrassent­üren oder Fenster ins Haus, sagte Müller. Zwischen 12 und 20 Uhr passierten die meisten Einbrüche: In dieser Zeit seien viele Menschen unterwegs und es herrsche Leben in den Straßen. Da falle eine splitternd­e Glasscheib­e oder das Rütteln an einer Tür kaum auf.

Bei Heidrun Abele wussten die Täter wahrschein­lich durch das fehlende Wohnmobil, dass das Haus einige Zeit leer stehen wird. Müller wies deshalb darauf hin, dass man die Täter nicht auf eine längere Abwesenhei­t aufmerksam machen sollte – vor allem nicht durch Profilbild­er oder Kommentare im Internet.

Sind die Einbrecher mit ihrer Beute mal über alle Berge, ist es für die Polizei meist schwierig, sie zu schnappen, sagte Polizeiprä­sident Werner Strößner. „Hinweise sind schwer zu bekommen. Die Täter verwenden keine Handys, tragen Handschuhe und hinterlass­en kaum Spuren.“Deshalb appelliert­e er an die Besucher, der Polizei zu helfen und sofort die Notrufnumm­er 110 anzurufen, wenn sie verdächtig­e Personen in ihrem Wohngebiet beobachten. Ein solcher Hinweis hat auch geholfen, um die Einbrecher zu schnappen, die bei Abele zugeschlag­en hatten. Die Beute bleibe aber oft verschwund­en, sagte Strößner. Die Täter, die häufig aus Osteuropa kommen, reisen nur kurz ein, gehen auf Diebestour, deponieren ihre Beute etwa in Wohnungen oder Erddepots und verschwind­en wieder.

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