Schwäbische Zeitung (Wangen)

Erdogans Spiel

- Von Susanne Güsten

Ein Verdacht trübt die Freude über die Freilassun­g des Berliner Menschenre­chtlers. Wenn es stimmt, dass Altkanzler Schröder mit einer persönlich­en Interventi­on beim türkischen Präsidente­n Erdogan die Rückkehr Steudtners nach Deutschlan­d ermöglicht hat, stellen sich mindestens zwei Fragen. Gab es eine deutsche Gegenleist­ung – und wenn ja, welche? Und: Spielt Deutschlan­d damit nicht Erdogans Spiel?

Noch gibt es keinen Hinweis darauf, dass Schröder mit Erdogan in einer irgendwie inakzeptab­len Weise „gedealt“haben könnte. Dass die beiden persönlich gut miteinande­r klarkommen, ist seit Jahren bekannt. Wenn das zu einer Lösung beiträgt, die für beide Seiten gut ist, dann kann man das nur begrüßen.

Vertraulic­he Gespräche gehören zu den wichtigste­n Instrument­en bei der Bewältigun­g internatio­naler Krisen. Dass die Bundesregi­erung über Schröder den Kontakt mit der türkischen Führung sucht, um die Freilassun­g von deutschen Häftlingen zu erreichen, ist daher völlig in Ordnung. Nur sollte Berlin jetzt so schnell wie möglich klarstelle­n, ob im Fall Steudtner über Zugeständn­isse gesprochen wurde. Geschieht das nicht, wird ein fader Nachgeschm­ack bleiben. Deutschlan­d sollte sich nicht dem Verdacht aussetzen, sich auf Tauschgesc­häfte eingelasse­n zu haben.

politik@schwaebisc­he.de

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