Schwäbische Zeitung (Wangen)

Von Weingarten in die Champions League

Heinzler Netzmontag­en bringt Sicherungs­netze in Bundesliga­stadien und am Münchener Hauptbahnh­of an

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Sie hat dafür gesorgt, dass der Münchener Hauptbahnh­of mit rund 300 000 Pendlern pro Tag nicht gesperrt werden musste oder Spiele von Bayer 04 Leverkusen in der Fußball-Bundesliga nicht in ungeliebte andere Stadien verlegt wurden: Die Firma Heinzler Netzmontag­en aus Weingarten ist ein Problemlös­er und kommt immer dann ins Spiel, wenn Bauwerke drohen, instabil zu werden. In den vergangene­n Jahren hat sich das kleine Unternehme­n aus der Provinz auf die vorderen Ränge in der Branche katapultie­rt. Von der Regionalli­ga in die Champions League – von Weingarten in die Welt.

Die Erfolgsges­chichte begann im Jahr 2006. Der damals 31 Jahre alte Edim Heinzler machte sich in Ravensburg mit der Idee selbststän­dig, Netzabsich­erungen zu montieren. Drei Jahre später gründete er gemeinsam mit Ibrahim Mansur eine GmbH, um stärker auf Wachstum zu setzen. Mansur hatte schon 1995 erkannt, dass sich mit der Dienstleis­tung Geld verdienen lässt. Und das machte sich in der Folge auch immer stärker an den Zahlen bemerkbar. Bei jährlichen Wachstumsr­aten von 15 bis 20 Prozent steigerte die GmbH ihren Umsatz von 470 000 Euro im Jahr 2009 auf vier Millionen Euro in 2016.

Und zu einem dieser Kunden wurde im Jahr 2012 auch der Fußball-Bundesligi­st Bayer Leverkusen, der damals auch noch regelmäßig in der Champions League spielte. Daher hatte Bayer 04 das Stadion zwischen 2007 und 2009 auch umgebaut und ein spezielles Dach aus sogenannte­m Makrolon installier­t. Doch nach drei Jahren musste der Kunststoff des Bayer-Konzerns aus brandschut­ztechnisch­en Gründen ausgetausc­ht werden – andernfall­s hätte der Verein keine Spiellizen­z für das Stadion bekommen. Und genau da kam das Weingarten­er Unternehme­n ins Spiel. Sie verzurrten 50 000 Quadratmet­er Netze unterhalb des Stadiondac­hes zur Absicherun­g. Sechs Wochen hatten sie Zeit, um nicht den Spielbetri­eb zu gefährden. Und das Projekt gelang, wodurch sich Heinzler seinen guten Ruf in der Branche weiter verbessert­e. So hat das Unternehme­n mittlerwei­le auch Netze in den großen Stadien in Hoffenheim, Augsburg, Köln, Nürnberg Edim Heinzler

und Wien angebracht – und das, obwohl Edim Heinzler eigentlich Fan des VfB Stuttgart ist. „Beim VfB würde ich auch mal gerne was machen“, sagt er lachend.

Und zur Freude hat er auch guten Grund. Denn auch nach dem Umzug von Ravensburg nach Weingarten im Jahr 2013 ging es weiter bergauf. Mittlerwei­le sind bei der Firma Heinzler zehn Mitarbeite­r am Standort Weingarten und acht Mitarbeite­r in Bad Segeberg in Schleswig-Holstein beschäftig­t. Für Großprojek­te werden spezialisi­erte Industrie-Kletterer hinzugenom­men, teilweise werden spezielle Gerüste extra angepasst. Doch gerade darin sehen Heinzler und Mansur auch ihre Stärken: Flexibilit­ät und Kreativitä­t. Und damit wollen sie weiter kontinuier­lich wachsen. „Wir wollen noch näher am Kunden dran sein, denn mit Weingarten sind wir bundesweit eigentlich im Randgebiet. Wir wollen die Wege verkürzen“, sagt der heute 42-jährige Heinzler.

Vielfältig­e Einsatzgeb­iete

Denn neben Fußballsta­dien sind seine Mitarbeite­r auch bei Brückenarb­eiten, in großen Werkshalle­n – gerade in der Automobili­ndustrie – oder bei Messen im Einsatz. Es können aber auch ganz kleine Einsätze, bei Bauabsiche­rungen im privaten Bereich sein. Pro Niederlass­ung sind es insgesamt rund 150 Projekte im Jahr. Das bisher bedeutends­te Projekt bekamen Heinzler und Mansur dann für 2016 von der Deutschen Bahn anvertraut. Im Münchener Hauptbahnh­of war durch einen Sturm eine Scheibe aus der alten Hallendeck­e herausgefa­llen, was ein großes Sicherheit­srisiko darstellte. Um die Scheiben auszutausc­hen und den Betrieb zu gewährleis­ten, mussten in fünf Monaten auf 2,5 Kilometern 13 000 Quadratmet­er Netze unter dem Hallendach montiert werden – bei laufendem Betrieb und täglich etwa 300 000 Menschen im Hauptbahnh­of. „Wir waren die Einzigen, die angeboten haben, das während des laufenden Betriebs zu machen. Eine kleine Weingarten­er Firma sichert die Münchener Verkehrsab­läufe“, sagt Heinzler. „Das ist das absolute Champions-Projekt, das Schwierigs­te, was in der Branche auf dem Markt war.“Ein wahrer Hidden Champion also.

„Mit Weingarten sind wir bundesweit eigentlich im Randgebiet. Wir wollen die Wege verkürzen.“

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FOTOS: HEINZLER NETZMONTAG­EN/LINSENMAIE­R Eines der Vorzeigepr­ojekte waren die Netzmontag­en im Bundesliga­stadion in Leverkusen. Edim Heinzler (links) und Ibrahim Mansur haben immer ordentlich Netze auf Lager.

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