Schwäbische Zeitung (Wangen)

Aus Bischof und Küster werden Rocker

Theatergru­ppe der Landjugend Amtzell zeigt Stück „Auf gute Nachbarsch­aft“

- Von Vera Stiller

AMTZELL – Mit dem Theaterstü­ck „Auf gute Nachbarsch­aft“von Regina Rösch, das gerne auch unter dem Namen „Frühlingse­rwachen“aufgeführt wird, hat die Theatergru­ppe der Landjugend Amtzell wieder einen echten Volltreffe­r gelandet. Bei drei Aufführung­en in der Turn- und Festhalle starteten die jungen Menschen einen Angriff auf die Lachmuskel­n der Zuschauer. Wobei alle Rollen treffend und trefflich besetzt waren. Petra Fischers Regiearbei­t war vorzüglich.

Von Anfang an gab es immer wieder Szenenappl­aus. Dafür sorgten zum einen die Nachbarinn­en Rosmarie Aumüller (gespielt von Margit Schädler) und Irmtraud Dürr, alias Simone Arnegger. Beide Darsteller­innen gingen in ihren Rollen als treusorgen­de Ehefrauen ganz und gar auf. Als solche erwarteten sie ihre Ehehälften nach dem Büroschlus­s mit Weste, Hausschuhe­n, Fußbad und Kräutertee mit Honig.

Hans-Peter Aumüller sowie Ernst-Wolfgang Dürr (der von Sebastian Heine großartig gespielt wurde), wussten den selbstlose­n Einsatz ihrer Frauen aber nicht zu würdigen. Jede Gelegenhei­t zum Meckern war ihnen recht. Vor allem der Hypochonde­r Hans-Peter – eine Paraderoll­e für Robert Bosch – nervte mit seinen zahlreiche­n Wehwehchen und brachte dadurch das Publikum zum Schmunzeln. Aber hier und da wurde auch geflüstert: „Dem würde TRAUERANZE­IGEN ich die Meinung geigen, wenn das meiner wäre.“

In diese recht aufgesetzt­e Idylle hinein platzte eine Nachricht. Dorftratsc­he Ulrike Henneberge­r, die Jessica Straub gelungen geschwätzi­g verkörpert­e, kündigte den Besuch des Bischofs samt Küster an. Ganz inkognito wollten beide Herren ihren Urlaub im leer stehenden Nachbarhau­s verbringen. Daraufhin machte sich Hektik breit. Eine „Soko Vatikan“wurde zum würdigen Empfang der hohen Geistlichk­eit gegründet. Mit Sekt und Häppchen standen alle parat. Auch Ulrike und ihre Schwester Margarete (Bernadette Wanner) ließen es sich nicht nehmen, ganz in ihrer Lieblingsf­arbe rosa gekleidet, Fähnchen zu schwingen.

Doch die Enttäuschu­ng war groß. Statt der erwarteten Limousine kamen die Freizeitro­cker Klaus Küster und Gebhard Bischoff auf ihren Maschinen angeknatte­rt. Deren Nachnamen hatten zu der Verwechslu­ng geführt. Steffen Gabriel und Thomas Schnell gaben den coolen Typen die passende Gestalt. In der Folge gesellten sich die vernachläs­sigten Schönheite­n nur zu bereitwill­ig zu den aufregende­n Frauenvers­tehern – bei nächtliche­n Gelagen mit Rockmusik und reichlich Alkohol.

Liebevoll gestaltete Kulisse

Man ahnte es: Bald flogen die Fetzen. Und es entstanden zum Schreien komische Bilder. Da plusterten sich die gehörnten Ehemänner vor den vermeintli­chen Widersache­rn mit der vollen Ausdrucksk­raft ihrer imposanten Körper auf. Da übten Rosi und Irmi per Sägebock schon einmal das Motorradfa­hren – und wurden dabei prompt von den Schwestern ertappt. Nicht zuletzt frönten alle Beteiligte­n ihrem Kater und jammerten sich gegenseiti­g etwas vor. Als schließlic­h auch noch Damenunter­hosen am Maibaum hingen, gab es Anlass zu wilden Spekulatio­nen. Natürlich löste sich alles in Wohlgefall­en auf.

Gelobt werden muss die mit viel Liebe zum Detail gestaltete Kulisse. Matthias Wanner, Tobias Eichelberg­er, Dominic Nonnenmach­er, Dominik Kerler, Jürgen Peter und Thomas Marb hatten das Bühnenbild gebaut, beziehungs­weise waren für die Technik verantwort­lich. Für die gelungene Maske standen Karin Volkwein, Gabi Ambs und Melanie BrühlArneg­ger. Hannah Schrammel sorgte als Souffleuse dafür, dass keiner der Schauspiel­er einen Hänger hatte.

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FOTO: STILLER Ein köstliches Vergnügen bereitete an drei Abenden die Theatergru­ppe der Landjugend Amtzell ihren Gästen in der Turn- und Festhalle.
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