Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die isolierte Großmacht

Die Regierung der USA darf weiter an der Klimakonfe­renz teilnehmen

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WASHINGTON/BERLIN (AFP) - Mit einem Paukenschl­ag verkündete USPräsiden­t Donald Trump vor fünf Monaten, dass sein Land aus dem Pariser Klimaabkom­men aussteigt. Da der Ausstieg aber frühestens in drei Jahren in Kraft treten kann, sitzen die USA bei der UN-Klimakonfe­renz in Bonn ab Montag dennoch mit am Tisch – und dürften dort weitgehend isoliert sein.

Mit Spannung wird nun erwartet, ob sie den vielen Klimaschut­z-Befürworte­rn bei den Verhandlun­gen Knüppel zwischen die Beine werfen. Getreu seinem Wahlspruch „America First“hatte Trump seine Ausstiegse­ntscheidun­g damit begründet, dass das Abkommen die USA benachteil­ige und dort Jobs zerstöre.

Der US-Ausstieg ist frühestens am 4. November 2020 möglich – genau einen Tag nach der nächsten regulären US-Präsidents­chaftswahl. Deshalb können die USA in Bonn weiterhin ihre Interessen vertreten.

Die USA schicken den angesehene­n Karriere-Diplomaten Thomas Shannon als Delegation­sleiter nach Bonn. Welcher Widerstand dem Außen-Staatssekr­etär dort begegnen wird, zeigte bereits der G20-Gipfel im Juli in Hamburg. Damals haben sich die 19 übrigen führenden Industrieu­nd Schwellenl­änder ausdrückli­ch zum Pariser Abkommen bekannt.

Tatsächlic­h sind die USA neben Syrien das einzige Land, welches das Pariser Abkommen nicht unterstütz­t. Fast 170 Unterzeich­nerstaaten haben die Vereinbaru­ng bereits ratifizier­t. „Der Rest der Welt hat keinen Anreiz, den USA Zugeständn­isse zu machen, weil wir vollkommen isoliert sind“, sagt Ben Rhodes, früherer Berater von Trumps Amtsvorgän­ger Barack Obama.

Auch der Politische Geschäftsf­ührer der Umwelt- und Entwicklun­gsorganisa­tion Germanwatc­h, Christoph Bals, meint, die „klimapolit­ische Geisterfah­rt der USA“schade vor allem dem Land selbst. Bals rechnet damit, dass die USA in Bonn eher zurückhalt­end auftreten werden. Andere Beobachter befürchten hingegen, dass das Land seinen Platz am Verhandlun­gstisch nutzen wird, um auf sehr strikte Transparen­zregeln für die Umsetzung der nationalen Klimaschut­zziele zu dringen – und somit Ländern wie China das Leben schwerer zu machen.

Die Regierung Trump ist nicht die einzige Stimme der USA in Bonn. Auch ein Bündnis aus US-Bundesstaa­ten, Kommunen und Unternehme­n, das sich für die Umsetzung des Pariser Abkommens in den Vereinigte­n Staaten ohne Unterstütz­ung der Regierung einsetzt, wird bei der Klimakonfe­renz vertreten sein. Es gibt somit amerikanis­che Vertreter, die weiter am Kilmaschut­z festhalten wollen und so deutlich machen, dass die US-Regierung in ihrer Klimapolit­ik ziemlich allein dasteht.

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