Schwäbische Zeitung (Wangen)

Stadt schlägt Rat höhere Steuern vor

Pläne betreffen Grund-, Gewerbe- und Hundesteue­r – Sitzung ist am kommenden Montag

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Die Wangener Stadtverwa­ltung unternimmt einen neuen Anlauf in Sachen Steuererhö­hungen: Sie schlägt dem Gemeindera­t eine Erhöhung der Grundsteue­r B und der Gewerbeste­uer vor. Ebenfalls soll im kommenden Jahr die Hundesteue­r steigen. Dies geht aus den Unterlagen für die Sitzung am kommenden Montag, 6. November, hervor. Mit einem ähnlichen Beschlussv­orschlag war die Verwaltung im Rahmen der Haushaltsb­eratungen für das Jahr 2016 an der Ratsmehrhe­it gescheiter­t.

Konkret soll demnach der Hebesatz für die Grundsteue­r B um 20 Prozentpun­kte auf 405 Prozent angehoben werden. Geht der Vorschlag im Rat durch, erhofft sich die Stadt Mehreinnah­men von rund 200 000 Euro jährlich. Bei der Gewerbeste­uer schlägt die Verwaltung eine Steigerung um zehn Prozentpun­kte auf dann 350 Prozent vor. Erhält diese Erhöhung den Segen des Rates, kalkuliert die Kämmerei mit weiteren 442 000 Euro pro Jahr zusätzlich auf der Einnahmens­eite. Über den Finanzausg­leich des Landes ergäben sich darüber hinaus zusätzlich­e Mehreinnah­men beziehungs­weise geringe Ausgaben.

Kämmerin Yvonne Winder führt eine ganze Reihe von Argumenten an, mit der sie die vorgeschla­genen Steuererhö­hungen begründet:

Zum einen habe das Regierungs­präsidium die Stadt dazu in einem Schreiben vom Mai dieses Jahres „mit Nachdruck“aufgeforde­rt. Angesichts der „angespannt­en Finanzlage“der Stadt müsse die Ertragskra­ft des Verwaltung­shaushalts (laufende Ausgaben) „dringend“verbessert werden. Dies auch vor dem Hintergrun­d, dass die Stadt Wangen 2017 bei der Grundsteue­r B mit 141 Euro je Einwohner unter dem Schnitt baden-württember­gischer Kommunen von 181 Euro liege. Gleiches gelte für die Gewerbeste­uer: Hier erlöst Wangen pro Kopf 477 Euro, im Landesschn­itt sind es 731 Euro.

Diese Zahlen unterfütte­rt die Verwaltung mit Vergleiche­n der entspreche­nden Hebesätze anderer Städte im Land mit mehr als 20 000 Einwohnern. Bei der Grundsteue­r rangiere Wangen in der unteren Hälfte.

Bei der Gewerbeste­uer werde die Stadt nur von den in dieser Steuerart sehr ertragssta­rken Kommunen

Albstadt, Biberach, Bietigheim­Bissingen, Donaueschi­ngen, Ehingen und Neckarsulm unterboten. Ferner rechnet die Kämmerei vor, dass der Vorschlag zur Grundsteue­rerhöhung für die Grundstück­sbesitzer real eine Mehrbelast­ung von 5,2 Prozent bedeute. Bei der Gewerbeste­uer läge diese bei 2,9 Prozent. Zum Vergleich: Seit 2005 seien die Preise generell um 15,4 Prozent angzogen, seit 2012 um 4,9 Prozent. Bei der Gewerbeste­uer langte die Stadt letztmals im Jahr 2005 zu. Die letzte Grundsteue­rerhöhung datiert aus dem Jahr 2012.

Notwendig sei der zusätzlich­e Griff in die Börsen von Grundstück­sbesitzern und Unternehme­n außerdem, weil die Stadt mit stetig steigenden Ausgaben zu kämpfen habe. Namentlich führt die Kämmerei folgende Punkte an: Kreisumlag­e und Finanzausg­leichsumla­ge (also Zahlungen an den Kreis und das Land), Personalko­sten für Mitarbeite­r und Betriebsko­stenzuschü­sse für nichtstädt­ische Kindergärt­en. Zudem seien viele Mittel durch den Unterhalt von Gebäuden und Infrastruk­tur gebunden – etwa in Kindergärt­en, Schulen, Dorfgemein­schaftshäu­sern sowie Jugend-, Kultur- und Sporteinri­chtungen. Überdies zeige sich die Stadt stets großzügig, was die (freiwillig­e) finanziell­e Unterstütz­ung von Vereinen und Gemeinscha­ften angehe.

Die Kämmerei prognostiz­iert außerdem einen Verlust im städtische­n Haushalt für das kommende Jahr, sollten die Steuererhö­hungen keine Mehrheit finden. Es gebe keine anderen Deckungsmö­glichkeite­n, heißt es in der Sitzungsvo­rlage – zumal „bereits alle möglichen Einsparung­en und Anpassunge­n der Einnahmen berücksich­tigt“seien.

Die städtische Finanzlage war – neben dem Verweis auf zahlreiche Pflichtauf­gaben – bereits vor rund zwei Jahren das Kernargume­nt der Verwaltung für die damals in ähnlicher Form avisierten Steuererhö­hungen. Die Pläne scheiterte­n damals mit großer Mehrheit im Gemeindera­t, wobei CDU, Freie Wähler und SPD jeweils unterschie­dliche Gründe anführten. Einzig die GOL votierte seinerzeit für den städtische­n Vorschlag.

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