Landschaftstreffen ist ein großer Wirtschaftsfaktor
Waldseer Hotelbetten sind seit Monaten ausgebucht – Stadtverwaltung freut sich über „Gratis-Werbung“
BAD WALDSEE - Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Zum Landschaftstreffen am 27./28. Januar mit Freinacht, Monsterkonzert, Brauchtumsvorführungen, großem Umzug und Live-Übertragung von Fernsehen und Rundfunk erwartet die Narrenzunft Waldsee 6000 Hästräger von 33 Zünften und laut Rathaus gut 9000 Zuschauer in der Kurstadt. Schon seit Monaten sind deshalb nicht nur in Bad Waldsee alle Betten in Hotels und Gaststätten komplett ausgebucht. Auch Quartiergeber in den Nachbarstädten profitieren vom Wirtschaftsfaktor „Fasnet“. Und der ist gewaltig: Die Stadtverwaltung hat für die zweitägige Großveranstaltung ein Umsatzpotential in Höhe von 600 000 Euro errechnet.
„Bei uns ist für das Landschaftstreffen seit langer Zeit alles komplett reserviert und auf der Warteliste stehen bereits 15 Gäste“, sagt Sigrid Schmidinger vom Hotel/Gasthaus „Grüner Baum“. Aber nicht nur das erste Haus am Platz, das vom närrischen Geschehen in der Innenstadt unmittelbar profitiert, ist ausgebucht. Im Hotel des „Waldsee Golf Resorts“im Hopfenweiler geht für Übernachtungsgäste an diesem Wochenende ebenfalls nichts mehr. „Unsere 80 Betten sind seit Monaten vorbestellt, was uns natürlich freut“, sagt Catrin Rode von der Rezeption.
Ausweichen nach Aulendorf
Auch das Kurpark-Hotel mit 80 Betten im Kurgebiet, das für gewöhnlich stark von Wellnessgästen und Messebesuchern vom See gebucht wird, meldet am letzten Januarwochenende volles Haus. „Wir sind komplett voll“, sagt Karin Fenzel. Dass ein Event dieser Größenordnung auf die ganze Region ausstrahlt, belegen die vielen Buchungen im Hotel „Rad“in Aulendorf. „Unsere 76 Betten sind alle reserviert, wenn in Bad Waldsee Narrentreffen ist“, freut sich Lucia Spähn. Als Hotelier und Gastronom helfe man sich bei Großveranstaltungen dieser Art gerne gegenseitig aus. „Wenn bei uns so etwas stattfindet, kommen unsere Gäste auch in Bad Waldsee unter.“
Bei Ferienwohnungen gestalten sich die Buchungen für das närrische Mega-Wochenende komplizierter, obwohl es laut städtischer Kurverwaltung noch immer Gäste-Nachfragen gibt nach Quartieren. Die meisten Vermieter nehmen Buchungen erst ab drei Nächten entgegen, damit der Reinigungsaufwand in Relation steht zu den Einnahmen, wie die SZ aus Gesprächen mit zwei Eigentümern erfuhr. Namentlich zitiert werden möchten diese allerdings nicht – aus der Angst heraus, sie könnten als „Fasnetsverweigerer“gelten in der Narrenhochburg Bad Waldsee.
Dass die Fasnet im allgemeinen und speziell ein solches Landschaftstreffen ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor ist für das angehende Mittelzentrum, belegt die städtische Standortmanagerin Shqipe Karagja mit eindrucksvollen Zahlen: „Wir sprechen hier von insgesamt 15 000 Menschen, die an diesem Wochenende anreisen, übernachten, essen, trinken und feiern werden. Bei einer geschätzten Tagesausgabe von 20 Euro pro Kopf erhalten wir hier ein Umsatzpotential von 300 000 Euro pro Tag“, zitiert die neue Citymanagerin und Wirtschaftsförderung aus einer entsprechenden Tourismus-Untersuchung; diese resultiert von 2010 und analysierte den Fremdenverkehr in der Bäderstadt.
Von diesem Event profitieren werden laut des städtischen Fachbereichs Wirtschafts- und Kulturraum vor allem die Wirte in der Altstadt, die mit ihren Räumen und Zelten für eine lange „Partymeile“sorgen werden. „Nachdem Hotels und Gaststätten komplett ausgelastet sind und wir auch von einem vollbesetzen Wohnmobilstellplatz ausgehen, stellt die Stadtverwaltung mietfrei weitere Schlafplätze in der Realschule bereit“, so Karagja zum entsprechenden Ratsbeschluss. Das Rathaus helfe dem Veranstalter aber nicht nur „organisatorisch, sondern auch monetär“. Die Verwaltung unterstütze die Narrenzunft mit einem Zuschuss in Höhe von 15 000 Euro. Zusätzlich übernehme sie 50 Prozent der Kosten für den Bauhof und den Zunftmeisterempfang. „Der Gesamtwert beläuft sich auf rund 26 250 Euro“, weiß die Citymanagerin. Geld, das gut angelegt ist in einer Fremdenverkehrsstadt, die auf überregionale Werbung angewiesen ist.
Und das bekommt sie dank der zu erwartenden Medienpräsenz beim Landschaftstreffen gratis.