Eröffnung der Inselhalle verzögert sich
Nun ist Ende März angepeilt – Stadt Lindau erhebt Vorwürfe gegen Architekturbüro
LINDAU - Die Inselhalle wird nicht vor Ende März 2018 fertig. Das hat LTK-Chef Carsten Holz Partnern und Kunden der Inselhalle am Freitagmorgen mitgeteilt. Jürgen Widmer, Pressesprecher der Stadt, bestätigt es auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Veranstalter, die bereits für Anfang des Jahres Musicals oder Konzerte in der Inselhalle gebucht haben, sind verärgert. Die Stadt erhebt indes Vorwürfe gegen das Architekturbüro Auer und Weber: Dessen Mitarbeiter hätten der Stadt verschwiegen, dass es zuweiteren Verzögerungen komme. Nun müssen schnell Lösungen her.
In seiner Mail bezeichnet Holz es als „bitteren Sachverhalt“, dass die neue Inselhalle nicht rechtzeitig zum Beginn des neuen Jahres fertiggestellt werden kann. Projektsteuerung und Projektleitung hätten mitgeteilt, dass die Halle nicht vor Ende März in Betrieb genommen werden könne. Das Architekturbüro Auer und Weber, das die Inselhalle geplant hat, äußert sich auf Anfrage der SZ nicht zu diesem Thema. Ebenso wenig, wie die Projektsteuerungsfirma Hitzler aus München.
Insgesamt muss Holz nun auf 25 verschiedene Kunden zugehen, um, wie es die Stadt in einer Pressemitteilung formuliert, alternative Lösungen zu entwickeln und den Schaden zu minimieren. Und Schaden wird es geben. Vor allem für diejenigen Veranstalter, die für Anfang 2018 schon mehrere Veranstaltungen in der Inselhalle geplant hatten.
Stefan Buck, Geschäftsführer der Konzertagentur „SB Entertainment“, hat im ersten Quartal 2018 drei Veranstaltungen in der Inselhalle geplant. „Das ist für uns eine dramatische Kostenrechnung“, sagt Buck im Gespräch mit der SZ. Er habe Verträge mit Künstlern und teilweise schon Werbung für die Veranstaltungen gemacht – oder zumindest in Auftrag gegeben. Buck gibt klar zu verstehen, dass er auf seinem Schaden nicht sitzenbleiben möchte. „Nun muss man in Ruhe und sachlich besprechen, wie es weitergeht“, sagt er. Als Sofortmaßnahme leitet er am Freitag bereits den „systemischen Stopp“des Kartenvorverkaufs ein. Später werde man dann sehen, ob Ausweichtermine für die Veranstaltungen möglich seien.
„Es ist natürlich ärgerlich, wenn man am dritten November merkt, dass man im Januar nicht aufmachen kann“, sagt Marc Oßwald, Geschäftsführer von „Vaddi Concerts“am Freitagvormittag. Die Firma hatte unter anderem für den 19. Januar die Aufführung „Der Nussknacker“des Staatlichen Russischen Balletts Moskau organisiert. „Nicht vor Ende März – das heißt gar nichts. Das ist alles andere als eine zuverlässige Zusammenarbeit“, sagt Oßwald. Er habe ein Winterprogramm für die Inselhalle zusammengestellt. „Damit brauche ich an Ostern nicht mehr kommen.“
Noch am Freitagnachmittag telefoniert Oßwald mit Carsten Holz und meldet sich noch einmal bei der SZ. „Wahrscheinlich werden wir die Veranstaltungen ins Stadttheater verlegen können“, sagt er. Das sei eine Lösung, mit der er leben könne. Schließlich habe er Verträge mit den Künstlern, denen er sonst einen Schadensersatz zahlen müsse – den er im Zweifel nicht allein stemme, wie Oßwald betont. Sowohl Buck als auch Oßwald versichern, dass Kunden Karten für ausfallende Veranstaltungen erstattet bekommen.
Vorwürfe gegen Architekturbüro
Ob und welche Kosten wegen der ausfallenden Veranstaltungen auf die Stadt zukommen, kann Pressesprecher Jürgen Widmer auf Anfrage der SZ noch nicht sagen. „Man muss jede Veranstaltung getrennt betrachten“, sagt er. Die eine oder andere Veranstaltung könne sicher ins Stadttheater ausweichen. „Wir sind schon in Gesprächen und werden Lösungen finden.“Allerdings müsse man auch fragen, wer die höheren Kosten verursacht. „Wir werden selbstverständlich alle rechtlichen Möglichkeiten prüfen.“
Damit spielt Widmer auf Versäumnisse des Architektenbüros Auer und Weber aus München an. So räumt OB Gerhard Ecker in der Pressemitteilung zwar ein, dass es „Erschwernisse“während des Baus gegeben hat. Zum Beispiel hatte die Stadt einer Firma fristlos kündigen müssen, weil sie die geschuldeten Leistungen nicht in Angriff genommen hatte. „Nichts destotrotz bin ich vom Kommunikationsverhalten der externen Objektüberwachung Hochbau maßlos enttäuscht“, kritisiert Ecker.
Die „Objektüberwachung Hochbau“gehört zu den Aufgaben des Architekturbüros Auer und Weber. „Ich habe das Vertrauen in die Terminzusagen der externen Objektüberwachung Hochbau inzwischen vollkommen verloren“, so Ecker. Dabei stütze er sich nicht nur auf eigene Beobachtungen und die seiner Mitarbeiter, sondern auch auf die Erkenntnisse eines in der Objektüberwachung erfahrenen Mitarbeiters des Projektsteuerbüros Hitzler. Dieser war vor einigen Wochen auf Veranlassung des OB eingesetzt worden, um eine Bestandsaufnahme zu machen. Seine Einschätzung: „Vor Ende Februar ist die Halle nicht fertig und auch dieser Termin ist nicht zu garantieren.“Das habe das Architekturbüro Auer und Weber der Stadt nie mitgeteilt. Dabei haben sich die Verantwortlichen der Stadt laut Widmer dort regelmäßig nach dem Stand der Bauarbeiten erkundigt. „Selbst bei der Preview im September hieß es noch auf unsere Nachfrage, die Halle werde bis Ende Dezember fertig“, sagt Ecker.
OB will retten, was zu retten ist
Zu dem erheblichen Termin- und Kostenärger, der das Projekt schon seit zwei Jahren begleitet, komme nun eine neue Eskalationsstufe, so Ecker: „Wir haben schon vor langer Zeit und mit bestem Gewissen, als noch mit einer Fertigstellung im Sommer 2017 gerechnet wurde, für Januar und Februar 2018 Einzelveranstaltungen gebucht. Zudem sollen ab März die ersten Tagungen stattfinden.“
In enger Abstimmung mit dem Projektsteuerer soll jetzt zumindest noch bestmöglich der Bau beschleunigt werden, so der OB. „Wir wollen retten, was zu retten ist, und den Schaden möglichst klein halten. Ich werde deshalb bei den nächsten Baubesprechungen soweit als möglich persönlich dabei sein.“