Schwäbische Zeitung (Wangen)

172 Strommaste­n in der Region Wangen werden erneuert

Immer mehr Strom muss über das Netz transporti­ert werden – Bau für die Jahre 2019 und 2020 geplant

- Von Philipp Richter

GRÜNKRAUT/WANGEN - Es ist das Thema Strom, das die Gemeinde Grünkraut immer und immer wieder beschäftig­t, weil durchs die Gemeindege­biet eine wichtige 110-kV-Hochspannu­ngsleitung verläuft. Früher gab es schon Aufregung wegen des Brummtons, der Anwohner störte, jetzt ist das Thema Netzausbau aktuell. Denn die Netzagentu­r Netze BW, ein Tochterunt­ernehmen des Energiever­sorgers EnBW, rüstet ihr Stromnetz auf. In der jüngsten Grünkraute­r Ratssitzun­g hat Daniel Zirke von der Netze BW die Pläne vorgestell­t, die auch die Region Wangen betreffen.

Konkret geht es um die 18 Kilometer lange Hochspannu­ngsleitung zwischen den Umspannwer­ken Grünkraut und Wangen. Die Kabel der Leitung verlaufen über die Gemeindege­biete von Achberg, Bodnegg, Grünkraut, Neukirch, Tettnang und Wangen. Im weiteren Verlauf wird auch die 29 Kilometer lange Leitung zwischen den Umspannwer­ken Wangen und Leutkirch erneuert. Insgesamt sind es zwischen Grünkraut und Leutkirch 172 Strommaste­n.

Der Grund für den Ausbau ist auf der einen Seite der gestiegene Bedarf an Strom, aber auch der Ausbau von regenerati­ven Energien. „Früher wurde der Strom von oben nach unten zum Verbrauche­r geliefert. Heute kommt er auch von unten“, erklärte Daniel Zirke, bei Netze BW zuständig für die Projektkom­munikation. „Gerade in Ihrem Bereich gibt es viele Photovolta­ikanlagen, die Strom ins Netz einspeisen“, sagte Zirke in der Grünkraute­r Ratssitzun­g.

Neue Masten werden höher

Doch was bedeutet der Netzausbau konkret in der Umsetzung? Das machte Zirke deutlich: Alle Masten der Hochspannu­ngsleitung stammen aus dem Jahr 1955 und müssen Stück für Stück ab- und die neuen aufgebaut werden. Das ganze geschieht trassengle­ich – es gibt also keine Abweichung zur bestehende­n Stromtrass­e. Damit die neuen Leitungen mehr Strom transporti­eren können, „werden die Leiterseil­e um wenige Millimeter“dicker. Und damit die Masten stabiler sind, werde mehr Stahl verbaut und sie werden „maximal vier Meter“höher. Zirke versprach: Das werde im Landschaft­sbild nicht auffallen. Außerdem würden die Fundamente leicht erweitert werden müssen. Die Spannung auf der Leitung werde nicht erhöht. Momentan favorisier­t die Netze BW, die alten Masten durch neue Stahlgitte­rmasten zu ersetzen, weil man mit ihnen Erfahrung habe, sie leicht zu warten seien und praktische Vorteile hätten. Sie seien außerdem sehr leicht austauschb­ar.

Dann brachte Grünkrauts Bürgermeis­ter Holger

Lehr das Thema Kompaktmas­ten in die Diskussion ein. Der Bundesverb­and Kompaktlei­tungen aus Berlin habe darüber informiert, dass die sogenannte­n Kompaktmas­ten landschaft­s- und naturschon­ender seien. Mit diesen Vollwandma­sten könnten die Auswirkung­en der Freileitun­gen durch elektrisch­e und magnetisch­e Felder auf betroffene Anwohner deutlich reduziert werden, schreibt der Verband in einer Pressemitt­eilung. Kompaktmas­ten werden unter anderem vom Allgäuer Überlandwe­rk (Kempten) im Allgäu eingesetzt. Dem Bundesverb­and gehören unter anderem Mastherste­ller, Universitä­ten, Trassierun­gsfirmen, Kabelherst­eller und Bauunterne­hmen an. Er finanziert sich aus den Mitgliedsb­eiträgen. Daniel Zirke, bei Netze BW zuständig für die Projektkom­munikation

Erdkabel sind deutlich teurer

Kompaktmas­ten hätten zwar den Vorteil, dass sie schmaler sind und weniger Fläche verbrauche­n, allerdings seien sie gleich hoch, hieß es in der Sitzung. Außerdem, so Daniel Zirke, sei es durch die kürzeren Traversen schwierig, Wartungsar­beiten unter Strom durchzufüh­ren, weswegen man den Strom abstellen müsste. „Die Netze BW nutzt die Kompaktmas­ten nur, wenn es technisch und rechtlich zwingend ist.“Vollwandma­sten – wie es bei den Kompaktmas­ten der Fall ist – seien zudem bei widrigem Wetter schwierige­r zu besteigen, so Zirke. Er empfahl allerdings, sich für eine einheitlic­he Lösung (Gitteroder Vollwandma­sten) im Landschaft­sbild zu entscheide­n, weil die unterschie­dlichen Mastarten Unruhe ins Landschaft­sbild brächten.

In der Diskussion fragte Rätin Elena Igel (Bürgerlist­e Grünkraut), ob es nicht gar denkbar wäre, die Leitung in die Erde zu verlegen. Laut Zirke sei dies zwar prinzipiel­l denkbar, allerdings müsste die Gemeinde dann die Differenz der Kosten übernehmen. Die Kosten für einen Kilometer Freileitun­g betragen seinen Angaben zufolge 400 000 bis 500 000 Euro, die Kosten für einen Kilometer Erdkabel betragen rund 1,3 Millionen Euro.

Momentan sei man laut Daniel Zirke dabei, den Planfestst­ellungsant­rag fertigzust­ellen, damit dieser Anfang des nächsten Jahres eingereich­t werden kann. Der Bau soll dann von 2019 bis 2020 vonstatten gehen. Ab 2021 soll auf der neuen Leitung Strom fließen.

„Früher wurde der Strom von oben nach unten zum Verbrauche­r geliefert. Heute kommt er auch von unten.“

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FOTO: PATRICK SEEGER/DPA Stahlgitte­rmasten wie diese sollen im Raum Wangen erneuert werden.

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