172 Strommasten in der Region Wangen werden erneuert
Immer mehr Strom muss über das Netz transportiert werden – Bau für die Jahre 2019 und 2020 geplant
GRÜNKRAUT/WANGEN - Es ist das Thema Strom, das die Gemeinde Grünkraut immer und immer wieder beschäftigt, weil durchs die Gemeindegebiet eine wichtige 110-kV-Hochspannungsleitung verläuft. Früher gab es schon Aufregung wegen des Brummtons, der Anwohner störte, jetzt ist das Thema Netzausbau aktuell. Denn die Netzagentur Netze BW, ein Tochterunternehmen des Energieversorgers EnBW, rüstet ihr Stromnetz auf. In der jüngsten Grünkrauter Ratssitzung hat Daniel Zirke von der Netze BW die Pläne vorgestellt, die auch die Region Wangen betreffen.
Konkret geht es um die 18 Kilometer lange Hochspannungsleitung zwischen den Umspannwerken Grünkraut und Wangen. Die Kabel der Leitung verlaufen über die Gemeindegebiete von Achberg, Bodnegg, Grünkraut, Neukirch, Tettnang und Wangen. Im weiteren Verlauf wird auch die 29 Kilometer lange Leitung zwischen den Umspannwerken Wangen und Leutkirch erneuert. Insgesamt sind es zwischen Grünkraut und Leutkirch 172 Strommasten.
Der Grund für den Ausbau ist auf der einen Seite der gestiegene Bedarf an Strom, aber auch der Ausbau von regenerativen Energien. „Früher wurde der Strom von oben nach unten zum Verbraucher geliefert. Heute kommt er auch von unten“, erklärte Daniel Zirke, bei Netze BW zuständig für die Projektkommunikation. „Gerade in Ihrem Bereich gibt es viele Photovoltaikanlagen, die Strom ins Netz einspeisen“, sagte Zirke in der Grünkrauter Ratssitzung.
Neue Masten werden höher
Doch was bedeutet der Netzausbau konkret in der Umsetzung? Das machte Zirke deutlich: Alle Masten der Hochspannungsleitung stammen aus dem Jahr 1955 und müssen Stück für Stück ab- und die neuen aufgebaut werden. Das ganze geschieht trassengleich – es gibt also keine Abweichung zur bestehenden Stromtrasse. Damit die neuen Leitungen mehr Strom transportieren können, „werden die Leiterseile um wenige Millimeter“dicker. Und damit die Masten stabiler sind, werde mehr Stahl verbaut und sie werden „maximal vier Meter“höher. Zirke versprach: Das werde im Landschaftsbild nicht auffallen. Außerdem würden die Fundamente leicht erweitert werden müssen. Die Spannung auf der Leitung werde nicht erhöht. Momentan favorisiert die Netze BW, die alten Masten durch neue Stahlgittermasten zu ersetzen, weil man mit ihnen Erfahrung habe, sie leicht zu warten seien und praktische Vorteile hätten. Sie seien außerdem sehr leicht austauschbar.
Dann brachte Grünkrauts Bürgermeister Holger
Lehr das Thema Kompaktmasten in die Diskussion ein. Der Bundesverband Kompaktleitungen aus Berlin habe darüber informiert, dass die sogenannten Kompaktmasten landschafts- und naturschonender seien. Mit diesen Vollwandmasten könnten die Auswirkungen der Freileitungen durch elektrische und magnetische Felder auf betroffene Anwohner deutlich reduziert werden, schreibt der Verband in einer Pressemitteilung. Kompaktmasten werden unter anderem vom Allgäuer Überlandwerk (Kempten) im Allgäu eingesetzt. Dem Bundesverband gehören unter anderem Masthersteller, Universitäten, Trassierungsfirmen, Kabelhersteller und Bauunternehmen an. Er finanziert sich aus den Mitgliedsbeiträgen. Daniel Zirke, bei Netze BW zuständig für die Projektkommunikation
Erdkabel sind deutlich teurer
Kompaktmasten hätten zwar den Vorteil, dass sie schmaler sind und weniger Fläche verbrauchen, allerdings seien sie gleich hoch, hieß es in der Sitzung. Außerdem, so Daniel Zirke, sei es durch die kürzeren Traversen schwierig, Wartungsarbeiten unter Strom durchzuführen, weswegen man den Strom abstellen müsste. „Die Netze BW nutzt die Kompaktmasten nur, wenn es technisch und rechtlich zwingend ist.“Vollwandmasten – wie es bei den Kompaktmasten der Fall ist – seien zudem bei widrigem Wetter schwieriger zu besteigen, so Zirke. Er empfahl allerdings, sich für eine einheitliche Lösung (Gitteroder Vollwandmasten) im Landschaftsbild zu entscheiden, weil die unterschiedlichen Mastarten Unruhe ins Landschaftsbild brächten.
In der Diskussion fragte Rätin Elena Igel (Bürgerliste Grünkraut), ob es nicht gar denkbar wäre, die Leitung in die Erde zu verlegen. Laut Zirke sei dies zwar prinzipiell denkbar, allerdings müsste die Gemeinde dann die Differenz der Kosten übernehmen. Die Kosten für einen Kilometer Freileitung betragen seinen Angaben zufolge 400 000 bis 500 000 Euro, die Kosten für einen Kilometer Erdkabel betragen rund 1,3 Millionen Euro.
Momentan sei man laut Daniel Zirke dabei, den Planfeststellungsantrag fertigzustellen, damit dieser Anfang des nächsten Jahres eingereicht werden kann. Der Bau soll dann von 2019 bis 2020 vonstatten gehen. Ab 2021 soll auf der neuen Leitung Strom fließen.
„Früher wurde der Strom von oben nach unten zum Verbraucher geliefert. Heute kommt er auch von unten.“