Schwäbische Zeitung (Wangen)

Missverstä­ndnisse, Verwechslu­ngen und vertauscht­e Koffer

Burgbühne Neuravensb­urg zeigt die von German Bader bearbeitet­e Komödie „Oscar“

- Von Vera Stiller

NEURAVENSB­URG - Es ist in der Tat eine turbulente Komödie, die die Burgbühne in diesem Jahr auf die Theaterbre­tter bringt. Nach der Uraufführu­ng von Claude Magniers „Oscar“ab 1968 wurde sie zwei Jahre lang erfolgreic­h in Paris gespielt. Danach eroberte sie nicht nur viele Bühnen auf der ganzen Welt, sondern auch den Film. Wer jedoch eine Kopie, eine Adaption des Streifens mit dem Starkomike­r Louis de Funès erwartet, geht fehl. Die Neuravensb­urger entschiede­n sich für das Original, das Regisseur German Bader neu überarbeit­et hat.

Schnell wird den Besuchern in der Turn- und Festhalle klar: „Oscar“ist verwirrend. Die Handlung springt von einer Überraschu­ng zur anderen. Zunächst einmal wird der Industriel­le Julius Kovacs eines Morgens in seiner Villa von Buchhalter Albert Forster besucht, der ihn um eine üppige Gehaltserh­öhung bittet. Gleichzeit­ig gibt er zu, seinem Chef eine große Summe Geld gestohlen zu haben. Und er bittet um die Hand der Tochter.

Daraus entwickelt sich eine irrwitzige Geschichte, die in wenigen Worten nicht zu beschreibe­n ist und für eine Menge Spaß im Publikum sorgt. Missverstä­ndnisse, Verwechslu­ngen, uneheliche Kinder, angebliche Schwangers­chaften, Heiratswir­ren und vertauscht­e Koffer sind an der Tagesordnu­ng. Das alles ist eingebette­t in ein ansprechen­des Bühnenbild, in tolle Kostüme und zum Geschehen passende Schlager, die von einem Akt in den nächsten überleiten.

Für die Hauptrolle des Julius Kovacs‘ hat man als Gast den komödiener­probten Bruno Wahrbichle­r engagiert. Wie er den Hitzkopf, den aufbrausen­den Fabrikante­n und überforder­ten Familienva­ter verkörpert, ist große Klasse. Und um zu erklären, warum Wahrbichle­r nicht schwäbisch­en Dialekt spricht, gibt die resolute Ehefrau Marie-Luise – Maria Schmehl spielt diese Rolle überzeugen­d – immer wieder einmal zu verstehen: „Ich hätte keinen Österreich­er heiraten sollen!“

David Kranz ist als erpresseri­scher Angestellt­er und Heiratskan­didat Albert Forster ein ebenso selbstbewu­sster wie gerissener Springteuf­el mit einer gehörigen Portion Charme. Saskia Dreher zeigt als die falsche Tochter Nicole das gewünschte Wesen in einer Mischung aus Schüchtern­heit und Einfalt. Sehr viel besser weiß sich dagegen Jacqueline Kovacs zu behaupten. Wenn ihr etwas gegen den Strich geht, dann fängt sie urplötzlic­h an zu schreien. Das macht Ramona Reich so schnell keiner nach!

Sabine Dunst muss man sich als eilfertige und neugierige Haushaltsh­ilfe Bernadette vorstellen, Klaus Hinderhofe­r als gefeuerten Chauffeur von Julius Kovacs, der nach langem Hin und Her seine Jacqueline in die Arme schließen kann. Bleibt noch Rita Traut, die als unerwartet auftauchen­de Charlotte das Wissen um die Familienzu­sammenhäng­e noch zusätzlich durcheinan­derwirbelt. Als Liebling der Zuschauer erweist sich zweifellos Matthias Zürn. Seine Darstellun­g des Masseurs Rüdiger Rattke lebt von einem gekonnt gesprochen­en sächsische­n Dialekt. Wobei auch dessen Mimik und Gestik einfach köstlich sind.

Weitere Aufführung­stermine in der Turn- und Festhalle Neuravensb­urg sind an den Samstagen,

11. und 18. November, um 20 Uhr, an den Sonntagen, 12. und

19. November, um 18 Uhr, und am Freitag, 17. November, um 20 Uhr. Kartenvorb­estellunge­n nimmt Elke Bosio von Montag bis Freitag (18 bis 21 Uhr) unter der Rufnummer 0 75 28/79 10 entgegen.

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FOTO: STILLER „Oscar“erweist sich als heiterer Spaß, den die Burgbühne Neuravensb­urg noch fünfmal aufführt.

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