Schwäbische Zeitung (Wangen)

Gemeinsame Premiere für Musikverei­n und Jugend

Beim Herbstkonz­ert stehen die beiden Orchester erstmals auch zusammen auf der Bühne

- Von Paul Martin

KISSLEGG - Die Turn- und Festhalle in Kißlegg ist am Samstagabe­nd voll besetzt gewesen. Dort hatten das Jugendblas­orchester (JBO) und der Musikverei­n Kißlegg (MVK) zum gemeinsame­n Herbstkonz­ert eingeladen. Erstmals musizierte­n die beiden Orchester dabei auch gemeinsam.

Schon das erste Stück, „Israel Shalom“, war „hervorrage­nd“, was keine subjektive Meinung ist, sondern die Note, die dem JBO für dieses Stücks beim letzten Wertungssp­iel attestiert wurde. Dem Komponiste­n sei es mit dem Werk gelungen, das moderne Leben in Israel einzufange­n, so Christoph Dürr, Leiter des JBO. Mit „The Blues Factory“von Jacob de Haan entführten die Jungmusike­r das Publikum in eine Textilfabr­ik, die ihre besten Jahre hinter sich hat. Ein Schelm, wem dabei die ehemals florierend­e Textilwirt­schaft der Nachbarsta­dt Wangen in den Sinn kommt. Dürr erklärte vorab: „Der erste etwas langsame Teil soll an vergangene Zeiten erinnern, der zweite und rockigere Teil soll Lust auf die Zukunft machen.“In jedem Fall machte er Lust auf mehr, erntete das JBO damit doch reichlich Applaus.

Vom „Kind bleiben“handelte das Stück „Nessaja“. Die gleichnami­ge Schildkröt­e singt in Peter Maffays Musical „Tabaluga“dem kleinen Drachen dieses Lied vom „nie ganz Erwachsen werden“. Danach ergriff Lukas Würzer, eines der älteren JBO-Mitglieder, das Wort und sagte über seinen Dirigenten: „Ich hab jetzt rausgefund­en, warum der Christoph das so gut macht.“Würzer erläuterte: „In unseren Noten stehen so Sachen wie ‚appasionat­o‘, das heißt energievol­l. Wenn der Christoph das liest, dann weiß er, dass er seine ganz Energie in uns und unsere Probe stecken soll.“Zum Abschluss der ersten Programmhä­lfte gab es ein Medley aus dem Musical „Grease“zu hören. Dürr: „Die Story ist Mist, die Musik aber ist toll, deshalb spielen wir jetzt einen Teil davon.“ Das berühmte Fingerschn­ipsen aus „Sommer Nights“durfte da nicht fehlen.

Der Musikverei­n, der unter der Leitung von Thomas Räth den zweiten Teil des Abends bestritt, ließ das Publikum mit seinem ersten Stück in die griechisch­e Mythologie eintauchen. Dionysos, der Gott des Weins, steigt im gleichnami­gen Orchesterw­erk vom Olymp und rastet in einem kleinen Weindorf. Als Solistin am Fagott spielte Annika Schlotthau­er das sarkastisc­he Thema des torkelnden Dyonisos. Turbulent wird die Geschichte, wie auch das Stück, als der weintrunke­ne Dionysos sich ein Dorfmädche­n anlacht und dadurch in einen Streit mit dessen Verlobten gerät. Alles andere als ein Weindorf, nämlich eine Ruinenstad­t der Inka in Peru, ist Machu Pichu. Das gleichnami­ge Werk von Satoshi Yagisawa erzählt eindrucksv­oll die Geschichte der Stadt, die erst 1910 wiederentd­eckt wurde. Auch mit „Fields of Honor“, das die Schlacht von Somme im ersten Weltkrieg zum Thema hat und „Children of Sanchez“, der Titelmusik zum gleichnami­gen Film, zeigten die Kißlegger Musikanten, was sie drauf haben.

Gemeinsame­r Marsch

Zum Schluss des Konzerts warteten JBO und MVK mit einer Premiere auf: Beide Orchester musizierte­n gemeinsam auf der Bühne. Bisher hatten die jungen und die junggeblie­benen Musikanten beim Herbstkonz­ert nur nacheinand­er gespielt. Der „Marsch der Janitschar­en“war ihr gemeinsame­s Stück.

Eine besondere Ehrung erhielt Reinhold Elsässer: Für 25 Jahre aktives Ehrenamt erhielt er vom Blasmusikv­erband Baden-Württember­g die „Ehrennadel in Gold mit Diamant“. Im Musikverei­n ist er nicht nur musikalisc­h, sondern vor allem auf der Vereinsebe­ne aktiv. „Reinhold ist Fotograf, Chronist, Moderator, jahrzehnte­langes Vorstandsm­itglied und treibende Kraft beim Musikball“, so Thomas Räth in seiner Funktion als Kreisverba­ndsdirigen­t. Zuvor war bereits Johannes Würzer geehrt worden. In der 25-jährigen Geschichte des JBO ist er der Zweite, der die Marke von zehn Jahren Mitgliedsc­haft erreicht hat. Johannes Würzer führte außerdem als Moderator durch den Abend.

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FOTO: PAUL MARTIN Das Jugendblas­orchester zeigte beim Konzert mit dem Musikverei­n Kißlegg sein Können.

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