Gemeinsame Premiere für Musikverein und Jugend
Beim Herbstkonzert stehen die beiden Orchester erstmals auch zusammen auf der Bühne
KISSLEGG - Die Turn- und Festhalle in Kißlegg ist am Samstagabend voll besetzt gewesen. Dort hatten das Jugendblasorchester (JBO) und der Musikverein Kißlegg (MVK) zum gemeinsamen Herbstkonzert eingeladen. Erstmals musizierten die beiden Orchester dabei auch gemeinsam.
Schon das erste Stück, „Israel Shalom“, war „hervorragend“, was keine subjektive Meinung ist, sondern die Note, die dem JBO für dieses Stücks beim letzten Wertungsspiel attestiert wurde. Dem Komponisten sei es mit dem Werk gelungen, das moderne Leben in Israel einzufangen, so Christoph Dürr, Leiter des JBO. Mit „The Blues Factory“von Jacob de Haan entführten die Jungmusiker das Publikum in eine Textilfabrik, die ihre besten Jahre hinter sich hat. Ein Schelm, wem dabei die ehemals florierende Textilwirtschaft der Nachbarstadt Wangen in den Sinn kommt. Dürr erklärte vorab: „Der erste etwas langsame Teil soll an vergangene Zeiten erinnern, der zweite und rockigere Teil soll Lust auf die Zukunft machen.“In jedem Fall machte er Lust auf mehr, erntete das JBO damit doch reichlich Applaus.
Vom „Kind bleiben“handelte das Stück „Nessaja“. Die gleichnamige Schildkröte singt in Peter Maffays Musical „Tabaluga“dem kleinen Drachen dieses Lied vom „nie ganz Erwachsen werden“. Danach ergriff Lukas Würzer, eines der älteren JBO-Mitglieder, das Wort und sagte über seinen Dirigenten: „Ich hab jetzt rausgefunden, warum der Christoph das so gut macht.“Würzer erläuterte: „In unseren Noten stehen so Sachen wie ‚appasionato‘, das heißt energievoll. Wenn der Christoph das liest, dann weiß er, dass er seine ganz Energie in uns und unsere Probe stecken soll.“Zum Abschluss der ersten Programmhälfte gab es ein Medley aus dem Musical „Grease“zu hören. Dürr: „Die Story ist Mist, die Musik aber ist toll, deshalb spielen wir jetzt einen Teil davon.“ Das berühmte Fingerschnipsen aus „Sommer Nights“durfte da nicht fehlen.
Der Musikverein, der unter der Leitung von Thomas Räth den zweiten Teil des Abends bestritt, ließ das Publikum mit seinem ersten Stück in die griechische Mythologie eintauchen. Dionysos, der Gott des Weins, steigt im gleichnamigen Orchesterwerk vom Olymp und rastet in einem kleinen Weindorf. Als Solistin am Fagott spielte Annika Schlotthauer das sarkastische Thema des torkelnden Dyonisos. Turbulent wird die Geschichte, wie auch das Stück, als der weintrunkene Dionysos sich ein Dorfmädchen anlacht und dadurch in einen Streit mit dessen Verlobten gerät. Alles andere als ein Weindorf, nämlich eine Ruinenstadt der Inka in Peru, ist Machu Pichu. Das gleichnamige Werk von Satoshi Yagisawa erzählt eindrucksvoll die Geschichte der Stadt, die erst 1910 wiederentdeckt wurde. Auch mit „Fields of Honor“, das die Schlacht von Somme im ersten Weltkrieg zum Thema hat und „Children of Sanchez“, der Titelmusik zum gleichnamigen Film, zeigten die Kißlegger Musikanten, was sie drauf haben.
Gemeinsamer Marsch
Zum Schluss des Konzerts warteten JBO und MVK mit einer Premiere auf: Beide Orchester musizierten gemeinsam auf der Bühne. Bisher hatten die jungen und die junggebliebenen Musikanten beim Herbstkonzert nur nacheinander gespielt. Der „Marsch der Janitscharen“war ihr gemeinsames Stück.
Eine besondere Ehrung erhielt Reinhold Elsässer: Für 25 Jahre aktives Ehrenamt erhielt er vom Blasmusikverband Baden-Württemberg die „Ehrennadel in Gold mit Diamant“. Im Musikverein ist er nicht nur musikalisch, sondern vor allem auf der Vereinsebene aktiv. „Reinhold ist Fotograf, Chronist, Moderator, jahrzehntelanges Vorstandsmitglied und treibende Kraft beim Musikball“, so Thomas Räth in seiner Funktion als Kreisverbandsdirigent. Zuvor war bereits Johannes Würzer geehrt worden. In der 25-jährigen Geschichte des JBO ist er der Zweite, der die Marke von zehn Jahren Mitgliedschaft erreicht hat. Johannes Würzer führte außerdem als Moderator durch den Abend.