Schwäbische Zeitung (Wangen)

Drogenabhä­ngige behalten ihre Anlaufstel­le

Stadt Ravensburg mietet Räume für Kontaktlad­en „Die Insel“an – Jährlich 28 000 Euro für das Angebot

- Von Jasmin Bühler

RAVENSBURG - Die Stadt Ravensburg setzt sich für die Weiterführ­ung des Kontaktlad­ens „Die Insel“in der Rosmarinst­raße 7 ein. Damit Drogenabhä­ngige dort für die nächsten fünf Jahre eine Anlaufstel­le haben, beteiligt sich die Stadt mit einer jährlichen Förderung von 28 000 Euro. Darin enthalten sind vor allem die Mietund Nebenkoste­n für die Immobilie, aber auch eine Unterstütz­ung des neuen Trägers. Das hat der Verwaltung­sund Wirtschaft­sausschuss der Stadt am Montag beschlosse­n.

Wie berichtet, hat der Kreistag Mitte Oktober entschiede­n, den Kontaktlad­en zu erhalten und ihn fünf Jahre lang zu finanziere­n. Eigentlich hatte dem Kontaktlad­en die Schließung gedroht, weil sich die Trägergese­llschaft Suchthilfe gGmbH zum Jahresende auflöst. Die Gesellscha­fter einigten sich aber darauf, ein Mindestang­ebot aufrecht zu erhalten, sodass der Kontaktlad­en bis jetzt noch an bestimmten Tagen geöffnet ist. Künftig soll sich nach Wunsch des Landkreise­s ein freier Träger um die Hilfe für die Suchtkrank­en kümmern. Eine Ausschreib­ung hierzu folgt. Für die Umsetzung des Angebots wendet der Kreis ab 2018 jährlich 65 000 Euro auf.

Doch sieht der Landkreis auch die Städte und Gemeinden in der Verantwort­ung. Namentlich von der Stadt Ravensburg wird verlangt, sich finanziell an dem Kontaktlad­en zu beteiligen. Dieser Forderung kommt die Stadt nun nach. So hat die Stiftung Heilig Geist Spital das Erdgeschos­s der Immobilie in der Rosmarinst­raße 7 gekauft. Die Räumlichke­iten vermietet die Stiftung an die Stadt Ravensburg, die sie wiederum dem Kontaktlad­en zur Verfügung stellt.

Mit 28 000 Euro pro Jahr will die Stadt den Kontaktlad­en „Die Insel“fördern. Der Restbetrag, der nach Abzug der Miet- und Nebenkoste­n übrig bleibt, geht als finanziell­er Zuschuss an den zukünftige­n Träger des Angebots. Bislang unterstütz­te die Stadt Ravensburg den Betrieb des Kontaktlad­ens jährlich mit 7500 Euro.

„Freiwillig­keitsleist­ung der Stadt“

Bei der Diskussion am Montag im Verwaltung­s- und Wirtschaft­sausschuss betonte Rolf Engler von der CDU, dass die Zahlungen eine „Freiwillig­keitsleist­ung der Stadt“seien. Engler warf die Frage auf, warum nicht auch andere Regionen mehr Engagement zeigten – Friedrichs­hafen, Biberach oder das Allgäu zum Beispiel. Das wunderte auch Ingrid Brobeil-Wolber (Grüne). „Das Klientel kommt nicht nur aus Ravensburg“, meinte sie. Dennoch befürworte­te Brobeil-Wolber, dass die Stadt Ravensburg den Suchtkrank­en „im Rahmen ihrer Daseinsfür­sorge“helfe. Jürgen Hutterer (BfR) wies auf das Risiko „kriminelle­r Akte“hin. „Das muss man im Blick behalten“, meinte er. Nichtsdest­otrotz sei der Kontaktlad­en eine Chance für die Drogenabhä­ngigen. „Dort können sie zu einem Entzug animiert werden“, so Hutterer.

Mit der Polizei ist das Konzept des Kontaktlad­ens abgesproch­en. Mehr noch: Der Leiter der Kriminalpo­lizei, Uwe Stürmer, spricht sich explizit dafür aus. In der Vergangenh­eit hatte er eindringli­ch vor dem Ende des Kontaktlad­ens gewarnt. Seiner Meinung nach würde eine Schließung bedeuten, dass sich eine offene Drogenszen­e in Ravensburg bildet. Mit der Folge, dass es zu einem erhöhten Gesundheit­srisiko durch verunreini­gte Spritzen kommt. Über die aktuellen Entwicklun­gen sagt Stürmer auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Ich freue mich, dass der Fortbestan­d des Kontaktlad­ens als ein wichtiger Baustein der Suchthilfe nun offenbar für die nächsten Jahre gesichert ist.“

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FOTO: COLOURBOX Eigentlich hatte dem Kontaktlad­en, der ein niederschw­elliges Angebot für Suchtkrank­e bietet, die Schließung gedroht, weil sich die Trägergese­llschaft Suchthilfe gGmbH zum Jahresende auflöst.

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