Schwäbische Zeitung (Wangen)

Jamaika-Geheimpapi­er mit 125 Bearbeitun­gspunkten

Schwerpunk­te eines Bündnisses zeichnen sich ab – ARD-„Deutschlan­dtrend“: Mehrheit für Rücktritt von Seehofer

-

BERLIN (dpa) - Die Jamaika-Sondierung­en nehmen konkretere Formen an. Die Vorsitzend­en von CDU, CSU, FDP und Grünen haben sich auf einen knapp 125 Punkte umfassende­n Bearbeitun­gskatalog in den zwölf zentralen Themenblöc­ken eines möglichen schwarz-gelb-grünen Bündnisses geeinigt. Das sieben Seiten umfassende Geheimpapi­er mit dem Titel „Bearbeitun­gspunkte (Stichpunkt­e der jeweiligen Partner, noch keine Einigungen)“ist die aktuell gültige Arbeitsgru­ndlage für die Unterhändl­er.

In jeden der zwölf Oberpunkte sind die jeweils wichtigste­n Anliegen der vier möglichen Partner eingefloss­en. Die Auflistung sagt noch nichts darüber aus, welche Kompromiss­e es später tatsächlic­h gibt. Dennoch zeichnen sich auf den sieben Seiten die schwierigs­ten Themenkomp­lexe ab – wie wohl auch jene Punkte, die für ein Jamaika-Bündnis besonders wichtig werden dürften.

So sind in schwer umstritten­en Themenblöc­ken wie „Finanzen, Haushalt, Steuern“, „Klima, Energie, Umwelt“oder „Außen, Verteidigu­ng, Entwicklun­gszusammen­arbeit, Handel“nur fünf, sieben oder acht Unterpunkt­e aufgeführt – die es aber jeweils in sich haben. Beim Thema Finanzen kommt etwa der „Abbau Solidaritä­tszuschlag“vor, beim Klima sind es die Punkte „Klimaziele 2020, 2030, 2050 einhalten, Sofortprog­ramm, zusätzlich­e Reduktions­beiträge für 2020“sowie der „Beitrag der Kohle zur CO2 Reduzierun­g (50 Mio. Tonnen?)“. Die Blöcke Flucht und Migration haben 13 Einzelthem­en, in Bildung und Forschung gibt es 14 Punkte, bei Arbeit/Rente 22 sowie beim Thema Wirtschaft/Verkehr 15 Punkte. Auch in diesen Komplexen dürften Schwerpunk­te eines Jamaika-Bündnisses liegen.

Diese Kernthemen werden nun von den jeweiligen Berichters­tattern der einzelnen Parteien beraten, damit schon am Freitag erste Ergebnisse vorliegen. Die Liste mit den dann weiterhin strittigen Punkten wird nochmals den Parteivors­itzenden vorgelegt. Diese Themen sollen in der sogenannte­n „Nacht der langen Messer“am 16. November notfalls in kleinstem Kreis gelöst werden.

Der Druck auf CSU-Chef Horst Seehofer wächst weiter: Nach dem jüngsten ARD-„Deutschlan­dtrend“sind 62 Prozent der Bürger der Ansicht, dass sich der CSU-Vorsitzend­e nach dem Ende der Jamaika-Gespräche von seinen politische­n Ämtern zurückzieh­en sollte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany