Trotz Frost im Frühjahr: Winzer sind zufrieden
In Lindau, Wasserburg und Nonnenhorn sind Qualität und Ertrag der Reben weitestgehend gut
LINDAU - Im Frühjahr hatten die Weinbauern im Landkreis eine schwere Zeit. Als Claudius Haug damals über seinen Weinberg in Schönau ging, war scheinbar kein Leben mehr in seinen Rebstöcken gewesen. „100 Prozent des Austriebs waren erfroren“, sagt er. Noch bis zwei Wochen nach dem Frost seien die Weinstöcke wie tot erschienen. Dann erst kam der zweite Austrieb. „Auch dann war lange nicht klar, ob wir eine Ernte dieses Jahr haben würden“, berichtet Haug. Umso erstaunter war er, als sich die Reben über den Sommer vollständig erholten. Das Blühwetter war optimal mit einer heißen trockenen Phase Ende Mai und Anfang Juni. Und auch danach war das Wetter günstig für den Wein.
Daher sei die Ernte trotz der starken Frostschäden ganz gut ausgefallen, sagt Josef Gierer aus Nonnenhorn, Vorsitzender des Weinbauvereins bayerischer Bodensee: „Wir sind mit einem dicken blauen Auge davongekommen.“Die Winzer hätten außerdem das ganze Jahr über versucht, den Schaden zu kompensieren: „Die Weinlese war fast normal, bei manchen war sie etwas schlechter.“Die Qualität sei richtig gut, da die Trauben lange hängen konnten, um zu reifen. „Das wird ein schöner, typischer Wein“, schätzt Gierer.
Bei Claudius Haug hat sich der zweite Austrieb zwar je nach Sorte unterschiedlich, aber insgesamt gut entwickelt. Der Weinbauer hatte bei unterschiedlichen Sorten 30 bis 50 Prozent Ausfall. Das entspreche einer Ertragseinbuße von knapp 30 Prozent: „Gewisse Schwankungen wegen des Wetters müssen wir einplanen.“Der Verlust befinde sich gerade noch im Rahmen der Planung. Der Ernteaufwand sei sehr groß gewesen, da die Trauben in mehreren Generationen geerntet werden mussten. Außerdem musste bei der Ernte stärker selektiert werden. Mit der Qualität der Trauben ist Haug zufrieden. Der Wasserburger Weinbauer Sebastian Schmidt hatte im Frühjahr auch um seine Reben gekämpft: „Wir haben in einer Frostnacht mit rund 700 Lagerfeuern die Weinreben beheizt“, erzählt er. Trotzdem habe es einzelne Schäden gegeben. Etwas weniger Trauben als sonst seien es zwar gewesen, die Ernte sei aber trotzdem ganz gut.
Tempo ist gefragt
Die Trauben mussten schnell geerntet werden, da alle Sorten gleichzeitig reif waren, berichtet er. Am Schluss wurde es schwierig: „Da es ein nasser September war, mussten, sobald es trocken war, alle Mann schnell raus zum Ernten.“Denn im Regen würde der Wein verwässern. Die Qualität wirke gut, sagt Schmidt, die Weinentwicklung in den Fässern sei vielversprechend.
Josef Gierer erzählt, dass einige Sorten von vergangenem Jahr bereits ausverkauft sind: Grauburgunder und der Riesling. Aber Müller-Thurgau, Bacchus oder Spätburgunder seien noch für das Weihnachtsgeschäft da. Beim Weingut Schmidt sind die Burgunder und die Weinspezialitäten von 2016 weitgehend vergriffen. Müller-Thurgau, Rosé und Weißburgunder seien noch vorrätig. Haug sagt, seine leichten Sommerweine gebe es nicht mehr, aber er habe gerade die Rotweine und starke Weißweine von 2016 in den Verkauf gebracht: „Die stärkeren Weine brauchen länger für die Reife.“