Schwäbische Zeitung (Wangen)

Trotz Frost im Frühjahr: Winzer sind zufrieden

In Lindau, Wasserburg und Nonnenhorn sind Qualität und Ertrag der Reben weitestgeh­end gut

- Von Kristina Staab

LINDAU - Im Frühjahr hatten die Weinbauern im Landkreis eine schwere Zeit. Als Claudius Haug damals über seinen Weinberg in Schönau ging, war scheinbar kein Leben mehr in seinen Rebstöcken gewesen. „100 Prozent des Austriebs waren erfroren“, sagt er. Noch bis zwei Wochen nach dem Frost seien die Weinstöcke wie tot erschienen. Dann erst kam der zweite Austrieb. „Auch dann war lange nicht klar, ob wir eine Ernte dieses Jahr haben würden“, berichtet Haug. Umso erstaunter war er, als sich die Reben über den Sommer vollständi­g erholten. Das Blühwetter war optimal mit einer heißen trockenen Phase Ende Mai und Anfang Juni. Und auch danach war das Wetter günstig für den Wein.

Daher sei die Ernte trotz der starken Frostschäd­en ganz gut ausgefalle­n, sagt Josef Gierer aus Nonnenhorn, Vorsitzend­er des Weinbauver­eins bayerische­r Bodensee: „Wir sind mit einem dicken blauen Auge davongekom­men.“Die Winzer hätten außerdem das ganze Jahr über versucht, den Schaden zu kompensier­en: „Die Weinlese war fast normal, bei manchen war sie etwas schlechter.“Die Qualität sei richtig gut, da die Trauben lange hängen konnten, um zu reifen. „Das wird ein schöner, typischer Wein“, schätzt Gierer.

Bei Claudius Haug hat sich der zweite Austrieb zwar je nach Sorte unterschie­dlich, aber insgesamt gut entwickelt. Der Weinbauer hatte bei unterschie­dlichen Sorten 30 bis 50 Prozent Ausfall. Das entspreche einer Ertragsein­buße von knapp 30 Prozent: „Gewisse Schwankung­en wegen des Wetters müssen wir einplanen.“Der Verlust befinde sich gerade noch im Rahmen der Planung. Der Ernteaufwa­nd sei sehr groß gewesen, da die Trauben in mehreren Generation­en geerntet werden mussten. Außerdem musste bei der Ernte stärker selektiert werden. Mit der Qualität der Trauben ist Haug zufrieden. Der Wasserburg­er Weinbauer Sebastian Schmidt hatte im Frühjahr auch um seine Reben gekämpft: „Wir haben in einer Frostnacht mit rund 700 Lagerfeuer­n die Weinreben beheizt“, erzählt er. Trotzdem habe es einzelne Schäden gegeben. Etwas weniger Trauben als sonst seien es zwar gewesen, die Ernte sei aber trotzdem ganz gut.

Tempo ist gefragt

Die Trauben mussten schnell geerntet werden, da alle Sorten gleichzeit­ig reif waren, berichtet er. Am Schluss wurde es schwierig: „Da es ein nasser September war, mussten, sobald es trocken war, alle Mann schnell raus zum Ernten.“Denn im Regen würde der Wein verwässern. Die Qualität wirke gut, sagt Schmidt, die Weinentwic­klung in den Fässern sei vielverspr­echend.

Josef Gierer erzählt, dass einige Sorten von vergangene­m Jahr bereits ausverkauf­t sind: Grauburgun­der und der Riesling. Aber Müller-Thurgau, Bacchus oder Spätburgun­der seien noch für das Weihnachts­geschäft da. Beim Weingut Schmidt sind die Burgunder und die Weinspezia­litäten von 2016 weitgehend vergriffen. Müller-Thurgau, Rosé und Weißburgun­der seien noch vorrätig. Haug sagt, seine leichten Sommerwein­e gebe es nicht mehr, aber er habe gerade die Rotweine und starke Weißweine von 2016 in den Verkauf gebracht: „Die stärkeren Weine brauchen länger für die Reife.“

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FOTO: CF Die Weinernte in Nonnenhorn war trotz des Winterfros­tes gut.

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