Schwäbische Zeitung (Wangen)

Enttäuschu­ng über Merkels Klima-Rede

Umweltschü­tzer kritisiere­n vage Aussagen der Bundeskanz­lerin zur Kohle

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BONN/BERLIN (dpa/AFP) - Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat die Erderwärmu­ng auf der Weltklimak­onferenz in Bonn als „Schicksals­frage“für die Menschheit bezeichnet. Sie blieb aber vage, wie und wann Deutschlan­d aus der klimaschäd­lichen Kohlenutzu­ng aussteigen werde. Kohle, vor allem Braunkohle, müsse einen „wesentlich­en Beitrag“zur Erfüllung der Klimaziele leisten, sagte Merkel am Mittwoch vor den Delegierte­n aus 195 Staaten. „Aber wie genau das ist, das werden wir in den nächsten Tagen miteinande­r ganz präzise diskutiere­n müssen.“ Das Thema gehört zu den am heftigsten umstritten­en bei den Jamaika-Sondierung­en von CDU, CSU, FDP und Grünen in Berlin, die heute in ihre Endphase gehen. In der Nacht zum Freitag soll ein Sondierung­spapier entstehen. Jedoch gilt ein Scheitern als nicht mehr ausgeschlo­ssen.

Mit den bisher beschlosse­nen Maßnahmen könnten die Ziele des Pariser Klimaabkom­mens nicht erreicht werden, sagte Merkel in Bonn. Deshalb bedürfe es zusätzlich­er Anstrengun­gen. „Ich will ganz offen sprechen“, sagte Merkel, „das ist auch in Deutschlan­d nicht einfach.“Das deutsche Klimaziel für 2020 sei „ein ehrgeizige­s Ziel“, zu dem noch „ein ganzes Stück“fehle. Bis 2020 will Deutschlan­d 40 Prozent weniger Treibhausg­ase ausstoßen als 1990.

Die Worte der Kanzlerin genügten den Klimaschüt­zern nicht. „Angela Merkel hat sich heute vor der einzigen Antwort gedrückt, die sie in Bonn geben musste: Bis wann steigt Deutschlan­d aus der Kohle aus?“, kritisiert­e die Geschäftsf­ührerin von Greenpeace Deutschlan­d, Sweelin Heuss. Michael Schäfer vom WWF bemängelte, Merkel habe nur auf die Jamaika-Verhandlun­gen verwiesen: „Wir aber wollen und müssen Taten sehen.“Kohle ist für etwa die Hälfte der deutschen Treibhausg­asemission­en verantwort­lich.

Zuvor war bekannt geworden, dass Deutschlan­d im Klimaschut­zIndex von Germanwatc­h abermals nur Mittelmaß ist. Zwar sei die Entwicklun­g bei erneuerbar­en Energien zur Stromerzeu­gung „relativ gut“, erklärte die Umwelt- und Entwicklun­gsorganisa­tion. Beim Verkehr und bei der Kohleverst­romung habe es aber „viel zu wenig“Fortschrit­t gegeben. Deutschlan­d landete daher

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