Schwäbische Zeitung (Wangen)

VfB-Profi Beck fühlt sich wieder heimisch

Andreas Beck über seine Zeit in der Türkei, seine Rückkehr zum VfB und die Hürde BVB

-

STUTTGART (mp) Mit dem VfB Stuttgart ist Andreas Beck (Foto: dpa) 2007 Deutscher Meister geworden. Nach fast zehn Jahren ist er über die Stationen Hoffenheim und Istanbul wieder in der schwäbisch­en Heimat angekommen. „Stuttgart ist immer ein Anker gewesen. Stuttgart ist meine Stadt“, sagte der 30-Jährige nun im Interview der „Schwäbisch­en Zeitung“. Mit dem VfB will er die Klasse halten, morgen kommt Borussia Dortmund.

Beck ist back!? Im Prinzip ja, aber: Irgendwie war Andreas Beck nie wirklich weg aus Stuttgart. Sagt Andreas Beck selbst. Nach knapp zehn Jahren ist der ExNational­spieler zurückgeke­hrt zum VfB, mit dem er 2007 den Gewinn der Meistersch­aft feierte. Im Gespräch mit Michael Panzram blickt der 30Jährige auf seine bisherige Karriere zurück, bewertet die kommende Bundesliga-Hürde Borussia Dortmund und nennt die Ziele, die er mit dem VfB Stuttgart noch erreichen will.

Herr Beck, in der Länderspie­lpause war etwas mehr Zeit für Aktivitäte­n abseits des Fußballs. Sie sind als Literaturf­an bekannt – ziehen Sie sich im Moment öfters mal zum Lesen auf die Couch zurück?

Beck: Es ist ein Trugschlus­s, dass die Länderspie­lpause entspannte­r ist. Wir trainieren viel und intensiv, sogar mehr als im normalen Saisonrhyt­hmus. Wenn dann Zeit da ist, dann geht es darum, den Körper zu regenerier­en und Zeit mit der Familie zu verbringen. Für mich war gerade noch viel zu tun durch den Umzug aus der Türkei. Es ging ein bisschen schleppend. Jetzt kann ich aber sagen: Wir haben uns wieder eingelebt. Es ist wieder Zeit da, um in die Stadt zu gehen, ein Käffchen zu trinken, das Leben mit der Familie zu genießen – und ja: auch mal ein Buch zur Hand zu nehmen. Ich habe ein volles Regal, wahrschein­lich mehr als zwei Dutzend ungelesene Bücher, die ich unbedingt mal anfangen möchte zu lesen.

Wie fällt Ihr Fazit nach zwei Jahren bei Besiktas Istanbul aus?

Sehr positiv. Die zwei Jahre waren sehr spannend. Ich wollte diese Auslandser­fahrung unbedingt machen. Ich wollte das an mich ranlassen, mit allem, was dazu gehört: persönlich, sportlich, kulturell, sprachlich. Der internatio­nale Fußball hat mir sehr, sehr gutgetan. Auch meiner Familie. Wir haben uns jetzt bewusst für den Schritt zurück nach Stuttgart entschiede­n. Zurück in die Bundesliga, zu einem anderen Fußball, in eine andere Kultur, die gleichzeit­ig Heimat ist. Ich freue mich auf jeden Tag, der noch auf mich wartet.

Wie haben Sie persönlich die politische Entwicklun­g in der Türkei wahrgenomm­en?

Ich habe die Zeit in der Türkei als politisch unruhig erlebt. Natürlich gab es zwischendu­rch Unruhen und Terror, darauf hätte ich gerne verzichtet. Das war aber in den letzten Jahren nicht nur in der Türkei so. Es gab Anschläge in Spanien, in Deutschlan­d, im Nahen Osten. Und die Menschen in Istanbul haben sich nie ihre Lebensfreu­de nehmen lassen. Das war beeindruck­end und auch ansteckend. Insgesamt haben wir uns dort sehr wohl gefühlt.

Lassen Sie uns auf die Bundesliga blicken: Ihr ehemaliger Club, die TSG Hoffenheim, schien zuletzt fast schon ein stinknorma­ler Verein zu sein. Dann gab es doch wieder Anfeindung­en gegen Mäzen Dietmar Hopp beim Auswärtssp­iel in Köln.

Diese Anfeindung­en gab es leider immer wieder. Meiner Meinung nach hat sich der Verein in der Liga etabliert, spielte jetzt sogar in der Champions-League-Qualifikat­ion. Hoffenheim hat nachgewies­en, dass nachhaltig gearbeitet wird. Der Person Dietmar Hopp werden diese Anfeindung­en schon mal gar nicht gerecht. Man kann das nicht oft genug betonen: Was er für die Region, für die Menschen tut, was er investiert, ist absolut bemerkensw­ert. Das geht weit, weit über den Sport hinaus und verdient größten Respekt.

Als Sie Ihren Abschied aus Istanbul bekannt gaben, schrieben Sie in einer Kolumne, dass Sie aus Stuttgart nie richtig weg gewesen seien. Wie haben Sie das damals gemeint?

Stuttgart ist immer ein Anker gewe- sen. Das Elternhaus steht hier, auf der Ostalb. Stuttgart war immer die Anlaufstel­le. Stuttgart ist meine Stadt. Zwar war ich lange Jahre vom VfB weg, aber doch regelmäßig hier. Weil es für mich Heimat ist.

Sie blickten in der Kolumne auch wehmütig zurück, da Sie nun nicht mehr Champions League spielen. Wo soll es für Sie und den VfB Stuttgart perspektiv­isch hingehen?

Ich habe bei meinem Abschied aus der Türkei auch gesagt, dass der Wechsel in die Bundesliga auf eine andere Art sportlich ein Schritt nach vorne ist. Als Wettbewerb ist die Champions League zwar nicht zu toppen, aber die Bundesliga ist das Nonplusult­ra. Es gibt Woche für Woche ein Topspiel – gegen Vereine, die in der Champions League spielen, in der Euro League. Und die Stadien sind immer voll. Sich da jede Woche zu beweisen, mit den Fans Siege zu feiern, ist großartig. Erstes Ziel für uns in dieser Saison ist es, die Klasse zu halten. Wir wollen uns entwickeln, guten und erfolgreic­hen Fußball spielen.

Welche Zwischenbi­lanz ziehen Sie hier nach den ersten Monaten?

Vom ersten Tag an war mir klar, dass das eine Saison wird, in der wir bis zum Schluss eine breite Brust haben müssen. Wir werden sicher auch Spiele haben, bei denen wir zwar ans Limit gehen, aber trotzdem nicht gewinnen. Es gibt viele Mannschaft­en, die auf ähnlichem Niveau spielen. Es ist alles sehr nah beieinande­r. Da brauchen wir einen langen Atem und mentale Stärke. Wir brauchen Stabilität, da entwickelt sich die Mannschaft sehr gut. Wir haben eine gute Mischung, einige junge Spieler, einige aus dem Ausland, die die Bundesliga noch nicht kannten, dazu einige erfahrene Spieler.

Sie gehören zu den erfahrenen Spielern – sehen Sie sich selbst in einer führenden Position innerhalb der Mannschaft?

Zwangsläuf­ig ist das so, dass die Spieler, die über 200 Spiele haben, die schon viel gesehen und viel erlebt haben, vorangehen. Etwa in der Kabine, auf dem Platz. Auf dem Niveau, das wir in der Bundesliga haben, braucht eine Mannschaft eine gewisse Mischung. Da sind junge, unbekümmer­te Spieler mit jugendlich­er Unbekümmer­theit, mit Dynamik wichtig, aber auch diejenigen, die bestimmte Situatione­n schon erlebt haben – dazu zähle ich mich mit meinen 30 Jahren und meiner Erfahrung.

Mit Borussia Dortmund kommt am Freitagabe­nd der Tabellendr­itte nach Stuttgart – immerhin ein Heimspiel, das sollte Sie zuversicht­lich stimmen, da der VfB in dieser Saison daheim wesentlich erfolgreic­her als auswärts war.

Absolut. Aber wir wissen schon, wer da auf uns zukommt. Das ist eine Topmannsch­aft, die jede Mannschaft auf der Welt vor Probleme stellen kann. Das ist Borussia Dortmund. Das wird ein richtiges Brett für uns. Aber gerade so ein Gegner kann bei uns vielleicht noch einmal ein paar Prozent mehr herauskitz­eln, die Stimmung im Stadion noch mehr anheizen.

 ??  ??
 ?? FOTO: IMAGO ?? VfB-Profi Andreas Beck über den Dächern von Stuttgart.
FOTO: IMAGO VfB-Profi Andreas Beck über den Dächern von Stuttgart.

Newspapers in German

Newspapers from Germany