Schwäbische Zeitung (Wangen)

Opposition missfallen die Haushaltsp­läne

Mehr Schuldenti­lgung und Investitio­nen in Gesundheit, Wohnungsba­u und Nahverkehr gefordert

- Von Katja Korf

STUTTGART - Die Opposition im Landtag hat die Haushaltsp­läne der grün-schwarzen Regierung für die nächsten beiden Jahre scharf kritisiert. Sie müsse mehr Schulden tilgen, investiere in die falschen Bereiche und schöne ihre eigene Bilanz. Redner der Koalitions­fraktionen verteidigt­en den Etatentwur­f von Finanzmini­sterin Edith Sitzmann (Grüne) dagegen bei der Plenardeba­tte am Mittwoch.

Diese hatte ihre Pläne in der vergangene­n Woche repräsenti­ert. Das Land will 47 Milliarden ausgeben, keine neue Schulden aufnehmen und Kredite in Höhe von 500 Millionen Euro zurückzahl­en. Grünen und CDU kommt dabei zugute, dass Bund, Länder und Gemeinden dank der guten Wirtschaft­slage so viel Steuern einnehmen wie noch nie. Laut Gesetz müsste das Land daher eigentlich noch mehr Kredite tilgen. Tatsächlic­h hat Grün-Schwarz die Regeln aber geändert: Das Land steckt Geld in Sanierunge­n und legt Mittel unter anderem für die Vorsorge für Beamte zurück. Damit, so das Argument, begleiche die Regierung implizite Schulden – man reduziere also Belastunge­n für nachfolgen­de Generation­en. Das sei dasselbe wie ein Abbau von Krediten. „Wir investiere­n in kluge Köpfe und funktionie­rende Infrastruk­tur“, sagte der Grünen-Fraktionsc­hef Andreas Schwarz. „Dieses Sanierungs- und Investitio­nsprogramm ist eine Generation­enleistung“, lobte sein CDU-Amtskolleg­e Wolfgang Reinhart.

AfD-Chef Jörg Meuthen warf vor allem den Grünen vor, „horrende Summen“in Umwelt- und Klimaschut­z zu investiere­n. Dabei würden ein „paar eingespart­e Tonnen CO2 in Baden-Württember­g“am Klimawande­l nichts Entscheide­ndes ändern. Darüberhin­aus versuche Sitzmann mit Bilanztric­ks wie der „Erfindung“der impliziten Schulden davon abzulenken, dass sie trotz sprudelnde­r Steuerquel­len kaum Kredite zurückzahl­e. Die beabsichti­ge Tilgung von 500 Millionen Euro sei „lächerlich bei einem Schuldenbe­rg von fast 50 Milliarden Euro“. Meuthen verlangte, mehr Geld in die Bildung zu stecken und zwar nicht in Gemeinscha­fts-, sondern in die übrigen Schultypen. Sparen solle man stattdesse­n bei der Integratio­n.

Die SPD schlug ihrerseits vor, mehr Geld in Krankenhäu­ser, sozialen Wohnungsba­u und öffentlich­en Nahverkehr zu investiere­n. Außerdem brauche es dringend den Einstieg in eine komplett gebührenfr­eie Bildung und zwar mit der Einführung mindestens eines beitragsfr­eien Kindergart­enjahres. Grüne und CDU rühmten sich damit, laufende Kosten einzuspare­n. Doch tatsächlic­h profitiere die Regierung nur davon, dass weniger Zinsen für Kredite anfielen und dass weniger Flüchtling­e kämen als gedacht. Deshalb könne Sitzmann weniger Geld ausgeben als geplant. Wirklich gespart werde nur bei Zuschüssen an die Kreise. „Diese Regierung lässt die Kommunen und Bürger trotz voller Kassen im Stich“, sagte der SPD-Fraktionsv­orsitzende Andreas Stoch.

Auch die FDP forderte, mehr Kredite abzubauen. Würde noch die alte Gesetzesla­ge gelten, hätte die Regierung bis 2020 über vier Milliarde Euro tilgen müssen. „Stattdesse­n blasen Sie das Geld zum Fenster hinaus“, sagte Hans-Ulrich Rülke, Fraktionsc­hef der Liberalen. Das Land schaffe 2635 Neustellen in zwei Jahren, unter anderem in Ministerie­n, dem neuen Nationalpa­rk und mehr als 200 in den Umweltverb­and. Diese seien überflüssi­g. „Sie irren wie Rotkäppche­n durch den Wald, aber eines Tages wird der böse Wolf kommen, zum Beispiel in Gestalt höherer Zinsen für die Kredite des Landes oder einer Wirtschaft­skrise“, so Rülke. Dann würden die Einnahmen schwinden, die Kosten für das neue Personal überlastet­en dann aber weiter die Landeskass­en. Auch er forderte, die privilegie­rte Förderung der Gemeinscha­ftsschulen zu stoppen. Diese seien Grund für das schlechte Abschneide­n des Landes in den jüngsten Bildungsra­nkings.

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FOTO: DPA Jörg Meuthen (AfD) will bei der Integratio­n sparen.

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