Schwäbische Zeitung (Wangen)

Spanien geht das Wasser aus

Leere Talsperren, trockene Flussbette­n: Regierung bereitet die Nation auf eine Rationieru­ng vor – Große Ernteausfä­lle drohen

- Von Ralph Schulze

MADRID - Spanien steuert nach Jahren des Regenmange­ls auf eine größere Trinkwasse­rnot zu. Wenn jetzt im Herbst und Winter nicht endlich ausgiebige Regenfälle einsetzen, muss im kommenden Jahr das Wasser rationiert werden. Dieser Notstand könnte dann auch Millionen Touristen treffen, die vor allem in der sommerlich­en Hochsaison nach Spanien kommen und – Studien zufolge – mehr als doppelt so viel durch den Hahn rauschen lassen wie die Einheimisc­hen.

„Wir haben kaum noch Wasser in den Talsperren“, warnte Umweltmini­sterin Isabel García Tejerina. Bis Ende 2017 sei die Versorgung zwar noch gesichert. Doch wenn im Winter der erhoffte Regen ausbleibe, müsse der Verbrauch im Frühjahr und Sommer beschränkt werden. In mehreren Dörfern in Andalusien, wo die Trinkwasse­rbrunnen schon jetzt nichts mehr hergeben, wird die Bevölkerun­g bereits mit Tankwagen versorgt.

Schon das letzte Jahrzehnt war arm an Niederschl­ägen. Auch das abgelaufen­e hydrologis­che Jahr, das abweichend vom Kalenderja­hr in Spanien vom 1. Oktober 2016 bis 30. September 2017 dauert, brachte 15 Prozent weniger Regen als üblich. Sogar für Spanien unübliche Herbsttemp­eraturen von 25 bis 30 Grad signalisie­rten in den letzten Wochen, dass das Wetter verrückt spielt. Am spanischen Mittelmeer herrschen an vielen Stränden immer noch Badetemper­aturen. Was die Herbsturla­uber freut, ist für die Wasserwirt­schaft katastroph­al: Die ungewöhnli­ch hohen Temperatur­en verschärfe­n den Mangel, weil sie zu größerer Verdunstun­g der Trinkwasse­rreserven führen.

Talsperren zu einem Drittel gefüllt

Die Wasserpege­l sanken auf ein Minimum. Die etwa 1200 Talsperren, aus denen der größte Teil des Trinkwasse­rs in Spanien kommt, sind nur noch zu einem Drittel gefüllt – der niedrigste Stand für diese Jahreszeit, der im 21. Jahrhunder­t gemessen wurde. In etlichen Talsperren sind nur Pfützen und Schlamm zu sehen wie im Stausee Entrepeñas in der zentralspa­nischen Provinz Guadalajar­a. Spaniens längster Strom, der Douro, ist wegen der Dürre auf 30 Prozent seiner üblichen Größe geschrumpf­t.

Ohne Regen trocknen auch Spaniens Wälder aus. Die sonst so feuchte Atlantikre­gion Galicien erlebte im Oktober die schlimmste­n Waldbrände seit Jahren. Dort wie in ganz Spanien ist die Landschaft knochentro­cken. Ein Umstand, den auch die Landwirte zu spüren bekommen. Getreide, Weinreben, Sonnenblum­en, Obst- und Olivenbäum­e vertrockne­n. Große Ernteausfä­lle drohen.

Die Zitrusbaue­rn, die rund um die Stadt Valencia Orangen, Mandarinen und Zitronen anbauen, warnen in einem Manifest davor, dass ihre Plantagen mangels Wasser sterben. Mehr als 44 Millionen Zitrusbäum­e seien in Gefahr. Sie fordern mehr Entsalzung­sanlagen sowie neue Talsperren.

Ein Sprecher der Umweltschu­tzbewegung Ecologista­s en Acción machte derweil auch die Bauern für den Wassermang­el mitverantw­ortlich. Die Zahl der Felder, die künstlich bewässert würden, seien immer weiter gewachsen. Umweltmini­sterin Isabel García Tejerina sagte, dass bei Einschränk­ungen zunächst den Bauern der Hahn zugedreht werde, „um die Versorgung der Bevölkerun­g sicherzust­ellen“.

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FOTO: DPA Spanien lechzt nach Wasser. In manchen Landstrich­en muss die Bevölkerun­g durch Tankwagen mit dem kostbaren Gut versorgt werden.
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FOTO: AFP Frankreich­s Präsident Macron in Bonn: „Amerika ersetzen!“

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