Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zahl der Terroropfe­r geht zurück – nicht aber in Europa

Neuer Report zu Anschlägen zieht gemischte Bilanz

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LONDON (dpa) - Die Zahl der weltweiten Terroropfe­r ist im vergangene­n Jahr zum zweiten Mal in Folge gesunken. In Europa sind hingegen so viele Tote zu beklagen wie seit Jahren nicht mehr: 826 Menschen starben bei 630 Attacken, vor allem in der Türkei. Das geht aus dem Globalen Terrorismu­s Index der Denkfabrik IEP (Institute for Economics and Peace) hervor, der am Mittwoch in London veröffentl­icht wurde.

Weltweit kamen dem Report zufolge 25 673 Menschen im vergangene­n Jahr bei terroristi­schen Anschlägen ums Leben – 13 Prozent weniger als im Jahr zuvor und 22 Prozent weniger als 2014. Angesichts der militärisc­hen Niederlage­n der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) in Syrien und dem Irak sieht das IEP bereits einen Wendepunkt im Kampf gegen islamistis­chen Extremismu­s gekommen.

Anders sieht die Lage in den europäisch­en Ländern aus: Dort gab es 2016 mit 826 Toten fast 60-mal so viele Opfer wie 2002, davon allein 658 in der Türkei. Vor 15 Jahren gab es nur 14 Todesopfer in Europa. Seit 2002 hätten 200 verschiede­ne Terrororga­nisationen Anschläge in Europa verübt, darunter die verbotene kurdische Arbeiterpa­rtei PKK und der IS. Die Experten sehen aber zumindest Anzeichen für einen Rückgang 2017. Außerdem gelinge es den Sicherheit­sbehörden immer häufiger, Anschläge zu verhindern. Probleme bereiten jedoch Attacken, die mit einfachen Mitteln durchgefüh­rt werden, beispielsw­eise mit Fahrzeugen. So raste im Dezember 2016 der Tunesier Anis Amri mit einem Lastwagen in den Berliner Weihnachts­markt. Zwölf Menschen starben. Ähnliche Anschläge gab es in Großbritan­nien in diesem Jahr. Der Inlandsgeh­eimdienst MI5 sprach von einem dramatisch­en Anstieg an Bedrohunge­n. Insgesamt hatte es 2017 fünf Terroransc­hläge gegeben.

Stärkster Rückgang in Nigeria

Die meisten terroristi­schen Aktivitäte­n spielen sich aber in Afrika, dem Nahen Osten und Asien ab. Dort ging die Zahl der Toten 2016 in vier der fünf am stärksten betroffene­n Ländern teils drastisch zurück. Den stärksten Rückgang mit etwa 80 Prozent verzeichne­te Nigeria. Ursache sei vor allem eine internatio­nale Militärope­ration gegen die Terrormili­z Boko Haram, heißt es in dem Bericht. Auch in Pakistan, Syrien und Afghanista­n starben weniger Menschen.

Im Irak stieg die Zahl der Terroropfe­r nach Angaben der Denkfabrik um 40 Prozent auf 9765. Verantwort­lich dafür war vor allem die IS-Miliz. Den weltweiten wirtschaft­lichen Schaden, den der Terrorismu­s angerichte­t hat, beziffern Experten auf mindestens 84 Milliarden US-Dollar (93,6 Milliarden Euro) für 2016.

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