Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Preissteig­erungen von überschaub­arer Dauer“

Der Chef des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­andes, Klaus Müller, über die hohen Preise für Flugticket­s

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BERLIN - Vor allem auf innerdeuts­chen Flügen sind nach der Insolvenz von Air Berlin die Ticketprei­se gestiegen. Klaus Müller, Vorstand des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­andes (VZBV), fordert im Gespräch mit Tobias Schmidt das Kartellamt zum Handeln auf.

Herr Müller, die Ticketprei­se für bestimmte Lufthansa-Verbindung­en sind seit der Air-Berlin-Pleite um bis zu 300 Prozent gestiegen. Ist das schon die Auswirkung eines Quasi-Monopols?

Diese drastische­n Preissteig­erungen sind zwar äußerst ärgerlich für Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r, aber vermutlich von überschaub­arer Dauer. Denn Air Berlin hatte vor dem Insolvenza­ntrag täglich noch etwa 450 Flüge angeboten. Die fehlen jetzt natürlich. Übergangsw­eise hat Lufthansa zurzeit auf bestimmten innerdeuts­chen Strecken ein Monopol. Das erklärt die teils enormen Preissteig­erungen. Langfristi­g ist vor allem wichtig, dass die Preise nach dem Übernahmev­erfahren wieder auf ein normales Maß zurückkehr­en.

Was ist zu tun, um sowohl für ausreichen­d Flüge als auch für akzeptable Ticketprei­se zu sorgen?

Es wäre gut gewesen, wenn Air Berlin sein Tafelsilbe­r an mehrere interessie­rte Konkurrent­en verkauft hätte. Das hätte dem Wettbewerb um faire Preise gut getan. Nun hat Lufthansa wohl den Hauptteil bekommen. Die Kartellbeh­örden müssen diesen Deal sehr genau unter die Lupe nehmen. Es darf nicht dazu kommen, dass es auf einzelnen Strecken keinen Wettbewerb mehr gibt. Denn dann könnte Lufthansa die Preise diktieren. Die Kartellbeh­örden müssen Lufthansa im Zweifel die Übernahme bestimmter Strecken untersagen.

Sind die Verbrauche­r die Dummen des Air-Berlin-Untergangs, nutzt die Lufthansa ihre Position aus?

Lufthansa versucht, für sich das Beste rauszuhole­n. Das mag aus Sicht des Unternehme­ns verständli­ch sein, darf aber nicht in Form von überhöhten Preisen zu Lasten der Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r gehen. Denn Verbrauche­r sind so oder so die Leidtragen­den. 200 000 Passagiere werden ihr Geld für ausgefalle­ne Air-Berlin-Flüge nicht mehr wiedersehe­n. Und AirlinePle­iten sind keine Seltenheit, wie man an Alitalia und Monarch sehen kann. Die nächste Bundesregi­erung muss sich dafür einsetzen, dass Kundengeld­er bei Flugbuchun­gen gegen Insolvenz abgesicher­t sind – bevor die nächste Pleite kommt.

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FOTO: DPA Klaus Müller

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