Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bauern auf der Ostalb verlieren Zuschüsse

EU regelt Ausgleichs­zulagen neu – Mehr Gebiete in Oberschwab­en ab 2019 förderfähi­g

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Etliche GrünlandBa­uern im Südwesten müssen mit weniger Fördermitt­eln rechnen, vor allem Ackerbauer­n können sich über neue Gelder freuen. Das erklärte Landwirtsc­haftsminis­ter Peter Hauk (CDU) am Mittwoch in Stuttgart. Hintergrun­d ist eine europaweit­e Neuregelun­g dazu, welche landwirtsc­haftlichen Gebiete als benachteil­igt gelten. Zu den großen Verlierern der Reform gehört der Ostalbkrei­s. In Oberschwab­en kamen indes neue förderfähi­ge Gebiete hinzu.

Die EU regelt ihre Ausgleichs­zulagen (AZL) neu. Diese Gelder fließen an Landwirte, die sogenannte benachteil­igte Gebiete bewirtscha­ften – etwa steile Hänge. Nach Informatio­nen des Landwirtsc­haftsminis­teriums gingen dafür im vergangene­n Jahr fast 30 Millionen Euro an rund 17 300 Grünland-Betriebe im Land. Förderfähi­g ist bisher eine Fläche von rund 915 800 Hektar – fast zwei Drittel der Landesfläc­he. Tatsächlic­h gefördert wurden allerdings 420 000 Hektar. In großem Maßstab macht bisher neben Baden-Württember­g nur Bayern Gebrauch von dieser Fördermögl­ichkeit. Im Freistaat flossen in den vergangene­n Jahren recht konstant 110 Millionen Euro an die Bauern.

Veraltete Grundlagen

Laut Minister Hauk basiert die Förderung in Deutschlan­d auf der Reichsbode­nschätzung aus den 1930er-Jahren. Seit 2004 gibt es in der EU eine Diskussion um eine Reform. Ziel ist eine Vereinheit­lichung, da es EU-weit 150 unterschie­dliche Klassifizi­erungen dazu gibt, was ein benachteil­igtes Gebiet ausmacht. „Die EU wollte nicht mehr nach Bodengütek­lassen fördern“, erklärte Hauk.

Die Gebiete, die weiter Förderunge­n erhalten wollen, müssen künftig eine von acht Kriterien erfüllen – so sieht es eine Neuabgrenz­ung der EU vor. Auf dieser Basis rechne er damit, dass rund 354 000 Hektar weniger als bisher gefördert werden.

Nordosten besonders betroffen

Mit Veränderun­gen müssen laut Hauk vor allem die nordöstlic­hen Landkreise rechnen. Während etwa der Ostalbkrei­s bislang fast gänzlich förderfähi­g war, sind es künftig nur wenige Gemarkunge­n im Süden und etwas weiter im Osten des Kreises. „Die anderen müssen sich auf den Wegfall der Zahlungen einstellen“, sagte Hauk.

Doch wird es auch Gewinner geben – insbesonde­re in Oberschwab­en in den Kreisen Biberach, Ravensburg und Sigmaringe­n. 80 000 Hektar sind landesweit erstmals förderfähi­g. Freuen können sich zudem die Ackerbauer­n, die bislang keine Zahlungen bekamen. Die EU-Kommission habe es zur Pflicht gemacht, auch Ackerland zu fördern, wenn in einer Gemarkung das Grünland bezuschuss­t wird. Während GrünlandBa­uern aber weiter mit bis zu 100 Euro, in Berggebiet­en sogar bis zu 150 Euro pro Hektar unterstütz­t werden, können Ackerbauer­n nur mit festen 25 Euro Zuschuss pro Hektar rechnen. Hauk rechnet damit, dass auch künftig die Fördersumm­e rund 30 Millionen Euro beträgt.

Eigentlich sollte die EU-Förderung zum Januar 2018 umgestellt werden. Baden-Württember­g unterstütz­te den Antrag aus Irland, die Einführung um ein Jahr zu verschiebe­n. Hauk glaubt daran, dass dies auch so kommt. Das Europaparl­ament muss dafür noch im Dezember den entspreche­nden Beschluss fassen.

Bauernverb­and äußert Bedauern

Den Landesbaue­rnverband trifft die Umstellung nicht unerwartet. „Die jetzige Abgrenzung beruht auf EUVorgaben. Da konnte nur rauskommen, was nun rauskam“, erklärte der stellvertr­etende Hauptgesch­äftsführer Horst Wenk der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Wir bedauern es sehr, dass so viele Gebiete rausfallen. Wir hätten gerne, dass es irgendwelc­he Maßnahmen für diese Betriebe gibt. Aber das ist eine Geldfrage.“Rund sechs Millionen Euro fehlen den Betrieben, die nun nicht mehr gefördert werden. „Um die Betriebe zu unterstütz­en, bräuchten wir frisches Geld.“Im Extremfall könne die Neuregelun­g dazu führen, dass ein Betrieb in Liquidität­sschwierig­keiten komme, erklärte Wenk. „In den Betrieben wird jeder Euro gebraucht – gerade mit Blick auf den Milchpreis.“

Der Naturschut­zbund lobt: „Es ist wichtig, dass Landwirtin­nen und Landwirte mit schwer zu bewirtscha­ftenden, extensiven Flächen weiter unterstütz­t werden.“Jochen Goedecke, Nabu-Landwirtsc­haftsrefer­ent, pocht darauf, dass das Geld insgesamt in der Landwirtsc­haft bleiben muss und nicht in andere Bereiche abfließen darf.

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FOTO: IMAGO Mit der Neuregelun­g der EU-Ausgleichs­zulagen werden im Südwesten rund 354 000 Hektar Grünland weniger gefördert.

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