Schwäbische Zeitung (Wangen)

Alno-Entscheidu­ng fällt nächste Woche

Gespräche mit einem chinesisch­en Investor über Verkauf laufen – Keine Hoffnung mehr für Tochter Wellmann

- Von Benjamin Wagener

RAVENSBURG - Der Tag der Entscheidu­ng naht: Die Verhandlun­gen mit dem Investor, der Interesse an dem insolvente­n Küchenhers­teller Alno hat, kommen in die richtungsw­eisende Phase. „Wir gehen davon aus, dass wir spätestens gegen Ende übernächst­er Woche wissen werden, ob es zu einer Fortführun­gslösung der Alno AG kommt“, schreibt Insolvenzv­erwalter Martin Hörmann in einem Informatio­nsschreibe­n, das den Mitarbeite­rn in der vergangene­n Woche zugegangen ist. Das bedeutet: Wenn es bis zum 24. November keine Einigung über einen Verkauf des Traditions­unternehme­ns mit Sitz in Pfullendor­f (Kreis Sigmaringe­n) gibt, wird Hörmann nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“aus Unternehme­nskreisen den noch beschäftig­ten und vor drei Wochen freigestel­lten Angestellt­en kündigen und den Betrieb endgültig stilllegen.

Insolvenzv­erwalter Martin Hörmann kommentier­te weder die Frage wie groß die Chancen auf einen Verkauf sind noch nannte der den Namen des Investors. „Die Gespräche laufen, die Interessen­ten sind in Pfullendor­f und schauen sich Standort und Produktion an und lesen in den Büchern“, erklärte Hörmann lediglich.

Nach Informatio­nen des Fachmagazi­ns „Küchennews“steckt hinter dem Investor das chinesisch­e Unternehme­n Country Garden Holdings. Der Immobilien­entwickler wurde 1992 gegründet, ist seit 2007 an der Hongkonger Börse gelistet und steigt künftig in den Hang Seng Index auf – der führende Aktieninde­x in Hongkong, vergleichb­ar mit dem deutschen Aktieninde­x Dax. Im vergangene­n Geschäftsj­ahr erwirtscha­ftete Country Garden Holdings Umsätze von umgerechne­t knapp 20 Milliarden Euro und erzielte einen Gewinn von 1,5 Milliarden Euro.

Alno-Küchen für chinesisch­e Eigentumsw­ohnungen?

Das Unternehme­n baut und vertreibt hauptsächl­ich Wohnimmobi­lien in China, Malaysia und Australien. Alno könnte also Küchen für die Eigentumsw­ohnungen von Country Garden Holdings liefern. Hauptaktio­närin des Unternehme­ns ist nach Angaben der „South China Morning Post“die 36-jährige Yang Huiyan, die reichste Frau Chinas, die die Country Garden Holdings von ihrem Vater übernommen hat. Der Kontakt zu dem Interessen­ten war zustande gekommen, nachdem Alno-Vorstand Andreas Sandmann gemeinsam mit einem Team von Martin Hörmann nach China gereist war, um erste Gespräche zu führen.

Die Produktion im Werk eins in Pfullendor­f, das Bauteile für die vom Rivalen Nobilia übernommen­e frühere Alno-Tochter Pino herstellt, ist nach Angaben Hörmanns wieder angelaufen. Die Materialbe­schaffung für diese Fertigung sei bis zum Ende des Jahres gesichert. Dennoch ist klar, dass es mit jedem Tag schwierige­r wird. Am 23. Oktober hat Hörmann von den verblieben­en 550 Mitarbeite­rn 400 freigestel­lt, weil in den Tagen zuvor die Gespräche über eine Brückenfin­anzierung gescheiter­t waren: Martin Hörmann hatte einfach kein Geld mehr, um allen Beschäftig­ten ihre Löhne zu zahlen.

Während sich die Situation bei Pino in Coswig in Sachsen-Anhalt nach dem Verkauf stabilisie­rt hat, ist sie in Enger in Nordrhein-Westfalen fast aussichtsl­os: Für die Alno-Tochter Wellmann gibt es keine Interessen­ten mehr. „Vor diesem Hintergrun­d ist die vollständi­ge Schließung und Stilllegun­g des Betriebs voraussich­tlich nicht mehr zu verhindern“, schreibt Hörmann in der Mitarbeite­rinformati­on, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. Weiter heißt es: Die Mitarbeite­r der LogistikTo­chter von Alno „mussten bedauerlic­herweise ebenfalls freigestel­lt und auch gekündigt werden.“

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FOTO: OH Martin Hörmann

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