Das „große Haus der Inklusion“erhält Förderung
Stiftung Liebenau bekommt 700 000 Euro Zuschuss vom Land für inklusives und innovatives Bauen in Amtzell
AMTZELL - Mehr Individualität, mehr Selbstständigkeit und vor allem mehr Nähe zur Gemeinde – das soll das geplante Gebäude der Stiftung Liebenau Menschen mit Behinderung in Amtzell bieten. 18 Wohnräume, ein Quartierstreff sowie eine Arztpraxis sollen im geplanten Neubaugebiet „Pfärricher Straße“entstehen. Dieses Bauprojekt wird nun mit rund 700 000 Euro vom Land Baden-Württemberg gefördert.
Ein „großes Haus der Inklusion“soll entstehen, sagt Projektleiter der Liebenau, Bernhard Hösch. „Wir freuen uns sehr über die Förderung. Denn hinter dem geplanten Neubau steckt ein wahnsinniger Aufwand und viel Engagement.“Das Projekt wird bereits seit 2013 in Kooperation mit der Gemeinde Amtzell geplant. Die Stiftung wolle mit dem Neubau allerdings nicht expandieren, sondern Vorgaben des Landes umsetzen, wie Menschen mit Behinderung künftig wohnen müssen. Zum Beispiel soll es nur noch Einzelzimmer geben. Das Gebäude in der Pfärricher Straße werde den neuesten Vorgaben entsprechen.
Dass es momentan noch Einwände aus der Bevölkerung gegen das geplante Baugebiet an der Pfärricher Straße gibt, das sei der Stiftung bewusst, sagt Hösch: „Ich hoffe, dass hier die Vernunft siegt. Denn was wir planen dient doch keinem Einzelprofit, sondern dem Allgemeinwohl. Die Vorgaben des Landes sind doch das, was die Gesellschaft sich für ihre Mitmenschen mit Behinderung wünscht.“Der Spatenstich für den Neubau sei für Mitte 2018 geplant, so dass bis Ende 2019 die Bewohner ebenso wie die Arztpraxis einziehen könnten.
Selbstverständliche Rechte
Der baden-württembergische Sozialund Integrationsminister Manne Lucha (Grüne) hat insgesamt rund 7,3 Millionen Euro für den Ausbau gemeindenaher und inklusiver Wohnformen und Projekte im Land freigegeben, unter anderem die 700 000 Euro für Amtzell. 630 000 davon kommen aus sogenannten Ausgleichsabgabemitteln. Diese werden von Firmen gezahlt, die mehr als 20 Arbeitsstellen anbieten, aber nicht die gesetzlich vorgeschriebene Zahl schwerbehinderter Menschen von fünf Prozent der Belegschaft beschäftigen.
„Mit dem Programm erleichtern wir Menschen mit Behinderungen eine unabhängige Lebensführung und mehr Teilhabe an der Gesellschaft. Menschen mit Behinderungen sollen ihre Menschenrechte, Grundrechte und Wahlmöglichkeiten in gleicher Weise wahrnehmen können und dürfen, wie es für Menschen ohne Behinderungen selbstverständlich ist. Unser besonderes Augenmerk, das wir auch mit dem Förderprogramm abbilden, gilt dabei dem inklusiven Wohnen und Arbeiten“, wird Lucha zitiert.
Über die Förderung für Amtzell freuen sie sich, teilen auch die Landtagsabgeordneten Petra Krebs (Grüne) undRaimund Haser (CDU) mit: „In unserer Gesellschaft muss es selbstverständlich sein, dass Menschen mit Behinderungen ihre Rechte und Wahlmöglichkeiten in gleicher Weise wahrnehmen können und dürfen, wie es für Menschen ohne Behinderungen ist.“
Projektleiter Hösch hofft nun, dass der Bebauungsplan für die „Pfärricher Straße“bis Februar 2018 rechtskräftig wird, damit das „große Haus der Inklusion“gebaut werden kann.