Felix Kästle stellt Panoramabilder aus
Ausgerechnet ein Ravensburger zeigt Friedrichshafenern ihre Stadt von der schönsten Seite
FRIEDRICHSHAFEN - 14 großformatige Panoramabilder, aufgenommen von Felix Kästle, sind seit gestern im Gustav-Werner-Stift zu sehen. Der Fotograf, der seine ersten Sporen bei der Schwäbischen Zeitung verdient hat und für seine Bodenständigkeit bekannt ist, gibt seine Kamera nie aus der Hand. Für dieses Projekt aber legte er die schwere Nikon beiseite und ging in die Luft. Nicht leibhaftig. Kästle ließ eine Drohne steigen.
Was dieses ferngesteuerte Fluggerät vom Typ DJI Inspire 2 mit einer Leica-Optik aus 30 bis 50 Meter Höhe gesehen hat, setzte der Fotograf anschließend am Computer zusammen. Herausgekommen sind Artefakte – Bilder, wie man sie nicht einmal aus dem Zeppelin schießen kann, Bilder von enormer Ausstrahlung, die gleichermaßen weit und tief blicken lassen, Bilder, die alle Schönheit, Lieblichkeit, Zerbrechlichkeit und Vielfalt der Bodenseelandschaft vereinen. „Spaziergang durch die Luft“heißt die Ausstellung. Nicht zu verwechseln mit „Spazierfahrt durch die Luft“, wie Franz Hoben seine literarischen Zeppelinaden genannt hat. Im Gehen sieht man bekanntlich mehr als im Fahren und noch mehr als im Fliegen. Mit der Drohne unterwegs zu sein, habe für ihn etwas Entspanntes, sagt Kästle. „Ich komme da total zur Ruhe“. Er lasse sich Zeit, um den richtigen Augenblick, die richtige Höhe und die passende Perspektive zu finden.
Dass das Ganze nicht nur mit Technik, sondern auch mit Kreativität zu tun hat, machte Monika Blank in ihrer Laudatio am Montag deutlich. Kästle überlasse nichts dem Zufall, suche den Kontakt mit dem Objekt und sei ein Perfektionist, so die Pressesprecherin der Stadt Friedrichshafen. Dem Ravensburger Kästle sei es gelungen, die schönen Seiten von Friedrichshafen zu zeigen, einer Stadt, von der allzu oft behauptet werde, sie habe im Vergleich zu Konstanz, Lindau, Bregenz oder Ravensburg nichts Schönes zu bieten. „Friedrichshafen glänzt nicht auf den ersten Blick, sondern will, wie eine etwas spröde Schöne, erobert werden“, sagte Blank.
Blaue Stunde am Hafen
So hochwertig wie die Aufnahmetechnik, so exquisit sind die Drucke. Aufgezogen auf Alu Dibond, einem steifen Verbundmaterial, bestehend aus dünnen Aluminiumschichten, und hinter Acrylglas haben sie Museumsqualität, wie Blank sagte. Die Bildmotive umfassen vier Themen: Schlösser und Kirchen, Herbststimmung, zur Blauen Stunde sowie die Stadt Friedrichshafen, der See und die Berge – Postkartenidylle pur. Zu sehen ist etwa die Birnau oder das Schloss Salem in bezauberndem Licht mit Wäldern, Gärten und See im Hintergrund. Die Haldenbergkapelle ist in eine beinahe mystisch anmutende herbstliche Landschaft getaucht. Der Fährhafen zur Blauen Stunde sei sein persönlicher Favorit, sagt Kästle. Aufgenommen habe er es vor zirka zwei Wochen um 6.50 Uhr morgens, kur vor Sonnenaufgang. In der Schiffswerft brennen die ersten Lichter, die Leuchten entlang der Mole ziehen sich wie eine Perlenkette in den See hinaus, und der beleuchtete Turm der Nikolauskirche ragt wie ein Zeigefinger aus dem Häusermeer.
„Mit diesen fantastischen Bildern kommt ein Stück Leben in unser Haus“, sagte der Leiter des GustavWerner-Stifts, Ulrich Gresch. Er ist sicher: Besucher und Bewohner werden miteinander ins Gespräch kommen und neue Entdeckungen machen. Die Hausmusik bei der Vernissage machte Reinhold Seidemann.
Die Ausstellung „Spaziergang durch die Luft“von Felix Kästle im Gustav-Werner-Stift, Konstantin-Schmäh-Str. 30, ist bis Sommer 2018 zu sehen.