Protest: Grundschullehrer fordern mehr Geld
GEW macht auf Ungerechtigkeit aufmerksam – Lehrermangel stellt Problem dar
BAD WALDSEE (hey) - „Auch wir in Oberschwaben wollen A13 haben“, mit diesem Protestruf haben rund 40 Grundschullehrer auf ihre im Vergleich mit Gymnasiallehrern unbefriedigende Gehaltssituation aufmerksam gemacht. Initiiert wurde die Aktion in Reute-Gais-beuren vom Kreisverband Ravensburg/Bodenseekreis der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
„JA13“lautet das bundesweite Aktionsmotto der GEW, das ein höheres Beamtengehalt für Grundschullehrer und teilweise auch Hauptschullehrer fordert. „Wer kleine Kinder unterrichtet, bekommt auch nur ein kleines Gehalt. Das ist inakzeptabel“, berichtet GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz im Pressegespräch. Mit der Gehaltsanpassung soll der Beruf des Grundschullehrers aufgewertet werden. Als Schlagworte nennen die GEW-Verantwortlichen hierbei Attraktivitätssteigerung des Jobs, Wertschätzung der Arbeit und Lohngerechtigkeit. Dem Lehrermangel an der Grundschule solle dadurch entgegengewirkt werden. Und dieser Lehrermangel nimmt dramatische Ausmaße an, wie Bernd Dieng, der für die Lehrerausbildung am Seminar in Meckenbeuren verantwortlich ist, erklärt: „Von insgesamt 1580 Grundschulstellen in Baden-Württemberg konnten jetzt 500 Stellen nicht besetzt werden. Das stellt ein Dilemma dar, das auf dem Rücken der Lehrer ausgetragen wird.“Die Folge: Fortbildungen könnten nicht in Anspruch genommen und für erkrankte Lehrer kein Ersatz gefunden werden, die Klassen würden wieder größer, und Unterricht fällt ersatzlos aus. Dabei seien speziell die Grundschullehrer gefordert wie nie. Die Heterogenität der Schülerschaft und die Inklusion würden die Lehrkräfte vor große Herausforderungen stellen, die sich in zu niedrigen Gehältern widerspiegeln. Gleichwohl, so räumt Dieng ein, stehen die Grundschullehrer im europäischen Vergleich gut da – aber eben im Vergleich zu den weiterführenden Lehrkräften im Inland nicht. Durchschnittlich verdienen die Grundschul-Pädagogen 370 bis 450 Euro weniger als ihre Kollegen mit A13. Mit der Forderung nach mehr Gehalt wird bei der GEW gleichzeitig der Ruf nach einer längeren Studiendauer laut. Bislang müssen Grundschullehrer acht Semester studieren, Lehrkräfte für weiterführende Schulen lernen zehn Semester lang. „Wenn alle zehn Semester lang studieren, kann das von der Landesregierung nicht mehr als Rechtfertigung herangezogen werden, dass man den Grundschullehrern weniger zahlt“, führt Moritz einen Grund auf. Ein weiteres Argument, das für eine längere Studiendauer spreche, sieht Dieng in einer Erhöhung der Hauptfächer von zwei auf drei. Neben Deutsch oder Mathematik könnte der Fokus auf Sport, Musik oder Kunst gelegt werden. „Diese ästhetischen, musischen und bewegungserzieherischen Fächer sind in der Grundschule besonders wichtig, laufen aber Gefahr, nach hinten runterzufallen – weil es Mangelfächer sind.“Das bestätigt Moritz, die die Persönlichkeitsbildung der Schüler am Schulanfang hervorhebt und den Mehrwert beispielsweise einer Theater-AG betont. „Auf den Anfang kommt es an“, ist unter anderem auf den Plakaten der protestierenden Lehrer zu lesen.
Die Forderung nach der A13-Bezahlung gilt laut Moritz zudem für einen Teil der Hauptschullehrer. Denjenigen Hauptschullehrern, die aktuell noch an ihrer Hauptschule sind und nicht wechseln, verweigere die Landesregierung strikt die Höherstufung. Für Reck völlig unverständlich und nicht nachvollziehbar.