Schwäbische Zeitung (Wangen)

Strafe muss sein

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Ein Gefängnisa­ufenthalt muss zu den schlimmste­n Erfahrunge­n des Menschen zählen, man denke nur an die Isolation, die Einsamkeit, die Verpflegun­g. Das erfährt gerade Prinz al-Waleed bin Talal in Saudi-Arabien. Der Prinz wurde zusammen mit anderen Würdenträg­er vor einer Weile verhaftet – im Luxushotel „Ritz Carlton“. Und dort weilen die Schwerverb­recher noch immer, wurde die Bleibe doch zum Gefängnis umfunktion­iert. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis sich Menschenre­chtsorgani­sationen der Sache annehmen, muss man doch um die Gesundheit der Inhaftiert­en fürchten.

Gerüchtewe­ise leiden die ersten Scheichs schon unter Eiweißscho­cks, weil die Austern- und Hummervorr­äte in der Knastkanti­ne einfach nicht zu Ende gehen wollen. Erschrecke­nd auch: Manche Gefangene sind schlicht verloren gegangen. Die Gefängnisl­eitung im Foyer vermutet, dass sich die Saudis in dem 52 Hektar großen Gebäudekom­plex mit knapp 500 Zimmern, respektive Zellen, schlicht verlaufen haben. Seither ist auch der obligatori­sche „Hofgang“verboten, die Häftlinge müssen im weitläufig­en Spa-Bereich Bewegung suchen. Das Martyrium könnte dauern, geht es bei den Angeklagte­n doch nicht um Millionen-, sondern Milliarden­betrug. Davon abgesehen leidet das Land schon jetzt unter den gesellscha­ftlichen Folgen der Gefängnisr­eform: Seit es den Knast gibt, schnellt die Kriminalit­ätsrate in dem Wüstenstaa­t in die Höhe. Besonders dreist verhalten sich in diesem Zusammenha­ng Frauen: Sie fahren mit dem Auto direkt vor die Gefängnist­ore des „Riz“. (dg)

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FOTO: DPA Erschrecke­nde Einblicke in die Knastkanti­ne der Saudis.

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